Verschärfter Handelskonflikt verzögert globale Wachstumserholung
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Den Haag (GodmodeTrader.de) - Die Handelsrisiken zwischen den USA und China sind in im letzten Monat wieder gestiegen. Das Paradoxe dabei ist, dass beide Seiten nach den schwächeren Konjunkturaussichten und dem Ausverkauf des Marktes Ende vergangenen Jahres eher bereit waren, zu einer Einigung zu kommen. Die seit im bisherigen Jahresverlauf 2019 verbesserte Wachstumsdynamik und die starken Aktienmärkte in den USA und China haben es beiden Ländern jedoch ermöglicht, wieder eine entschiedenere Haltung einzunehmen, wie Ewout van Schaick, Head of Multi Asset bei NN Investment Partners, in einem Marktkommentar schreibt.
Die Aussichten auf ein sinnvolles bilaterales Handelsabkommen bis Ende Juni, das die Märkte teilweise eingepreist haben, hätten sich in den vergangenen Tagen deutlich verschlechtert. Das habe einen Ausverkauf von Risikoanlagen zur Folge gehabt und dazu geführt, dass Schwellenländer hinter den Industriestaaten zurückgeblieben seien. Nachdem die USA die Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von zehn auf 25 Prozent angehoben hätten und China mit höheren Zöllen gekontert habe, sehe es nun so aus, als würden die Verhandlungen, die zur Nachbesserung erforderlich seien, bis weit in die zweite Jahreshälfte hineinreichen, heißt es weiter.
„In den Wochen, bevor Präsident Trump seine neuen Zölle ankündigte, begann die Weltwirtschaft gerade, vorsichtige Anzeichen einer Wachstumsbelebung zu zeigen. Es gab ermutigende Daten in China – besseres Kreditwachstum, Immobilieninvestitionen und Importzahlen – und Verbesserungen im restlichen Asien und in Europa im Vergleich zu den sehr schwachen Daten von Ende 2018 und Anfang dieses Jahres“, so van Schaick.
Eine geringere Unsicherheit in Form eines Handelsabkommens vor dem Sommer hätte den chinesischen Exporteuren, den asiatischen Produktionsunternehmen und den europäischen Investitionsgüterproduzenten geholfen und das globale Handelswachstum stabilisiert. Das hätte Raum für eine moderate wirtschaftliche Erholung sowohl in Asien als auch in Europa geschaffen. Doch nun dürften die meisten handels- und fertigungsrelevanten Daten in China und seiner asiatischen Lieferanten aufgrund der Probleme bei den Handelsgesprächen in den kommenden Monaten schwach bleiben. Dies werde es erschweren, die Wachstumsdynamik in den Schwellenländern wiederherzustellen, heißt es weiter.
Diese Überlegungen waren für NN Investment Partners (NN IP) ausschlaggebend, das Risiko bei der taktischen Asset Allocation zu reduzieren und insbesondere das Engagement in Lokalwährungsanleihen und Aktien aus den Schwellenländern von einer leichten Übergewichtung auf neutral zu setzen.
Hinter der Rhetorik der US-amerikanischen und chinesischen Regierungen sieht NN IP auf US-Seite jedoch nach wie vor ein Interesse an einem Abkommen. Diese Haltung spiegle sich in den Äußerungen von Präsident Trump wider, dass ein Abschluss in den kommenden Wochen noch möglich sei. Angesichts der relativen Stärke der US-Wirtschaft sollte man meinen, dass er länger Zeit für Verhandlungen habe, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Doch eine massive Marktkorrektur weniger als 18 Monate vor den Präsidentschaftswahlen 2020 würde die Wahrscheinlichkeit eines Konjunkturabschwungs erhöhen, kurz bevor die Wähler ihre Stimme abgäben, heißt es weiter.
„China wiederum hält an seinem pragmatischeren Ansatz fest und hat nur minimale Gegenmaßnahmen ergriffen, die sicher nicht darauf abzielen, den Konflikt weiter zu eskalieren. Auch die Chinesen brauchen eine Einigung, um den Abschwung im verarbeitenden Gewerbe zu stoppen. Denn er erschwert ihre langfristigen Bemühungen, das Wachstum der Binnennachfrage allmählich auf ein nachhaltigeres Niveau zu bringen. China will nicht zu deutlich aggressiveren Konjunkturprogrammen gezwungen werden, die die Fortschritte bei ihrer Entschuldungskampagne zur Reduzierung der Risiken im Finanzsystem gefährden würden. All dies bedeutet, dass es für beide Seiten gute Gründe gibt, weiter auf eine Einigung hinzuarbeiten“, so van Schaick.
NN IP‘s Basisszenario ist eine längere Phase der Handelsunsicherheit. Dies dürfte das Vertrauen der Unternehmen und die Investitionen stark belasten, was wiederum das globale Wachstum beeinträchtigen werde. Die geringe Transparenz der Handelsgespräche verstärke die Herausforderung, vor der Investoren derzeit stünden. „Wir wissen nicht, was die konkreten Probleme sind und wo genau die beiden Seiten aneinandergeraten sind. Wir sollten auf einen längeren und vielleicht volatileren Verhandlungsprozess vorbereitet sein, der den Ausverkauf von Risikoanlagen erklärt. In diesem Umfeld könnte die von uns erwartete globale Wachstumserholung etwas später kommen“, so van Schaick.
Neben den fundamentalen Faktoren habe man auch die negativen Auswirkungen der enttäuschenden Handelsgespräche auf die Anlegerstimmung berücksichtigt. Sie sei angesichts der starken Gewichtung von Anlegern insgesamt in globalen Aktien und der geringen Marktvolatilität ohnehin anfällig gewesen. Vor allem aus diesen eher technischen Gründen habe man die Übergewichtung in Aktien bereits eine Woche vor der überraschenden Wende bei den Handelsgesprächen auf neutral reduziert, heißt es.
„Andererseits: Wenn ein Handelsabkommen unwahrscheinlicher wird, steigt wiederum die Wahrscheinlichkeit für stärkere politische Stimulusmaßnahmen in China – und wir sollten deren Auswirkungen nicht unterschätzen. Die bisherigen Stimulusmaßnahmen spiegeln sich allmählich in den chinesischen Daten wider und dürften in den kommenden Quartalen sowohl den Konsum als auch das Wachstum der Anlageinvestitionen ankurbeln. In einem Szenario mit anhaltender Handelsunsicherheit wird die chinesische Regierung diese Konjunkturmaßnahmen in naher Zukunft eher nicht reduzieren. Die US-Notenbank und die EZB werden in diesem Fall vermutlich auch keinen härteren Kurs einschlagen, was die Tür für eine Lockerung der Fiskal- und/oder Geldpolitik in mehreren Regionen offen halten und somit eine globale Rezession verhindern sollte“, so van Schaick.
immer noch dieser törichte wachstumszwang...erzähl mir keiner mehr was von freiheit