Kommentar
16:15 Uhr, 06.01.2022

Facebook/Meta: Comeback des Jahres 2022?

Die Berichterstattung über Meta könnte kaum schlechter sein. Das regulatorische Umfeld war auch schon freundlicher. Alles spricht gegen Meta. Das klingt nach einem klassischen Setup für konträre Anleger.

Meta hat viele Probleme. Man kann die Probleme fast in einem Wort zusammenfassen: Facebook. Facebook ist die wichtigste Stütze der neuen Holding und nicht zuletzt wegen der schlechten Presse dürfte sich Facebook in Meta umbenannt haben. Facebook ist inzwischen synonym mit der Monetarisierung von Nutzerdaten, Fake News und Manipulation der Politik.

Zuletzt machte Meta Anstalten, Demokraten und Republikaner gegeneinander aufzuwiegeln, um bestimmte Gesetze zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Mit Anstand und Ethik hat das wenig zu tun und solche Vorfälle bekräftigen nur den Ruf von Meta als unmoralisches Unternehmen, welches sich für den Machterhalt und Gewinnwachstum für nichts zu schade ist.

Weder für Nutzer noch für Anleger ist Meta ein Unternehmen, mit dem man zu tun haben will, wenn man ein ethisch reines Gewissen haben möchte. Das trifft allerdings auf fast alle großen Technologieunternehmen zu. Meta fällt nur besonders auf, weil es zum Teil ungeschickter lobbyiert.

Alphabet monetarisiert die Daten seiner Nutzer nicht weniger aggressiv als Meta. Apple hat ein so starkes Monopol, dass es ohne gerichtliche Intervention Wucher in seinem App Store betreiben kann. Apple verkauft sich als Unternehmen, welches seine Nutzer schützt. Korrekter wäre: Apple schützt die Daten vor anderen Unternehmen, damit es nur selbst Profit daraus schlagen kann.

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Keines der großen Technologieunternehmen kann man als gut bezeichnen. Sie alle wenden fragwürdige Praktiken an, um ihre ohnehin schon sehr starke Position zu festigen. Im Notfall werden Konkurrenten einfach gekauft.

Das ist etwas, das Meta so erfolgreich gemacht hat. Vier der Top 5 sozialen Netzwerke und Kommunikationswege gehören Meta (Grafik 1). Instragram und WhatsApp waren Zukäufe. Würde die Politik nicht einschreiten, hätte Meta vermutlich schon längst weitere Zukäufe getätigt, Snapchat zum Beispiel.

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Diese Zukäufe sind vorerst vom Tisch. Die Politik wird diese nicht absegnen. Das kann langfristig ein Problem darstellen, denn andere Netzwerke könnten der nächste Hit werden und Facebook oder Instagram das Wasser reichen. Meta muss mit den Plattformen auskommen, die es hat.

Immer wieder hört man jedoch, dass bei den vielen Problem auch noch ein weiteres hinzukommt. Facebook wird als Plattform der „Alten“ gesehen. In den USA ist der Anteil der über 35-jährigen Nutzer tatsächlich recht hoch. Dennoch sind die 18-34-Jährigen keine kleine Nutzergruppe (Grafik 2). Global sieht es grundsätzlich besser aus. Facebook ist keine Plattform für Rentner, auch wenn es teils so dargestellt wird.

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Am meisten klicken ohnehin die 35-65-Jährigen auf Werbung. Eine starke Position in dieser Gruppe ist vielleicht nicht für immer und ewig zukunftsweisend, aber sie bringt Geld. Durch Apples Update im vergangenen Jahr konnte Meta Nutzerdaten im dritten Quartal 2021 weniger gut verwerten. Der Umsatz stagnierte (Grafik 3).

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Insgesamt ist das jedoch nur ein temporäres Problem. Es ist sogar fast bemerkenswert, dass die Bremsspuren nicht deutlich waren. Der Ertrag pro Nutzer stagnierte oder stieg sogar in einigen Regionen (Grafik 4). Weltweit hat Facebook selbst bei knapp 3 Mrd. Nutzern noch viel Potential.

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Dass Meta zum Teil unmoralisch handelt, hat einen Grund. Meta braucht Daten. Global kommen 97 % der Einnahmen aus Werbung (Grafik 5). Ohne Werbung ist Meta nichts. Will Meta wachsen, muss es aus jedem Nutzer mehr Gewinn schlagen. Da fast die Hälfte der Weltbevölkerung Facebook nutzt, muss das Wachstum durch höhere Erträge je Nutzer generiert werden.

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Bisher gelingt das sehr gut und Facebook ist eben nur eines von vier Unternehmen im Meta Konzern. Trotz aller Herausforderungen und Apple Update wird Meta bis 2024 ein Gewinnwachstum von 30 % gegenüber 2021 zugetraut. Bei Alphabet ist es nicht mehr und Apples Gewinn dürfte stagnieren (Grafik 6).

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Im Gegensatz zu Alphabet und Apple ist Meta günstig bewertet. Das KGV liegt nicht nur gegenüber anderen Technologiekonzernen niedriger, sondern auch tiefer als das KGV des S&P 500. Viel Negatives ist im Kurs bereits eingepreist.

Behörden erscheinen zudem machtlos. Sie können Strafen verhängen und Übernahmen verhindern. WhatsApp wird von Milliarden Nutzern trotzdem weiter verwendet. Facebook mag den Zenit langsam überschreiten, aber Meta hat eben auch noch WhatsApp, Instragram und Messenger.

Regulation kann bremsen, aber nicht aufhalten. Das Schlimmste, was sich Anleger derzeit vorstellen können, ist eine Zerschlagung. Darin sehe ich persönlich mehr Positives als Negatives. Eine Zerschlagung kann Unternehmensteile wie Instagram vom schlechten Image der Muttergesellschaft befreien.

Kopiert die amerikanische Politik nicht das chinesische Vorgehen, bleibt Meta auf Wachstumskurs. Selbst die zuletzt größte Last von Meta, Gründer und CEO Zuckerberg selbst, konnte das Wachstum nicht aufhalten. Meta ist vergleichsweise günstig bewertet, das Sentiment ist katastrophal und selbst eine Zerschlagung würde vermutlich Wert schaffen. Rücksetzer sind Kaufgelegenheiten, wenn man es moralisch verantworten kann.


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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