Kommentar
14:30 Uhr, 04.02.2009

Vom „Hinterbänkler“ zur neuen Fondsanleihe

Sucht man am Zertifikatemarkt seit dem Inkrafttreten der Abgeltungsteuer in 2009 nach Gewinnern, so fällt die Wahl zweifelsfrei sofort auf die bisherigen „Hinterbänkler“ des Gewerbes, die sogenannten Reverse Convertibles (RCB). Waren sie doch ebenso wie Garantieprodukte bis dahin mit dem steuerlichen Malus der „Finanzinnovation“ behaftet, wurden aber im Gegensatz zu den konkurrenzlosen Sicherheits-Papieren wegen ihrer wirtschaftlichen Nähe zu Discountern bislang weitestgehend durch diese substituiert.

Discounts kennt inzwischen fast jeder, Reverse Convertibles, im Deutschen in Anlehnung an den jeweiligen Underlyingtyp besser bekannt unter der Bezeichnung Aktien- bzw. Indexanleihen, dürften so manchem weniger geläufig sein, obwohl sie ebenfalls zu den klassischen Strukturen gehören. Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich hier um „umgedrehte“ Wandelanleihen, was de facto bedeutet, dass das ansonsten beim Anleger angesiedelte Wandlungsrecht in Aktien hier auf den Emittenten übergeht mit der Folge, dass als Entschädigung für das damit einhergehende Aktienrisiko ein deutlich über dem allgemeinen Marktzins liegender Kupon gezahlt wird. Investoren sollten sich von dessen Höhe nicht blenden lassen und beachten, dass die durch den Zusatz „Anleihe“ suggerierte Sicherheit hier nicht gegeben ist, da zwar der attraktive Kupon in jedem Fall gezahlt wird, bei starken Kursverlusten allerdings statt des Nominalbetrages der Anleihe im „Worst-Case“ nahezu wertlose Aktien ins Depot gebucht werden. Der Zins stellt dann keinen adäquaten Ausgleich mehr her. Insofern handelt es sich bei RCBs ebenso um Vollrisikopapiere wie bei Discountern, die noch dazu über die finanzmathematische Beziehung der „Put-Call-Parität“ (Aktie–Call = Festgeld–Put) das gleiche Endergebnis liefern. Was der Aktienanleihe somit sein Kupon, ist dem Discounter sein Rabatt. So dürfte nach dem Wegfall der steuerlichen Unterschiede die Wahl reine Geschmacksache sein.

Die neu gewonnene Freiheit lässt sich am Zertifikatemarkt schon jetzt deutlich erkennen. So interpretiert ganz aktuell auch die DWS GO die Struktur eines Reverse Convertibles in der ihr ureigenen Weise in Form der noch bis zum 17. Februar zeichenbaren Fondsanleihe auf einen Anteil des DWS Aktien Strategie Deutschland Fonds (976986). Bei dem Underlying handelt es sich um einen sogenannten All-Cap-Fonds, der auf Basis eines aktiven Bottom-Up-Ansatzes unter der Regie von Henning Gebhardt und dessen Team versucht, Investmentchancen auch außerhalb der großen Indices wahrzunehmen, wobei das Fondsvermögen je zur Hälfte auf Standard- und Nebenwerte verteilt wird. Als Benchmark fungiert hier der HDAX, der Werte aus DAX, MDAX und TecDAX beinhaltet. Allerdings können auch selektiv Engagements in ausländischen bzw. SDAX-Werten eingegangen werden. Aktuell gehören DAX-Titel wie Deutsche Telekom, RWE, Siemens und Bayer zu den größten Positionen des Fonds, der sich obgleich seiner Auszeichnungen mit einem Minus von rund 48 Prozent zuletzt auch nicht von der allgemeinen Marktschwäche abkoppeln konnte. Für den Anleger ist bei dem nur gut sechs Monate bis zum 1. September 2009 laufenden Papier zunächst aber nur entscheidend, dass der Fonds sein Anfangsniveau bis zur Fälligkeit hält. Die maximal erzielbare Rendite entspricht dann auch dem fixen Kupon von indikativ acht Prozent (15 Prozent p.a.). Sollte der Basiswert allerdings weiterhin an Wert einbüßen, bekäme der Anleger statt des Nennbetrags automatisch einen Fondsanteil ins Depot geliefert. Er wäre dann ungewollt vom Zertifikate- zum Fondsanteilsinhaber avanciert.

Der BörseGo Tipp:
Die neue Fondsanleihe bildet eine Alternative zu entsprechenden Reverse Convertibles auf einzelne Aktien oder Indices und setzt damit in den kommenden sicherlich nicht ganz leichten Monaten auf das möglicherweise „bessere Händchen“ des Fondsmanagers gegenüber dem Gesamtmarkt. Die Erwartung einer Stabilisierung an den Märkten sollte aber in jedem Fall beim Anleger vorhanden sein. Als Lohn winkt dann eine über dem Marktniveau liegende Verzinsung abzüglich des nicht ganz unerheblichen Ausgabeaufschlags.

Fondsanleihe auf den DWS Aktien Strategie Deutschland
Emittent/WKN: DWS GO / DWS0KT
Laufzeit: 01.09.2009
Preis: (in Zeichnung: 04.02.09-17.02.09) Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 1,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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