Kommentar
08:55 Uhr, 10.05.2011

Verlockende Bonus-Chancen von „deep“ bis hin zu „ultra-deep“

Besonders leicht fällt die Einordnung bei den entsprechenden Bonus-Zertifikaten der Credit Suisse. Hier weiß der Anleger beispielsweise bei dem Anfang Februar emittierten Deep-Bonus 30 125 Plus auf den Euro STOXX 50 (CS8ADH) sofort, dass die Barriere bei Auflage bei 30 Prozent des Startniveaus fixiert wurde und er bei Laufzeitende eine Rückzahlung in Höhe von 125 Prozent des Anfangskurses erhält, wenn die Bonusstruktur bis dahin unangetastet bleibt. Sollte jedoch ein Schwellenereignis eintreten, besitzt er natürlich wie bei jedem anderen klassischen Bonus-Produkt nur noch ein Direktinvestment ohne Dividendenanspruch, das allerdings wegen des fehlenden Caps auch über eine unbegrenzte Partizipationsmöglichkeit nach oben verfügt. Das Papier richtet sich deshalb vor allem an längerfristig orientierte Anleger, die sowieso in den nächsten Jahren am Aktienmarkt engagiert sein wollen, das Kursrisiko aber auf Kosten der bei der Euroland-Benchmark nicht gerade unerheblichen Dividende weitgehend ausschalten möchten. Dazu gibt es auch noch die Chance auf eine deutlich über dem allgemeinen Zinsniveau liegende Seitwärtsrendite, wenn die Märkte bis zur Fälligkeit wider Erwarten den Rückwärtsgang einschlagen sollten.

Während auch zahlreiche andere Anbieter die Auflage von Bonus-Strukturen mit Puffern in einer Größenordnung zwischen 60 und 65 Prozent auf den dividendenreichen Index pflegen, hat sich der im vergangenen Jahr neu aufgestellte Emittent Macquarie Oppenheim seiner australischen Wurzeln erinnert und mit einem währungsgesicherten „Aussteiger“-Produkt (MQ22XX) auf den dortigen S&P/ASX 200 geradezu einen Exoten im Deep-Bonus-Segment kreiert, der auch diversifikationsinteressierte Investoren ansprechen könnte. Die Bonusrendite des bis Oktober 2016 laufenden Papiers beträgt aktuell noch rund 16 Prozent, der Risikopuffer rund 62 Prozent. Für Anleger, denen eine solch hohe Absicherung noch immer nicht ausreicht, haben sich wiederum die Marketing-Strategen der Credit Suisse eine weitere „Verschärfung“ überlegt.

„Deep-Zertifikate bieten Schutz vor scharfen Kurskorrekturen von bis zu 80%.“

Herausgekommen sind die beiden sogenannten „Ultra-Deep“-Bonus 20 120 Plus Zertifikate auf den Euro STOXX 50 (CS8ADJ und CS8ADK), die sogar eine Absicherung von 80 Prozent bei einem gleichzeitigen Bonuslevel von 120 Prozent ermöglichen. Die Laufzeit auch hier stolze sechs Jahre.

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Nicht überall wo „deep“ drauf steht, ist auch „deep“ drin und umgekehrt

Neben Bonus-Produkten wird das „Deep“-Label aber auch längst Express-Zertifikaten umgehängt. Allerdings handelt es hier wie z.B. bei der Landesbank Baden-Württemberg meist um „verkappte“ sogenannte „Step-Down“-Papiere, besser bekannt unter der Bezeichnung „Stufen-Express“-Produkte, bei denen die Tilgungsschwelle von Stichtag zu Stichtag z.B. auf ein Niveau von 60 Prozent (LB0BZU) abgesenkt wird, was die Wahrscheinlichkeit einer Expresstilgung unter normalen Marktverhältnissen deutlich erhöht. Dafür sucht man hier im Gegenzug eine zusätzliche finale Barriere häufig vergebens.

Nicht so allerdings wiederum beim Deep-Express-Zertifikat der Credit Suisse auf den Euro STOXX 50 (CS8AD0), das diese Bezeichnung auch tatsächlich verdient. Denn bei diesem maximal noch fünfeinhalb Jahre laufenden Papier sinkt der für die vorzeitige Tilgung verantwortliche „Call-Level“ nicht nur stichtagsbezogen um jeweils zehn Prozent auf maximal 50 Prozent des Startniveaus, sondern es ist zur Endfälligkeit auch eine echte Barriere eingezogen, die am Ende zumindest noch den Nennbetrag schützt. Diese liegt bei der „Schweizer Wertarbeit“ bei tiefen 35 Prozent. Für die sehr defensive Ausstattung müssen Anleger bei dem Zertifikat leichte Abstriche bei der Rendite in Kauf nehmen, die bezogen auf den Nennbetrag von 100 Euro aber insgesamt immer noch 36 Euro beträgt. Allerdings ist der erste Bewertungstag erst auf den 15. Oktober 2012 terminiert. Bei einem aktuell deutlich über dem Auflagefixing von 2,785.43 Punkten notierenden Index könnte ein Einstiegskurs von knapp über 98 Euro aber durchaus interessant sein.

Dass es auch sehr konservative Deep-Express-Produkte gibt, die ohne das Deep-Kürzel auskommen zeigt die Landesbank Berlin bei ihren Variokupon-Express-Papieren. Bei einem erst vor kurzem aufgelegten Zertifikat der Hauptstädter auf den Euro STOXX 50 (LBB05Z) erhält der Investor am jährlichen Stichtag einen Kupon in Höhe von 0,2 Prozent des jeweiligen Indexschlusskurses, solange die bei 35 Prozent des Emissionsniveaus fixierte Barriere (1.020,12 Punkte) nicht unterschritten wird. Ansonsten entfallen alle weiteren Kupons, sowie der Teilschutz zum Laufzeitende in fünf Jahren, ungeachtet einer vorzeitigen Fälligstellung bei einem Stichtagskurs auf oder über Startniveau. Nach genau dem gleichen Prinzip funktioniert auch das Deep-Barrier-Express-Zertifikat der Société Générale (SG11HW), bei dem man sich allerdings wiederum des Deep-Begriffs bedient.

Dieser Artikel ist in unserer Sonderpublikation Zertifikate erschienen. Weitere spannende Themen können Sie nach einer kurzen kostenfreien Anmeldung hier herunterladen.

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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