Kommentar
15:57 Uhr, 17.05.2018

Verschuldungsorgie: Es gibt Grenzen, selbst für die USA

Die USA können sich viel erlauben. Die schiere Größe des Landes und ihre Wirtschaftsmacht machen es möglich, doch auch die USA haben Grenzen.

Die nächsten Jahre werden für die USA äußerst kritisch. Es geht um viel, richtig viel. Wenn es um viel geht, dann stehen die Chancen gut, dass es sich um Schulden handelt. Davon haben die USA wirklich viel. Sie haben aber nicht einfach nur viel davon. Es wird auch immer mehr und das wird in den kommenden Jahren zum Lackmustest.

Seit Beginn der Finanzkrise gab es für die US-Schulden nur einen Weg. Bis Anfang 2008 lag die monatliche Ausgabe neuer Anleihen bei geradezu lächerlichen 10 Mrd. Dieser Wert beinhaltet Anleihen jeglicher Laufzeiten, nicht aber Treasury-Bills. Als Bills werden kurzfristige Wertpapiere bezeichnet die eine Maximallaufzeit von einem Jahr haben. Alles, was darüber hinausgeht, wird als Anleihe bezeichnet (bis 10 Jahre als Note, darüber als Bond).

Das erste Mal, dass die Regierung auf 12-Monatssicht überhaupt mehr als 100 Mrd. an neuen Anleihen ausgab, war Mitte 2008. Durch geringere Steuerreinnahmen, Bankenrettung und Konjunkturprogramme stieg dieser Wert bis 2010 auf über 500 Mrd. Dollar. Monatlich entspricht dies einem Betrag von gut 40 Mrd.

Danach wurde es nicht besser. Trotz Hochkonjunktur fand nie ein Schuldenabbau statt. Im April 2018 gab die Regierung zum ersten Mal in einem Monat Anleihen im Wert von 300 Mrd. aus (Grafik 1). Der 12-Monatsdurchschnitt liegt bei knapp 200 Mrd. Dollar. In Kürze wird die US-Regierung also Monat um Monat mehr als 200 Mrd. Dollar bei Investoren unterbringen müssen.

Durch diesen massiven monatlichen Refinanzierungsbedarf muss die Regierung inzwischen jeden Monat 1,2 % ihrer Gesamtschulden refinanzieren (Grafik 2). Sie bekommt dadurch möglicherweise ein Problem. Immerhin müssen sich Investoren finden, die das alles finanzieren.

Das ist kein Problem, solange die Schuldenberge nicht wachsen. Auslaufende Anleihen werden durch neue ersetzt. Irgendwo muss das Geld der auslaufenden Anleihen ja angelegt werden. Nun dauert es nicht mehr lange und es müssen nicht nur 200 Mrd. refinanziert werden, sondern zusätzlich 100 Mrd. an neuen Schulden aufgenommen werden.

Man fragt sich, wo all das Geld herkommen soll. Derzeit ist noch viel Geld im Markt vorhanden. Die QE Programme der Notenbanken haben dafür gesorgt. Derzeit werden allerdings global nur noch 600 Mrd. pro Jahr neu gedruckt. Allein die US-Regierung muss in diesem Jahr wohl 800 bis 900 Mrd. zusätzlich aufnehmen. Hinzu kommen die Anleihen, die von der Notenbank verkauft werden.

Auf Sicht von ein oder zwei Jahren ist das kein Problem, weil eben so viel Geld im System ist. Die US-Regierung saugt jedoch so viel Geld durch neue Schulden ab, dass die QE Programme dagegen klein aussehen. Die US-Regierung macht innerhalb von anderthalb Jahren so viel neue Schulden wie die Fed an Staatsanleihen über 3 QE Programme erworben hat.

Wir dürfen gespannt sein, ob das gut geht. Bisher konnte sich die US-Regierung immer finanzieren, auch bei hohen Defiziten. Wieso sollte es diesmal anders ein, darf man sich ruhig fragen. Nun, die Regierung nimmt gigantische Schulden in der Hochkonjunktur auf. Es sind keine Sonderfaktoren wie Rezession oder Krieg. Das wird selbst unerschütterliche Geister zum Nachdenken anregen.

