Fundamentale Nachricht
14:07 Uhr, 03.01.2024

Volatilität wird 2024 die große Herausforderung an Anleihemärkten

Ostrum Asset Management erwartet für 2024 ein Rekordjahr für die Emission von Staatsanleihen. Axel Botte, Chefstratege der vor allem in Anleihen investierenden Tochter von Natixis Investment Managers, sieht in diesem Umfeld die Liquidität als die große Herausforderung an den Anleihemärkten.

„Die Preisunterschiede entlang der Kurve spiegeln einfach die höhere Renditevolatilität wider. Die quantitative Straffung (QT) reduziert jetzt die überschüssige Liquidität und nimmt den bislang größten Käufer von Anleihen – die Zentralbanken – aus dem Markt. Das Fondsmanagement muss in diesem Umfeld der Marktpositionierung mehr Aufmerksamkeit schenken, um Markteinschätzungen umzusetzen. Änderungen der Geldpolitik in Japan und den USA müssen ebenso berücksichtigt werden wie die Fundamentaldaten des Euroraums und die Politik der EZB. Infrastruktur und Liquidität des Treasury-Marktes sind fragiler als in der Vergangenheit; die Liquidität von US-Schatzpapieren verschlechtert sich und ist nun so niedrig wie seit 2011 nicht mehr.

Bargeld dürfte im ersten Quartal oder so schwer zu schlagen sein, da die Europäische Zentralbank (EZB) den Status quo länger beibehalten wird als die Märkte derzeit erwarten. Die Inflation liegt weiterhin über dem Zielwert und dürfte Ende 2024 bei etwa 2,5 % liegen. Wir rechnen mit einer Lockerung um 50 Basispunkte erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2024. Darüber hinaus wird die quantitative Straffung fortgesetzt, da die Bestände der Asset Purchase Programs (APP) auslaufen. Dies könnte dazu führen, dass die Spreads der Staatsanleihen in den einzelnen Ländern weiter steigen, da das Nettoangebot an Anleihen im nächsten Jahr deutlich zunehmen wird. Wir gehen davon aus, dass die PEPP-Bestände im Laufe des Jahres weiterhin in vollem Umfang reinvestiert werden. Die Fälligkeiten geben der EZB die Flexibilität, auf den Märkten zu intervenieren, falls ein übermäßiger Druck auf die Spreads entsteht.

Die größten Risiken liegen nach wie vor im geopolitischen Umfeld mit einer möglichen Eskalation der Konflikte in der Ukraine, im Nahen Osten oder den Spannungen in Taiwan. Eine Eskalation dürfte der Volatilität förderlich sein. Das Hauptrisiko im Euroraum ist das niedrige Wachstum und die fiskalische Schieflage. Im nächsten Frühjahr finden Europawahlen statt. Mehrere große Länder (Frankreich, Italien) haben Defizite im Rahmen der Maastricht-Regeln, die 2024 in ihrer jetzigen oder einer überarbeiteten Form wieder in Kraft gesetzt werden sollen. Es werden harte Diskussionen zwischen der Europäischen Kommission und den Regierungen geführt werden.

Strukturell gesehen haben sich die marktfähigen US-Staatsschulden bzw. die europäischen Staatsschulden in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt und erreichen 26 Billionen Dollar bzw. 8 Billionen Euro. Jahrzehntelang war der Markt von den Primärhändlern abhängig, die in Stresssituationen die Ordnung aufrechterhielten, aber neue Vorschriften haben die Verschuldung der Banken begrenzt und ihre Fähigkeit zur Übernahme von Vermögenswerten eingeschränkt. Um die Lücke zu füllen, sind neue Akteure aufgetaucht, die eine größere Rolle spielen, wie z. B. Haupthandelsunternehmen, Hedgefonds und andere Nichtbanken. Sie sind nicht verpflichtet, in Krisenzeiten einzuspringen, und ihre Aktivitäten sind für die Aufsichtsbehörden weniger sichtbar. Das erfordert mehr Aufmerksamkeit von den übrigen Marktteilnehmern.“

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