Kommentar
16:35 Uhr, 22.07.2015

Volkswirte erwarten Grexit bis Ende 2016

Auch ein drittes Hilfspaket ist keine Lösung für die griechischen Probleme. Die Mehrheit der Volkswirte rechnet daher weiterhin mit einem Grexit bis 2016. Die jüngste Einigung verzögere den Austritt nur, heißt es.

Die internationalen Geldgeber wollen Griechenland mit weiteren Hilfen in Höhe von bis zu 86 Milliarden Euro weiter über Wasser halten. Geholfen ist dem Land damit aber aller Voraussicht nach nicht. Führende Ökonomen sind mehrheitlich davon überzeugt, dass sich der Grexit nicht mehr vermeiden lässt. Wie eine Umfrage von Bloomberg unter 34 Volkswirten führender Banken und Finanzdienstleister zeigt, rechnen 71 Prozent mit einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone bis Ende 2016. Knapp die Hälfte ist der Auffassung, dass sich das dritte Hilfspaket als zu klein erweisen wird. Kaum ein Experte glaubt, dass sich mit Hilfe von Privatisierungen 50 Milliarden Euro erlösen lassen. Gleichzeitig befürchten die Ökonomen, dass das neue Sparpaket die griechische Wirtschaft gänzlich in den Abgrund reißen könnte. Die meisten Experten sind sich einig, dass es ohne einen Schuldenschnitt nicht gehen wird.

Ich teile die mehrheitliche Meinung der Volkswirte. Insofern stehe ich voll und ganz hinter den Grexit-Vorschlägen von Bundesfinanzminister Wolfang Schäuble. Er steht derzeit völlig zu Unrecht in der Kritik. Ihm wird eine zu harte Linie vorgeworfen – das Gegenteil ist jedoch der Fall. "Ein Schuldenschnitt für Griechenland wäre mit der Mitgliedschaft in der Eurozone nicht vereinbar", sagte Schäuble und ergänzte: "insofern wäre ein Austritt für Griechenland vielleicht der bessere Weg". Damit ist Schäuble der einzige Finanzminister der Eurozone, der Griechenland einen Weg aufgezeigt hat, der den dringend notwendigen Schuldenschnitt möglich macht. Diese Option ist mit der jüngsten Einigung jedoch vom Tisch. Die Folgen sind verheerend. Solange ein Schuldenschnitt weiter im Raum steht, wird kein Investor Griechenland Geld leihen. Und solange es keine endgültige Lösung für Griechenland gibt, werden Investitionen ausbleiben und die Wirtschaft des Landes nicht in Schwung kommen.

5 Kommentare

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  • Lany
    Lany

    Ich weiß gar nicht warum alle auf Schäuble rumhacken. Griechenland hat die Forderung auf Schuldenschnitt vorgetragen und er hat einen rechtlich möglichen Vorschlag dazu abgegeben. Schuldenschnitt mit Hilfsprogramm geht nicht ohne Rechtsbruch, also hat man eine Alternative aufgelegt. Meiner Meinung nach auch eine vernünftige....

    21:00 Uhr, 22.07.2015
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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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