Kommentar
08:50 Uhr, 07.01.2022

Vorsicht! Diese Blase könnte auch noch platzen!

In den letzten Monaten sind gleich mehrere Blasen geplatzt. Mitbekommen hat das kaum jemand, da sich die größte und wichtigste Blase halten konnte.

Zugegeben, es sind noch nicht alle Blasen ausnahmslos geplatzt. Streng genommen konnten sich zwei Blasen halten. Allerdings ist nur eine davon relevant. Zunächst lohnt aber ein Blick auf all jene Übertreibungen, die 2021 nicht überlebt haben.

Zu nennen sind hier vor allem zwei Übertreibungen: Börsengänge und Pandemiegewinner. In den ersten Monaten des vergangenen Jahres gab es eine wahre Flut an Börsengängen. Es handelte sich vor allem um Blankoscheckunternehmen, leere Hüllen, die Geld von Investoren einsammeln, um private Unternehmen an die Börse zu bringen.

Obwohl Anleger nicht wissen, welches Unternehmen sie am Ende besitzen werden, schnellten einige der Kurse dieser Blankoscheckunternehmen in die Höhe. So manche Fusion war zu Beginn erfolgreich. Man denke an Nikola. Der Kurs des Elektro/Wasserstofffahrzeugherstellers stand einmal bei 70 Dollar. Zuletzt waren es ungefähr 10 USD.

Die Euphorie rund um Blankoscheckunternehmen verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Die Kurse vieler so an die Börse gebrachten Aktien stehen zum Teil deutlich unter der Anfangsbewertung. Das gilt auch für viele traditionelle Börsengänge. Die Bewertungen waren einfach zu hoch.

Diese Blase ist geplatzt. Ebenso sind die einstigen Pandemiegewinner und Hoffnungsträger wie Zoom in sich zusammengefallen. Anders kann man Rückgänge von 60-80 % kaum bezeichnen. Im Vergleich zur Gesamtmarktkapitalisierung waren diese Bereiche jedoch unbedeutend. Das gilt auch für Hype-Aktien wie AMC und Gamestop. Sie bewegen den Markt nicht.

Daher ist am Gesamtmarkt auch nicht zu erkennen, dass in vielen Bereichen sehr viel Luft abgelassen wurde. Zu verdanken haben wir es der Stabilität der größten der noch existierenden Blasen. Rund um Technologie-Megacaps hat sich eine Blase aufgebaut. Vor knapp 10 Jahren waren die FAANMG (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Microsoft, Google/Alphabet) niedriger bewertet als der Gesamtmarkt, wenn man das KGV als Maßstab heranzieht (Grafik 1).

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Mit der Zeit wurden die FAANMG immer höher bewertet. Das KGV liegt inzwischen bei mehr als 30. Das zieht auch das KGV des Gesamtmarktes in die Höhe. Ohne diese hoch bewerteten Megacaps ist das KGV des S&P 500 (die übrigen 494 Unternehmen) nur leicht über dem Vorkrisenniveau.

Das Hauptproblem ist die höhere Bewertung. Es ist ja nicht so, dass Apple kein gutes Unternehmen wäre. Der Gewinn steigt jedoch nur langsam. Der enorme Kursanstieg ist auf eine Verdreifachung des KGVs zurückzuführen und nicht Gewinnwachstum. Es ist unwahrscheinlich, dass sich diese Neubewertung ewig hält.

Facebook ist das einzige Unternehmen, dessen KGV über die Jahre nicht gestiegen, sondern gefallen ist (Grafik 2). Hier preisen Anleger regulatorische Risiken ebenso ein wie die Unbeliebtheit des Unternehmens. Früher oder später besteht die Gefahr, dass sich Konsumenten von unbeliebten Unternehmen abwenden.

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Megacaps sind eine Liga für sich und sie stellen eine Gefahr für den Gesamtmarkt und einzelne Sektoren da. Amazon macht ungefähr ein Drittel des Konsumsektorindex aus. Apple und Microsoft stellen fast die Hälfte des S&P Technologiesektors und Alphabet, Facebook und Netflix machen 45 des Kommunikationssektors aus.

FAANMG sind gute Unternehmen. Einige von ihnen haben solides Wachstum. Die Größe allein macht es jedoch unwahrscheinlich, dass das Wachstum so rasant fortgesetzt werden kann. Auch historisch bleiben die Megacaps nicht ewig an der Spitze. Die Megacaps der 50er Jahre waren andere als jene der 70er oder 90er Jahre. Dass die heutigen noch in zehn oder 20 Jahren an der Spitze stehen, ist unwahrscheinlich.

Eine Neubewertung der Megacaps ist nur eine Frage der Zeit. Den Gesamtmarkt könnte eine Neubewertung um 15 % drücken. In einzelnen Sektoren kann das deutlich mehr sein, weil die Handvoll an Unternehmen einen höheren Anteil als am Gesamtmarkt haben. Noch hält sich die Blase und besteht (noch) kein Handlungsbedarf.

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1 Kommentar

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  • Data75
    Data75

    Gibt es FAANMG noch? Dachte Facebook hat nun den Namen Meta. ;)

    11:10 Uhr, 07.01. 2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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