Kommentar
14:00 Uhr, 09.04.2021

Verliert China das Interesse an der Welt?

Chinas globale Ambitionen sind kein Geheimnis. Trotzdem wirkt es so, als ob China das Interesse an der Welt verliert. Ein Trend stellt das unter Beweis.

Es ist noch nicht lange her, da machten sich Politiker um Chinas Direktinvestitionen Sorgen. China ging in den USA und Europa auf Einkaufstour. Es kaufte ein Unternehmen nach dem nächsten auf, darunter auch Firmen, deren Technologie als strategisch gilt.

Einige Verkäufe scheiterten. Die Politik genehmigte die Verkäufe einfach nicht. So wollte der Chiphersteller Broadcom im Jahr 2018 Qualcomm übernehmen. Mit 117 Mrd. Dollar wäre es der größte Deal der Branche gewesen. Broadcom ist zwar kein chinesisches Unternehmen. Die Verflechtungen schienen aber zu eng.

Regulatorische Hindernisse erklären zum Teil, weshalb Chinas Direktinvestitionen in Europa und en USA seit Jahren sinken. 2016 erreichten sie ihren bisherigen Höhepunkt (Grafik 1). China investierte fast 100 Mrd. 2020 blieb davon wenig übrig. China investiert nicht mehr in Europa und den USA.


Das passt so gar nicht zu dem Bild, das von China gezeichnet wird. China wird vorgeworfen, dass es Technologie im Ausland durch Übernahmen einkauft und diese Technologie dann nach China holt. Technologie würde abwandern. Das hat vor einigen Jahren die Politik auf den Plan gerufen.

Viele Übernahmen werden aber immer noch genehmigt. Die sinkenden Investitionen lassen sich dadurch nicht erklären. Generell heißen Politiker Investitionen willkommen. Es schafft Arbeitsplätze.

Umso interessanter ist, dass China selbst weiterhin hohe Investitionen anzieht. 2020 sanken die Direktinvestitionen in Europa und den USA. Das war auch der Coronakrise geschuldet. In Europa sanken die Investitionen auf den niedrigsten Stand seit 2008. In den USA war es sogar der niedrigste Wert seit 2005 (Grafik 2).


Emerging Asia (wovon China den Großteil ausmacht), konnte erstmals mehr Direktinvestitionen verbuchen als die USA. China ist nun die globale Nummer 1. Ausländische Firmen investieren dabei gerne in den USA. Der Markt ist groß und sie profitieren von Top Universitäten, solider Infrastruktur und gut ausgebildetem Fachpersonal.

2020 hat sich das Blatt endgültig gewendet. Bereits in den Jahren zuvor gingen die Investitionen zurück. Chinas Zurückhaltung dürfte auch mit der Trump-Administration zu tun gehabt haben. Es war ein eher feindliches Klima.

China profitiert wie nie. Es zieht weltweit die größten Investitionen an. Gleichzeitig investiert es selbst immer weniger im Ausland. Das Interesse hat China allerdings nicht verloren. Es technologisch inzwischen so weit, dass viele Investitionen, die vor wenigen Jahren noch interessant gewesen wären, nun obsolet sind.

Zudem steuert der Staat die Investitionen. Einige chinesische Firmen überschuldeten sich und investierten in teils unsinnige Projekte. Die zurückgehenden Investitionen sind kein Desinteresse, sondern vielmehr eine deutlich gezieltere Investitionspolitik. Das von China gezeichnete Bild hat noch Bestand.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Tom66
    Tom66

    Soso, China verliert also das Interesse am Rest der Welt.

    Meinen die Chinesen eigentlich, der Rest der Welt müsste ihnen noch dankbar sein für deren imperialistische Politik, deren raubritterhaften Umgang mit Copyrights und Patenten und nicht zuletzt Corona?! Wahrhaft erstaunlich...

    Wieso beschließt der in dieser Hinsicht tatsächlich kümmerliche Rest der Welt nicht endlich einen generellen Boykott Chinas?

    16:39 Uhr, 09.04. 2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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