Verlust des Russlandgeschäfts: Wie groß werden die Abschreibungen?
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Die nächste Berichtssaison wirft ihre Schatten voraus. Die große Unbekannte ist diesmal der Umgang mit dem Russlandgeschäft. Viele Unternehmen, ob deutsche oder aus den USA, schreiben in Russland Milliardenumsätze. Von diesen Umsätzen bleibt nach Kriegsbeginn wenig übrig. Die meisten Unternehmen haben ihre Geschäfte eingestellt.
Das trifft vor allem die russische Wirtschaft. Ausländische Unternehmen beschäftigen hunderttausende Mitarbeiter vor Ort. Die Geschäfte lassen sich auch nicht einfach übernehmen. Wenn die notwendigen Importe wie iPhones fehlen, kann man schlecht einen Apple Store betreiben.
Was für Russland Gütermangel und höhere Arbeitslosigkeit bedeutet, bedeutet für die jeweiligen Unternehmen weniger Umsatz und Abschreibungen auf die Sachwerte. Der fehlende Gewinn dürfte bei den meisten Unternehmen verkraftbar sein. So schreiben US-Unternehmen zwar ungefähr 50 Mrd. USD Umsatz in Russland, doch der Gewinn lag in den vergangenen Jahren bereits meist unter 2 Mrd. USD (Grafik 1).
Deutlich problematischer ist die Möglichkeit einer Enteignung. Über viele Jahre getätigte Investitionen werden wertlos. US-Firmen tätigten in den vergangenen Jahren zweistellige Milliardeninvestitionen. Summiert man diese Investitionen über die Jahre auf, ergeben sich Werte von über 200 Mrd. USD (Grafik 2). Die Betrachtung ist ganz korrekt, da Sachwerte mit der Zeit an Wert verlieren. Dennoch ist klar, dass der Abschreibungsbedarf enorm werden könnte. Deutsche Unternehmen würde dies nicht weniger hart treffen als amerikanische.
Noch ist nicht klar, ob Russland Unternehmen aus dem Westen enteignen wird. Der Krieg wird irgendwann zu Ende gehen. Eine Rückkehr von westlichen Unternehmen dürfte jedoch auf sich warten lassen. Weder werden die Sanktionen schnell aufgehoben noch möchten Firmen mit Russland assoziiert werden. Umsätze und Gewinn kommen nicht so schnell zurück. Dafür könnten die Investitionen nicht komplett verlorengehen. Es ist aber vollkommen klar, dass Abschreibungen vorgenommen werden müssen, nur wie hoch diese ausfallen, weiß bisher noch niemand.
Die Berichtssaison wird daher für die eine oder andere Überraschung gut sein. Anleger müssen sich auf eine gewisse Volatilität einstellen. Insgesamt dürften die Auswirkungen jedoch im Vergleich zu einer möglichen Rezession verkraftbar sein. Eine Rezession in Europa trifft nicht nur heimische Unternehmen hart, sondern auch US-Firmen.
US-Firmen sind stark in Europa engagiert. Im letzten Jahr, für welches es Daten gibt, schrieben US-Firmen fast 3,5 Billionen USD Umsatz in Europa (Grafik 3). Der Aktienmarkt wirkte in den Wochen seit Kriegsbeginn fast isoliert. Der Eindruck täuscht. Europa ist für US-Unternehmen eine Geldmaschine.
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