Kommentar
11:12 Uhr, 26.10.2017

Vorsicht: Ungewöhnliche Ruhe!

Die Zeiten sind ungewöhnlich. Das gilt insbesondere für den amerikanischen Aktienmarkt. Die Ruhe ist schon fast gespenstisch. Da wirkt es schon fast groß und beunruhigend, dass die US-Indizes heute kein neues Allzeithoch markieren.

Nicht umsonst gibt es den Ausdruck „die Ruhe vor dem Sturm.“ Genau so fühlt es sich momentan an. Die Ruhe auf dem US-Aktienmarkt ist absolut außergewöhnlich. Wie außergewöhnlich liegt aber im Auge des Betrachters. Man kann die Ruhe auf unterschiedliche Art messen und kommt entsprechend zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Grafik 1 zeigt den maximalen Drawdown im Vergleich zum Jahreseröffnungskurs. In diesem Jahr gab es praktisch keinen Drawdown. Der Markt eröffnete das Jahr positiv und zog gleich weiter nach oben. Das ist ungewöhnlich. Im Normalfall gibt es zumindest zu Beginn des Jahres einen Drawdown – nach der Jahresendrally.


Der Vergleich ist vielleicht nicht ganz fair. Es kann ja sein, dass Aktien bis Jahresmitte um 20 % steigen und dann 20 % fallen. Das wäre ein ordentlicher Drawdown, würde aber in der Betrachtung nicht aufscheinen. Muss er auch nicht. In diesem Jahr galt schon als Korrektur, wenn sich der S&P 500 oder Dow Jones 2 % nach unten bewegten. Mehr Drawdown gab es einfach nicht.

Da verwundert es auch nicht, dass die durchschnittlichen Tagesbewegungen mager ausfallen. Volatilität ist Mangelware. Grafik 2 zeigt die durchschnittliche Tagesbewegung über einen Horizont von 100 Tagen. So niedrig wie jetzt war die durchschnittliche Schwankungsbreite noch nie.


Wie eingangs erwähnt, liegt es auch im Auge des Betrachters. Grafik 3 zeigt ein anderes Bild. Abgebildet ist der Dow Jones. Tage, an denen sich der Index mindestens um 2 % bewegte, sind markiert. Es ist schon eine Weile her, dass sich der Dow Jones um mehr als 2 % an einem Tag vom Fleck bewegte, doch ungesehen ist das nicht.

In den 50er Jahren gab es eine Phase, die 4 Jahre lang anhielt, in der keine großen Bewegungen zu verzeichnen waren. Ähnlich sah es auch von 1966 bis 1970 aus. Heute sind wir immer noch im Jahr 1 der Ruhe. Es könnte historisch gesehen noch 3 Jahre lang so weitergehen.

Man kann die Geschichte der Ruhe unterschiedlich erzählen. Einige kommen zu dem Schluss, dass es nie ruhiger war. In anderen Betrachtungsweisen muss man zumindest zugestehen, dass es nicht das erste Mal in der Historie ist, dass der Markt einfach nur steigt und gar nicht korrigiert oder zumindest einmal einen wirklich schlechten Tag hat.

Ungewöhnlich ist die Ruhe, aber nicht vollkommen ungesehen. In den 50er und 60er Jahren gab es kein QE in den USA, Europa oder Japan. Die Ruhe auf QE zu schieben halte ich für Unsinn. Es ist ja auch nicht so, dass wir mit QE keine unruhigen Zeiten seit 2009 erlebt hätten.

Der Markt läuft, nicht zuletzt deswegen, weil die Weltwirtschaft gut läuft. Es fehlt derzeit einfach an Argumenten für eine großangelegte Korrektur. Das mag jedoch alles nur die Ruhe vor dem Sturm sein. Wenn uns der Markt etwas lehrt, dann sicherlich, dass er nicht ewig und ununterbrochen steigt.

Clemens Schmale

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7 Kommentare

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  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Die Zeit ohne Vola könnte auch ihr Ende finden, falls sich die auf Zerohedge veröffentlichte Story bewahrheiten sollte, denn ein Petroyuan, falls er denn tatsächlich kommt, wäre wie eine Bombe, die im Keller der FED gezündet wird.

    http://www.zerohedge.com/news/2017-10-24/its-huge-...

    13:30 Uhr, 26.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • thomas84
    thomas84

    Crash im Nikkei sonst bin ich platt

    13:01 Uhr, 26.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Frankey
    Frankey

    Der Mensch suchth immer nach Erklärungen. Auf rationaler Ebene findet man immer Pro- und Kontra-Argumente. Aber welche Seite soll man als stichhaltiger oder zutreffender halten? Aus Erfahrung weiß ich: mal öfters auf sein Bauchgefühl hören. Und das sagt mir in diesen Zeiten: vieles verrückt und unnormal: Politik, Wirtschaft und Kursgeschehen sind außergewöhnlich. Von daher wäre ich hinsichtlich der Zukunft dieser Hausse auch etwas vorsichtig...

    12:25 Uhr, 26.10. 2017
  • BTCETH
    BTCETH

    Hallo Herr Hoose. Vielen Dank für ihren Beitrag. Sie haben völlig Recht, dass die Wirtschaftsdaten und vieles mehr schlicht und einfach manipuliert werden, weil wie sie es Richtig sagen gar keinen Einbruch an den Börsen mehr geben darf, da sonst die ganze Scheisse zusammenkracht. Nun so lange es sogenannte Möchtegern Analysten gibt wie den Herr Schmale die den Betrügern alles abkaufen und es in Posten kann nichts passieren. Mein Tipp: Glaubt diesen Analysten kein Wort, denn das einzige Ziel wo die haben, ist ihre eigene Taschen zu füllen.

    12:21 Uhr, 26.10. 2017
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Die Phase nach dem Zweiten Weltkrieg war weltweit geprägt von Wiederaufbau, hohen Wachstumsraten und allgemeiner Aufbruchstimmung. Stichwort "Nifty Fifty" in den USA und "Wirtschaftswunder" in Deutschland . Dass da an den Börsen keine größeren Turbulenzen zu sehen waren, kann daher nicht verwundern.

    Heute ist die Lage eine vollkommen andere: Massive Kurseinbrüche darf es nicht mehr geben, weil schon leiseste Anzeichen einer Rezession vor dem Hintergrund riesiger Schuldenberge und niedrigster Zinsen Panik auslösen könnten.

    Weil es von der Zinsseite keine größeren konjunkturellen Steuerungsmöglichkeiten mehr gibt, werden zentrale Daten wie BIP, Arbeitslosenrate und Inflation so hingebogen, dass die Anleger bei Laune gehalten werden. Hinzu kommen allfällige Markteingriffe an problematischen charttechnischen Haltezonen.

    Die 1.000-Dollar Frage lautet daher, wie lange es noch dauert, bis die Masse das falsche Spiel durchschaut hat. Unausweichlich wird dann die Erkenntnis reifen, dass auch die Notenbanken nicht allmächtig sind...

    12:07 Uhr, 26.10. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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