Vier Denkfehler in der Griechenlandkrise
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- Die Diskussion über die Griechenlandkrise wird mehr als andere Themen durch Vorurteile und Denkfehler belastet.
- Beispiele: Griechenland sei ein "Fass ohne Boden". Oder: Der neuen Regierung fehle es an Geld. Oder: Die Gläubiger seien nicht gesprächsbereit.
- Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro könnte am ehesten "Per Accident" passieren, weil die Beteiligten die Situation nicht richtig einschätzen.
So viel Unsicherheit war selten. Niemand traut sich heute, eine Prognose abzugeben, wie die Gespräche mit den neuen Männern in Griechenland ausgehen werden. Die Athener Börse ist mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt. Das liegt nicht nur an dem Katz-und-Maus-Spiel, das die Beteiligten miteinander betreiben. Es liegt auch nicht an den Nebelkerzen, die immer wieder geworfen werden. All das ist in solchen Verhandlungen üblich. Es liegt auch daran, dass es in Sachen Griechenland so viele Vorurteile und Denkfehler gibt wie selten. Hier ein paar Beispiele.
Erstens: Es wird immer wieder gesagt, Griechenland sei ein Fass ohne Boden. Da sollte man nicht gutes Geld schlechtem hinterherwerfen. Das ist nicht richtig. Ökonomisch steht Griechenland nach den schmerzhaften Anpassungsprozessen der letzten Jahre heute besser da denn je. Die Wirtschaft wächst wieder (siehe Grafik). Die Leistungsbilanz weist einen Überschuss auf. Das Haushaltsdefizit ist kleiner als 3 %. Italien und Frankreich wären glücklich, wenn sie eine solche Bilanz aufzuweisen hätten.
Woran es in Griechenland fehlt, ist eine Verankerung der Reformpolitik in der Gesellschaft. Nur dann steht sie auf dauerhafter Basis. Austerität allein reicht nicht. Aber dieses Manko gibt es in vielen Staaten. Ein Schwachpunkt sind auch die Banken. Sie leiden unter faulen Krediten (40 % aller Kredite sind notleidend). Zudem ziehen Einleger ihr Geld aus Angst vor der unsicheren Zukunft ab.
Zweitens: Es wird immer wieder gesagt, Griechenland fehle es vor allem an Geld. Die neue Regierung braucht Mittel, um die Versprechungen sozialer Wohltaten im Wahlkampf zu finanzieren. Zudem muss sie den Schuldendienst leisten.
Auch das geht am Kern des Problems vorbei. Natürlich kann Athen unter den gegebenen Bedingungen keine Hilfe von den Finanzmärkten erwarten. Aber der erste Gedanke einer Regierung bei der Suche nach Geld sollte sich nicht an die Finanzmärkte richten. Der logische Weg zu Mehreinnahmen wäre eine Besteuerung der Oligarchen, die bisher weitgehend geschont wurden. Das wäre eine Chance, alte Eliten zu entmachten und neue, auch reformbereitere Gesellschaftsstrukturen zu etablieren. Es würde auch die Bereitschaft der Gläubiger erhöhen, Griechenland Kredit zu geben.
Drittens: Es heißt, die Partner Griechenlands in der Währungsunion seien nicht bereit, Athen mit neuen Geldern unter die Arme zu greifen. Verwiesen wird darauf, dass nicht nur Deutschland, sondern beispielsweise auch Spanien einen Schuldenschnitt ablehnt.
Auch das ist nur die halbe Wahrheit. Wenn man genau hinhört, dann ist die Bereitschaft der Gläubiger, den Griechen zu helfen, selbst nach den harschen Worten zu Beginn der neuen Regierung erstaunlich groß. Keiner ist interessiert, es zum Knall kommen zu lassen. Jeder redet mit den neuen Leuten. Das liegt weniger an ökonomischen Überlegungen – Griechenland macht mit seinen 10 Mio. Einwohnern gerade mal 2 % der Gemeinschaft aus. Entscheidend ist: Europa braucht die Griechen, um handlungsfähig zu sein, auch in der Ukrainefrage. Die Amerikaner machen Druck auf Brüssel, sich mit Athen zu arrangieren. Sie müssten sonst ihre Flottenpräsenz im Mittelmeer erhöhen.
Voraussetzung ist allerdings, dass Athen seine wirtschaftspolitischen Intentionen offen legt. Nur dann können die Gläubiger einschätzen, ob sie ihr Geld zurückbekommen können. Nur dann kann man sehen, ob es eine Basis für eine Zusammenarbeit in der Währungsunion gibt. Eine Währungsunion funktioniert nur, wenn sich alle an gemeinsame Regeln halten. Im Übrigen sind viele Länder im Euro interessiert, ob es ein Alternativkonzept zu dem bisherigen "Brüsseler Konsens" der Austeritätsspolitik gibt. Die Frage des wirtschaftspolitischen Konzepts ist wichtiger als alle Diskussionen über smarte Lösungen beim Schuldenschnitt.
Bisher lässt sich Athen hier nicht in die Karten schauen. Aus Wahlkampfäußerungen ist nur zu entnehmen, dass es mehr Staatseinfluss auf die Wirtschaft geben wird und mehr Umverteilung zugunsten der unteren Schichten. Das allein reicht aber nicht. Statt eines Investmentbankers sollte man lieber einen Wirtschaftspolitiker als Berater engagieren.
