Volatilität bei High Yield Anleihen – technisch oder fundamental begründet?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Zur Volatilität auf den High-Yield-Märkten äußern sich in letzter Zeit diverse Experten, aber auch die Massenmedien. In solchen Phasen halten wir es für klug, Einflussfaktoren auf die Marktkurse aus einer gewissen Distanz objektiv zu betrachten. Ursprüngliche Ursache der Marktvolatilität waren Abflüsse aus ETFs, womöglich als Reaktion auf verschärfte geopolitische Spannungen oder Ungewissheit um das Tempo des Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Federal Reserve. Auf diese ersten Bewegungen folgten Abflüsse aus aktiv gemanagten Produkten für Privatanleger.
Aus markttechnischer Sicht erachten manche Marktbeobachter mangelnde Liquidität im High-Yield- und im Leveraged-Loan-Sektor als Grund für erhöhte Volatilität. Daher empfiehlt sich derzeit ein prüfender Blick auf die uns vorliegenden Daten. In jüngerer Zeit gab es zwei spürbare Volatilitätsauslöser – erstmals im Frühjahr 2013, als sich der „Drosselungsschock“ auf viele festverzinsliche Sektoren auswirkte, aber auch in jüngerer Zeit, als wir Abflüsse in beträchtlicher Höhe aus den hochverzinslichen Sektoren verzeichneten. Unseres Erachtens sind diese beiden Vorkommnisse geeignete Testballons für das Potenzial des Marktes, unter Belastung weiterhin zu funktionieren.
Generell haben wir beobachtet, dass das Liquiditätsniveau im System zwar nicht so hoch ist wie vor der Finanzkrise und die Bestände der Händler an hochverzinslichen Papieren geschwunden sind, doch der Markt die Abflüsse relativ effizient absorbieren konnte. Eine gewisse Volatilität und kurzfristiger Preisdruck wurden dadurch natürlich ausgelöst, doch wir nahmen auch eine Bereitschaft nicht traditioneller Käufer wahr, in die Bresche zu springen – wenngleich auf etwas niedrigerem Niveau. Wir behaupten daher nicht, dass verminderte Liquidität keine Wirkung auf Preise und Volatilität hätte – aber sie hat den Markt auch nicht so stark beeinträchtigt, dass er nicht mehr richtig funktioniert.
Fundamental betrachtet wiesen erste Zahlen fürs US-Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal nach unerwarteter Schwäche in der Vorperiode auf eine relativ kräftige Erholung hin. Insbesondere erkennen wir deutliche Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt, während die Umfragen im Produktions- und Dienstleistungsgewerbe allgemein ebenfalls optimistisch ausfielen. Da die meisten Unternehmen ihre Zweitquartalsergebnisse bereits vorgelegt haben, stellen wir außerdem insgesamt Umsatz- und Ertragszuwächse fest. Hinzu kommen im historischen Vergleich nach wie vor extrem niedrige Ausfallquoten. Daher ergibt unsere Beurteilung intakte fundamentale Voraussetzungen für Anleihen. Kürzerfristige Volatilität schließen wir aber nicht aus.
Unseres Erachtens zeigt sich die hochverzinsliche Vermögensklasse 2014 bislang recht robust, was angesichts der vorhandenen geopolitischen Turbulenzen nicht selbstverständlich ist. Außerdem haben sich die High-Yield-Spreads deutlich verengt, wenngleich sie noch über dem historisch knappen Vorkrisenniveau liegen. Unter solchen Bedingungen werden manche Anleger unseres Erachtens allmählich selbstgefällig. Wenn Volatilitätsschübe dazu beitragen, dass solche Anleger ihre Risikotoleranz überdenken, können wiederkehrende Rücksetzer unserer Ansicht nach durchaus gesund sein.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.