Wachstum versus Konsolidierung – der ewige Konflikt
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Die größte Herausforderung für die Weltwirtschaft seit der Finanzkrise ist es, trotz des Schulden- und Risikoabbaus weiter zu wachsen, wie Robert Spector, CFA Portfolio Manager bei MFS Investment Management im aktuellen Konjunkturausblick schreibt. Das wichtigste Wachstumshemmnis sei noch immer die neue Sparsamkeit der Privathaushalte wie zum Beispiel in den USA, Großbritannien und Spanien. Doch seit einiger Zeit komme die Konsolidierung der Staatsfinanzen hinzu - ein in allen Industrieländern wichtiges Thema, heißt es.
Noch nie sei es einfach gewesen, ein Gleichgewicht zwischen Haushaltskonsolidierung und Wachstum zu finden. Meist sei versucht worden, die Folgen der Sparpolitik mit einer extrem expansiven Geldpolitik abzufedern. Leitzinsen nahe null Prozent und unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen wie Quantitative Easing hätten die Konjunktur gestützt, weil sie Anfang 2009 eine Deflation verhindert und für die Erholung risikobehafteter Wertpapiere (z.B. Aktien) sowie für extrem niedrige Staatsanleihen-Renditen gesorgt hätten, so Spector.
„Die unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen haben aber nicht zu einem selbsttragenden Aufschwung mit einem Wachstum über dem Potenzialwachstum geführt. Nach wie vor wächst die US-Wirtschaft nur um etwa zwei Prozent jährlich. Europa befindet sich in der Rezession und in den großen Schwellenländern hat das Wachstum nachgelassen. Außerdem: Den neuen Untersuchungen des Internationalen Währungsfonds zufolge haben die geldpolitischen Entscheider und Prognostiker viel zu niedrige Multiplikatoren unterstellt, als sie die Auswirkungen der staatlichen Konsolidierungspolitik abgeschätzt haben. Mit anderen Worten: Die Sparmaßnahmen dämpfen das Wachstum wesentlich stärker, als die Volkswirte geglaubt haben. Die Geldpolitik muss deshalb noch sehr viel mehr leisten, um ein Gegengewicht zu schaffen. Das ist auch der Grund, weshalb die Sparmaßnahmen etwa in Spanien und Griechenland das Wachstum so stark gebremst haben und die Defizite noch mehr gestiegen sind“, schreibt der Investmentexperte.
Alles in allem habe sich die Weltwirtschaft in den letzten drei Jahren bestenfalls schwach erholt. Gelegentliche kurze Aufschwungphasen seien schnell zu Ende gegangen, als neue Sparmaßnahmen ihren Tribut forderten. Doch möglicherweise stehe uns jetzt eine Wende zum Besseren bevor. Es gebe Anzeichen für eine Stabilisierung der Weltkonjunktur und sogar einzelne punktuelle Fortschritte. Das amerikanische Wirtschaftswachstum lege zu, der Wohnimmobilienmarkt erhole sich allmählich und die Konsumausgaben seien zuletzt überraschend hoch gewesen. Enttäuschend seien hingegen die Unternehmensinvestitionen. Aufgrund der Unsicherheiten durch die drohende Fiskalische Klippe (fiscal cliff) in den USA zögerten die Unternehmen zu investieren. Dies wiederum bedeute, dass sich Nachfrage aufstaue, die dann zu erhöhten Investitionen führen werde, falls die Klippe ohne allzu große Auswirkungen auf das Wachstum überwunden werden könne. Fortschritte habe es auch in China gegeben und in Europa gebe es Anzeichen dafür, dass die Konjunktur nicht noch weiter nachlasse, heißt es.
„Allerdings dürften die Konjunkturschwankungen noch einige Zeit anhalten. Die Geldpolitik wird das Wachstum weiter stützen. Jedoch dürfte das neuerliche Quantitative Easing nur wenig bewirken. Welche Auswirkungen genau die Fiskalische Klippe haben wird, wissen wir noch lange nicht. Die Europäische Zentralbank hat vielleicht für einen Zeitgewinn gesorgt, aber die Bankenunion und der unvermeidliche Hilfsantrag Spaniens wurden erneut vertagt. Der Machtwechsel in China wird zu mehr wirtschaftlicher Unsicherheit führen. Offensichtlich haben es insbesondere die Politiker in der Hand, wie es mit der Weltwirtschaft weitergeht. Und das ist nie gut“, so Spector.
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