Wachstum der Industriestaaten nähert sich an, Schwellenländer laufen auseinander
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Den Haag (GodmodeTrader.de) - NN Investment Partners (NN IP) geht davon aus, dass das Wirtschaftswachstum der Eurozone im neuen Jahr aus seiner aktuell leichten Schwächephase herauskommt, da der Arbeitsmarkt enger wird und das Lohnwachstum anzieht. Die Wachstumskonvergenz in den Industriestaaten eröffnet den Schwellenländern Chancen, insbesondere über den Handel mit Europa. Die Auslandsinvestitionen und Kapitalflüsse in die Schwellenländer werden jedoch von den Importzöllen und der Normalisierung der US-Geldpolitik gedämpft, heißt es in einem aktuellen Marktkommentar von Valentijn van Nieuwenhuijzen, Chief Investment Officer bei NN Investment Partners.
„Einige institutionelle Anleger teilen die Bedenken über die Auswirkungen der Importzölle und der geldpolitischen Normalisierung auf die Weltwirtschaft. Eine Umfrage zur Anlegerstimmung, die NN IP im November 2018 unter 100 institutionellen Investoren durchgeführt hat, belegt, dass das Wirtschaftswachstum, die US-Handelspolitik und die Inflationsdynamik die größten Sorgen der Befragten sind. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten erwartet 2019 eine nachlassende Dynamik des Weltwirtschaftswachstums, 28 Prozent rechnen mit einer Konsolidierung“, so van Nieuwenhuijzen.
Im kommenden Jahr 2019 würden die USA einer moderaten Wachstumsabkühlung entgegen sehen, da die Wirkung der fiskalischen Anreize nachlasse und die jüngsten Straffungsmaßnahmen der US-Notenbank allmählich spürbar würden. Europa dürfte aus seiner aktuell leichten Schwächephase herauskommen, da der Arbeitsmarkt enger werde und das Lohnwachstum anziehe. Ein robustes Geschäftsvertrauen, verbesserte Gewinnmargen und ein gegenwärtig im Vergleich zum Produktionsniveau noch niedriges Investitionslevel sollten dazu führen, dass die Investitionen stiegen und optimale Voraussetzungen für einen weiteren Anstieg des Kreditwachstums schüfen, heißt es weiter.
„Wir sehen in der Eurozone noch eine latente Nachfrage nach Kapitalgütern und erwarten, dass die EZB ihre Geldpolitik nicht vor September 2019 strafft. Daher erwarten wir in Europa für den Großteil des kommenden Jahres ein über dem Trend liegendes Wachstum. Auch Japan dürfte weiter über dem Trend wachsen, da die geldpolitischen und fiskalischen Maßnahmen bewusst auf eine Überhitzung der Wirtschaft abzielen, um die Inflationserwartungen zu erhöhen. Die Konjunkturentwicklung in Europa und Japan nähern sich damit im neuen Jahr wieder dem US-Wachstum an. Dabei werden die sonst üblichen Showstopper von Seiten der Zentralbanken und der Arbeitsmärkte das Bild wahrscheinlich diesmal nicht trüben“, so van Nieuwenhuijzen.
Insgesamt sei das Umfeld für die Schwellenländer herausfordernder geworden. Die Normalisierung der Geldpolitik in den Industriestaaten führe zu strafferen Finanzierungsbedingungen und letztlich zu einem geringeren Wachstum der Inlandsnachfrage in den Schwellenländern. Zugleich beeinträchtige der US-Protektionismus den Globalisierungstrend, der sich bereits vor der jüngsten Einführung der US-Handelszölle abgeschwächt habe. Das dürfte die ausländischen Direktinvestitionen und das Exportwachstum in den Schwellenländern beeinträchtigen. Zudem nehme die Rohstoffintensität des chinesischen Wachstums ab. Es sinke allmählich auf ein Niveau, das eher zu seiner Demographie und seiner Schuldenquote passe. Da sich China mehr auf den Inlandskonsum als auf Anlageinvestitionen konzentriere, sei es schwierig vorherzusagen, wann die chinesischen Stimulusmaßnahmen ihre Wirkung zeigten und die negativen Auswirkungen der US-Zölle kompensieren würden, heißt es weiter.
„Wir erwarten in der Gruppe der Schwellenländer eine weitere politische Divergenz zwischen Staaten mit der nötigen institutionellen Stärke zur Fortsetzung ihrer Reformen und den übrigen Staaten. In diesem Zusammenhang werden wir die Wahlen in Indonesien, Indien und Polen genau im Auge behalten“, so van Nieuwenhuijzen.
Die Spannungen zwischen den zwei weltgrößten Volkswirtschaften würden an den Märkten ein Dauerthema bleiben. Zölle führten zu Ineffizienzen, die zu einer unterdurchschnittlichen makroökonomischen Entwicklung führten, die am stärksten bei der Produktivität sichtbar werde, heißt es. „Schon bevor dieser Punkt erreicht wird, könnten wir negative Auswirkungen auf die Stimmung der Unternehmen und der Finanzmärkte erleben. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Handelsspannungen auf China und die USA beschränkt bleiben und 2019 weiter zu Schwankungen an den Märkten führen werden“, so van Nieuwenhuijzen.
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