Kommentar
20:19 Uhr, 14.11.2017

Kreditvergabe: Verkehrte Welt in den USA

Die einen wollen, aber können nicht. Die anderen können, aber wollen nicht. So wird das nichts mit 4% Wachstum in den USA.

Ein Wahlkampfthema in den USA im vergangenen Jahr drehte sich um die Finanzmarktkonditionen. Unternehmen kommen angeblich nur schwer an Kredit und das wiederum bremst das Wachstum aus. Das stellt sich immer mehr als falsch heraus. Banken lockern seit Ende 2015 die Kreditvergabestandards für Unternehmen (Grafik 1).

Die schwarze Linie in der Grafik zeigt, ob mehr Banken die Standards lockern (negative Werte) oder verschärfen (positive Werte). Die blaue Linie zeigt die Nachfrage nach Krediten. Ist hier der Wert negativ, so sinkt die Nachfrage. Derzeit laufen beide Linien parallel. Unternehmen würden leichter Kredit bekommen, aber sie wollen keinen.

Generell laufen die Linien konträr zueinander. Geht es der Wirtschaft gut, werden die Standards gelockert. Unternehmen fragen auch mehr Kredit nach, weil sich Investitionen lohnen oder die Konditionen einfach so günstig sind, dass man Dividenden lieber auf Kredit ausschüttet. In schweren Zeiten wird gespart und Schuldenberge reduziert.

Es ist selten, dass sich beides parallel bewegt. Es kann theoretisch eine Trendwende andeuten. Ist Kredit leicht verfügbar, wird aber nicht nachgefragt, ist der Peak des Zyklus erreicht. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Konsumkrediten. Auch hier laufen beide Linien parallel (Grafik 2). Der Unterschied: sie laufen zwar parallel, aber in die andere Richtung.

Konsumenten fragen mehr Kredit nach, doch Banken verschärfen die Kreditvergabe. Konsumenten wollen also mehr auf Pump ausgeben, können aber nicht. Da der Konsum die tragende Säule der US-Wirtschaft ist, kann das Wachstum so kaum neue Rekorde aufstellen.

Wachstum auf Pump ist kurzfristig schön, ganz einfach aus dem Grund, weil es höher ausfällt. Langfristig macht es wenig Sinn. Kredite müssen irgendwann zurückgezahlt werden. Konsumkredite schaffen allerdings keinen Wert. Sie werfen keine Rendite ab. Die Kredite können also nicht aus einem zusätzlichen Ertrag wie bei Investitionen finanziert werden, sondern müssen aus den bestehenden Einnahmen (Löhne) zurückgezahlt werden. Das gräbt zukünftiges Konsumpotential ab.

Es ist absolut richtig, dass Banken ihre Kreditvergabestandards verschärfen. Konsumenten haben sich in diesem Zyklus schon ausreichend mit Krediten für den Autokauf und Kreditkartenschulden versorgt. Mehr ist absolut kontraproduktiv und für Banken ist wichtig, dass sie das Risiko im Griff behalten.

Konsumkredite sind teuer. Hier ist von Niedrigzinsen wenig zu spüren. Auf Kreditkartenschulden werden zweistellige Prozentsätze fällig. Dafür ist das Risiko aber auch hoch. Die Ausfallquoten liegen im mittleren einstelligen Bereich.

Was derzeit auf dem US-Kreditmarkt geschieht, ist richtig. Es verhindert andererseits aber auch, dass sie Wirtschaft noch einmal einen Zahn zulegt.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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    Die heutigen Notenbankster in ihrer wahnwitzigen Geschichtsvergessenheit, halten sich für den Herzschrittmacher der Märkte oder noch wahrscheinlicher in ihrer Hybris, für das Herz selbst. Dabei sind sie weder Herzschrittmacher und schon gar nicht sind sie die lebensspendende Pumpe. Was sind sie jedoch dann, die Draghinatoren dieser Welt? Anabolika für die Märkte, dürfte der Sache schon ziemlich nahe kommen. Gäbe es an den Finanzmärkten eine Anti-Doping-Komission, dann hätte man Draghi, Yellen und Kuroda schon lange aus dem Verkehr gezogen und sie würden die Welt durch schwedische Gardinen betrachten. Da jedoch gegenwärtig an den Finanzmärkten nichts mehr normal ist, lässt man die Herrschaften nicht nur gewähren, sie genießen sogar noch die ausdrückliche Unterstützung der Unbestechlichen, wie z.B. Kanzlerin Merkel, Wolfgang Schäuble und nicht zu vergessen............die Hüter des Rechts im Bundesverfassungsgericht zu Karlsruhe. Trotz der massiven Unterstützung der Notenbankpolitiken durch hohe und höchste Würdenträger ist der Esel Finanzmarkt jedoch offensichtlich nicht mehr so ohne weiteres davon zu überzeugen, das alles gut ist, bzw. gut wird. Der Esel wird langsam störrisch, wie man u.a. auch den interessanten Ausführungen von Herrn Schmale in seinem aktuellen Artikel entnehmen kann. Da hilft weder die Möhre vor der Nase, noch der freundliche Herr der von hinten schiebt. Man darf gespannt sein, wie lange es noch dauert, bis der Esel in Panik gerät und sein Heil in der Flucht sucht.

    22:08 Uhr, 14.11. 2017
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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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