Kommentar
12:19 Uhr, 18.10.2011

Volkswagen mit "Bindungsproblemen"

Eigentlich sollte die 2009 eingegangene Kooperation zwischen Volkswagen und Suzuki beiden Autobauern etwas bringen. So wollten die Japaner von dem Knowhow der Wolfsburger profitieren und diese ihrerseits den Einstieg in den von Suzuki beherrschten indischen Automarkt schaffen. Dazu vereinbarte man eine wechselseitige Kapitalverflechtung, durch die VW Anteile im Wert von 1,7 Mrd. Euro an dem Kleinwagenhersteller erhielt und sich dieser im Gegenzug mit 1,5 Prozent an dem Volkswagenkonzern beteiligte. Doch irgendwie war in der Partnerschaft von Anfang an der Wurm drin, wobei die seit Wochen schwelenden Unstimmigkeiten laut „Dow Jones News“ Mitte September einen neuen Höhepunkt erreichten, als VW dem öffentlich ausgetragenen Rosenkrieg durch den Vorwurf neue Nahrung gab, dass Suzuki seine Geschäftstätigkeit mit dem italienischen Fiat-Konzern zu sehr intensiviere und von diesem Dieselmotoren ordere, die eigentlich auch genauso gut hätten aus Wolfsburg kommen können. Nachdem man auf Rückgängigmachung des Deals von Seiten VWs drängte, wollte man bei Suzuki sogar schon sämtliche Beziehungen abbrechen und auch die Kapitalverflechtung zurückführen, dem wiederum VW wiedersprach. Außerdem wollten die Japaner den Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen und bemängelten ihrerseits den mangelhaften Zugang zu den versprochenen VW-Technologien, was die Deutschen gleich wieder von sich wiesen. Suzuki hatte dabei sogar mit dem Anrufen eines Schiedsgerichts gedroht, dessen Urteilsspruch sich laut den Japanern auch VW zu unterwerfen und seine Suzuki-Anteile wieder zu verkaufen habe, so „Money.at“. Auf der anderen Seite wurden auch Gerüchte laut, nachdem Volkswagen Suzuki ganz übernehmen wolle. Nach den nicht Ende wollenden Spekulationen verpasste sich VW nun selbst einen „Maulkorb“ und gab bekannt, dass es künftig nur noch intern mit Suzuki diskutieren werde.

Bei einer anderen Kooperation scheint es dagegen laut „News.de“ nur Gewinner zu geben, der zwischen Volkswagen und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der nun Sportvereinen und -verbänden bestimmte VW- und Audi-Großraummodelle mit einem Preisnachlass von 24 Prozent für interne Zwecke zur Verfügung stellen will, um beispielsweise die bei Athleten häufig begrenzten Fahrtmöglichkeiten zu Wettkämpfen zu verbessern.

Keine weiteren Auswirkungen haben die gegenseitigen Vorwürfe zwischen Volkswagen und Suzuki auf die Einschätzungen der Analysten. So bleibt die VW Vorzugsaktie auch weiterhin auf der „Selected List" von Cheuvreux mit einem Kursziel von 150 Euro. Eine wesentlich wichtigere Rolle spielen da schon die Konjunkturrisiken, wie Philippe Houchois von der UBS betont und das Papier von „Buy“ auf „Neutral“ abstuft. Das Kursziel nimmt er gleichzeitig von 150 auf nur noch 112 Euro zurück. Aus gleichem Anlass senkt man auch bei der Investmentbank Equinet die Zielmarke von 180 auf 127 Euro, auch wenn sich die VW-Aktie zuletzt besser gehalten habe als andere Branchentitel. An seiner Kaufempfehlung rüttelt der Analyst jedoch nicht. Weitere Kurszielsenkungen kommen von der NordLB und der Commerzbank, deren Analysten ihre Marken von 130 auf 125 Euro bzw. von 165 auf 152 Euro reduzieren. In beiden Fällen lautet die Einschätzung aber auch hier „Buy“. So erwarte den Konzern 2011 laut Frank Schwope von den Landesbänkern beim Absatz, den Erlösen und Gewinnen ein Rekordjahr, doch dürfte das Wachstum im nächsten Jahr aufgrund der konjunkturellen Eintrübung nachlassen. Gegen den Trend erhöhte John Lawson von der Citigroup sein allerdings von vornherein sehr konservatives Kursziel für die VW-Vorzugsaktie von 102 auf 111 Euro.

Von den verschiedenen Aktienanleihe-Varianten bei MacquarieOppenheim bietet die „Easy“-Struktur die größte Sicherheit, da die bei dem neuen VW-Produkt bei 66 Euro fixierte Barriere nur zum Laufzeitende in einem knappen Jahr aktiv ist und zwischenzeitliche Turbulenzen keine Rolle spielen. So kommt es für die vollständige Rückzahlung des Nennbetrags „lediglich“ darauf an, dass die Aktie am Stichtag nicht auf oder unter dieser Marke notiert, da ansonsten eine Aktienandienung erfolgen würde. Der Puffer beträgt damit bei dem Zertifikat stolze 42 Prozent. Auf der anderen Seite liegt die Maximal-Rendite mit knapp sechs Prozent immer noch deutlich über dem risikolosen Marktzins.

10,00 % p.a. VW Vz. 66 EASY-Aktienanleihe

Emittent/WKN:

MacquarieOppenheim / MQ2VW1

Laufzeit:

16.10.2012

Preis: (17.10.2011)

Geld / Brief: 103,30 % / 103,80 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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