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6 Kommentare

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  • The Secessionist
    The Secessionist

    Ein Volk welches bei den letzten zwei Bundestagswahlen immer noch Merkel gewaehlt hat , und seit 2010 -2013 nichts hat kommen sehen ,hat den natuerlichen Ueberlebebnsinstinkt komplett verloren!! Viele meiner Kunden au Oesterreich lachen nicht mehr ueber uns Deutsche !!! Nein sie schuetteln mittlerweile nur noch den Kopf !!!

    06:03 Uhr, 18.05. 2018
  • kingmidas
    kingmidas

    Die Amis sind die Europäer des Westens. Völlig unfähig, zurückgeblieben, langsam und verschwenderisch und beide halten die Händchen im ewigen kampf gegen China und Russland. Blöd nur das es in diesen beiden Ländern schlauere köpfe gibt als bei uns oder in den USA. Die Großkotzigkeit und das überhebliche Trara ist in Europa normal. Man tut immer so als müssten sich andere Länder unseren Standards anpassen nur weil wir paar starke Firmen und Marken haben. Dabei wäre es höchste Zeit zu erkennen, dass man sich von Amerika lösen muss um nicht völlig überrollt zu werden von China.

    Natürlich hat China auch schulden, aber bei denen geht alles voran was angepackt wird. Hingegen bei uns kriegt man es nicht mal hin einen lächerlichen Flughafen zu bauen, die ganze Welt lacht über uns was selbst kleine Länder locker hinkriegen. Von den noch größeren sozialen Problemen ganz zu schweigen.

    China und Russland sind die einzigen Nationen die sich nicht ins Amerikas Kriegstreiberei einbinden lassen und daher sind sie als Hauptfeinde prädestiniert. Wer meint das sei jetzt Weltverschwörungs denken, der hat vieles nicht begriffen.

    Amerikas einziger Vorteil ist, dass in den USA so viel Chinesisches Geld steckt, dass die chinesen gezwungen sind diesen Saftladen mit am leben zu erhalten wenn notwendig. Und wie üblich wird Amerikas reaktion sein die Attacke nach vorne wenns hinten brennt. Mal sehen wen ihr Zorn als nächstes treffen wird.

    23:46 Uhr, 17.05. 2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Fed takes care of this!

    18:22 Uhr, 17.05. 2018
  • maykaefer
    maykaefer

    Tja, die zehnjährigen z. B. sind nun von 1,34 auf 3,1 % . Also die Refinanzierung kosten nun das 2,5 fache. Ich schätze das bei 4% das System anfängt zu quietschen!!!

    18:08 Uhr, 17.05. 2018
  • slook
    slook

    dazu kommt, dass zb die großstadt newyork nur noch ein haufen schrott ist der bald in sich zusammen bricht. soviel erneuern geht nicht, schon gar nicht ohne geld. oder man baut enfach ein new new york ... noch besser man nimmt shanghai oderso. europa würde sich einen gefallen tun sich russland und china zu zuwenden, anstatt dem kriegstreiber usa

    17:59 Uhr, 17.05. 2018
  • Billy 072
    Billy 072

    Das asiatische Jahrhundert hat längst begonnen. 4,5 Mrd. Asiaten und Chinas Seidenstraße werden USA den Todesstoß versetzten. Bald wird es niemanden mehr geben, der 700 Mrd $ an Rüstungsausgaben finanzieren wird für die USA um die Welt in Schutt und Asche zu legen. Das Ende naht und das ist auch gut so. Europa sollte das schleunigst erkennen. Alleine die Ausgaben in Forschung & Entwicklung in China ist gigantisch. Jede Woche die Fertigstellung neuer Infrastrukturprojektes durch China (Zugstrecke Teheran, Gaspipeline aus Russland usw. usw.).

    17:22 Uhr, 17.05. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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