Viertens: Die neuen Männer in Athen machen den Eindruck, als hätten sie beliebig Zeit, um die Finanzierungsprobleme zu lösen. Sie lehnten gleich zu Beginn rundweg eine kurzfristige Hilfe der Partner in Höhe von EUR 1,7 Mrd. ab. Das sei nicht nötig.
Auch das ist nicht korrekt. Richtig ist, dass das Zeitfenster, das Athen hat, sehr eng ist. Im Augenblick kann sich das Land noch mit Hilfskrediten der Zentralbank (ELA = Emergency Liquidity Assistance) über Wasser halten. Es gibt auch noch Reserven im Haushalt. Im Zweifel könnte sie nach dem Muster Zyperns Kapitalverkehrskontrollen einführen, um den Kapitalabfluss ins Ausland zu stoppen. Aber je näher der Zeitpunkt kommt, an dem Zahlungen an die Gläubiger geleistet werden müssen, umso schwieriger wird es. Es kann dann schnell zu Verzögerungen bei den Zahlungen kommen, was einen Staatsbankrott auslösen könnte. Wenn es wirklich zu einem "Grexit" kommen sollte, dann am ehesten "Per Accident".
Für den Anleger
Bereiten Sie sich auf weitere Turbulenzen in der Währungsunion vor und sichern Sie Positionen ab. Das Mantra, dass ein "Grexit" für die Gemeinschaft gar nicht so schlimm ist, gilt nicht mehr. Zwar würde er am Ende nicht zu einem Zusammenbruch des Euros führen. Er würde aber Schockwellen auslösen, die bestimmt nicht geringer wären als das was wir nach der Freigabe des Schweizer Franken im Januar erlebten.
Anmerkungen oder Anregungen? Ich freue mich auf den Dialog mit Ihnen: martin.huefner@assenagon.com.
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Assenagon Asset Management S.A., Zweigniederlassung München, Prannerstraße 8, 80333 München, Deutschlanderhöhen.
@balkansahel: Jetzt mal ehrlich, würdest Du nur einen Heller in GR investieren?
GR ist ebenso überheblich wie Georgien, die meinen sie wären als Transitland der port für russisches Gas&Öl.
FAZ und Zeit sind leider wirklich über die Transatlantic-Brücke medial gesponsert.
Lasst die Griechen halt, niemand hat Ihnen Geld aufgedrängt, sie haben sich aber alleine die letzten 3 Monate massiv bedient.
Soll von mir aus die Nato Griechenland mit Hilfe und stationären Besatzungen füttern, das wird das strukturelle Problem nicht lösen. Wenn Griechenland jetzt besser da steht als jemals, verstehe ich nicht was mir Griechen erzählen. Das Land ist seit 20 Jahren abgewrackt.
Die eigentliche Lüge ist doch folgende:
Es erzählt mir niemand, es wäre vor Jahren teurer als jetzt geworden. Wenn sie raus wollen, bitte, ist doch selbst bestimmt.
Wir haben Griechenland in der EU nie gebraucht.
Wieder wollten sie es. Die Bulgaren schätzen es besser ein und sie mögen die Griechen nicht wirklich, tja und die Türken mit den Griechen? Lustige Vorstellung.
Auch die Russen wollen die EU nicht spalten, das sind schon die Yankees. Niemand sonst hat hier wirtschaftliche Vorteile, außer US.
Die Griechen können sich keine Investitionsgüter leisten, es ist nicht finanzierbar, nicht einmal staatlich. Sie sind nur in der Form der Lage (militärisch) und der Bodenschätze nicht pleite, nur können sie außer Oliven nichts heben.
Ist die EU schon klein und sitzt zwischen den Stühlen, was will da ein Staat mit 10 Mio Einwohner und so gut wie null Industrie?
Verweist endlich die NATO in Ihre Schranken, Krieg hilft niemand wirklich.
Wir haben mit der CZ, HU, RU, BG genug zu tun.
das beste bier in griechenland heist. FIX HELLAS, ich hoffe die qualität andert sich nicht wenn der Drachma wiedre erscheint , good Luck Tsipras, You Can Do It
Gott erlöse uns von den Griechen ... - bitte endlich Staatsbankrott, damit diese griechische Tragödie endlich ein Ende hat ...
Selbstverständlich ist Griechenland ein Fass ohne Boden. Ohne Hilfen können sie nicht weitermachen und sind pleite, obwohl schon Unsummen zur Verfügung gestellt wurden. Wie soll die "Lösung" aussehen? Den bisherigen Milliarden neue hinterherwerfen? Leider fürchte ich, dass es so kommen wird und zwar genau aus den weltmachtpolitischen Gründen, die hier angeführt werden.
Es handelt sich bei der ach so tollen EU also offensichtlich nur um eine Art Kolonialverwaltung, deren Herren in Übersee zu suchen sind.
Hoffentlich hat dies alles bald eine ENDE !!!!!!
Eigentlich bin ich im Moment nur gespannt darauf, wie die Reaktion der deutschen Regierung auf die sehr massiven Beleidigungen aussehen wird. Auch wenn man nach außen hin sich gerne lammfromm gibt, aber nachhaltig wird man sich das nicht gefallen lassen.
Man spuckt eben nicht ungestraft in einen Brunnen, aus dem man trinken will.