Value-Investor: Aktienmarkt ist noch viel zu teuer
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Erwähnte Instrumente
- S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.766,90 Pkt (S&P)
- Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.836,22 $ (JFD Brokers)
Seth Klarman, Chef des Hedgefonds Baupost Group und ein bekannter Value-Anleger, hat es mit seinen Investmententscheidungen zum Milliardär gebracht. Das Buch "Margin of Safety", in dem Klarman seine Anlagephilosophie erläutert, ist seit langer Zeit vergriffen und wechselt immer wieder für mehrere tausend Dollar den Besitzer.
Jetzt hat sich Klarman mit einer Einschätzung zum aktuellen Markt zu Wort gemeldet, die aufhorchen lässt: Trotz des jüngsten Kursrückgangs seien die Bewertungen bei Aktien noch immer so hoch wie selten zuvor. "Wir haben einen Aktienmarkt, der zu den teuersten jemals gehört“, sagte Klarman am vergangenen Freitag in einem Interview mit Das Narayandas, einem Professor an der Harvard Business School.
Untermauert wird die Einschätzung nach wie vor hoher Bewertungen am Aktienmarkt durch einen Blick auf das Shiller-KGV, entwickelt vom Nobelpreisträger Robert Shiller, das die Aktienkurse ins Verhältnis zu den durchschnittlichen inflationsbereinigten Unternehmensgewinnen im S&P 500 auf Sicht von zehn Jahren setzt. Nach dieser Kennzahl ist der US-Aktienmarkt auch nach dem Kursrutsch fundamental noch so teuer wie zuvor nur in drei Phasen: rund um die Weltwirtschaftskrise 1929, während der Internetblase zur Jahrtausendwende sowie in den vergangenen fünf Jahren.
Nachdem der Aktienmarkt jahrzehntelang von sinkenden Zinsen profitiert hat, befürchtet Klarman jetzt die umgekehrte Entwicklung. "Die Zinsen beginnen zu steigen, und sie sollten steigen, weil sie sehr lange künstlich niedrig gehalten wurden. Ich denke, es wird einige Leute und sogar das System erschüttern, wenn sie anfangen, sich höher zu bewegen."
Die Phase der niedrigen Zinsen hat nach Einschätzung von Klarman auch zu Exzessen und Fehlentwicklungen geführt, die in Zeiten höherer Zinsen dann wieder korrigiert werden und Verluste heraufbeschwören könnten. "Es war ein 35-jähriger Bullenmarkt für Anleihen, also wird das ein großer Schock sein, der meiner Meinung nach Finanzinstitute auf die Probe stellen wird, die abgesichert waren, die Derivate geschrieben haben, die sie nicht hätten schreiben sollten, die sehr weit gegangen sind, um größere Risiken in ihrem Portfolio zu übernehmen", sagte Klarman. Die Inflation sei besonders problematisch, weil sie real betrachtet zu sicheren Verlusten in dem traditionell als sicher geltenden Anleihen-Anteil eines Portfolios führt.
Neben dem Ukraine-Krieg betrachtet Klarman auch die zunehmende Spaltung innerhalb der US-Gesellschaft als hochproblematisch. "Ich mache mir auch Sorgen über die großen Spaltungen in der amerikanischen Gesellschaft. Es gibt nicht nur Norden und Süden, Großstädte und Vororte und ländliche Gebiete, es gibt nicht einmal nur Rot [Republikaner] und Blau [Demokraten]. Die Risse [in der Gesellschaft] sind wirklich enorm und sie haben auch mit den technologischen Veränderungen zu tun und der Frage, wer davon profitiert und wer nicht.“ Kürzlich hatte Ray Dalio, Gründer der weltgrößten Hedgefondsgesellschaft Bridgewater Associates in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gesagt, dass er wegen der großen gesellschaftlichen Spaltung auch einen Bürgerkrieg in den USA für möglich halte.
Gleichzeitig wies Klarman aber auch daraufhin, dass die USA in ihrer Geschichte bereits schwierigere Phasen überstanden hätten, so die Weltwirtschaftskrise, den Zweiten Weltkrieg und einen Mangel an Bürgerrechten.
Mit Blick auf alternative Anlagen setzt Klarman auf Gold. Es sei zwar richtig, dass Gold keine laufenden Erträge (wie Zinsen oder Dividenden) abwerfe. Das Edelmetall habe aber eine lange Geschichte hinter sich und sei schwierig zu gewinnen. Kryptowährungen könne er hingegen nichts abgewinnen, sagte Klarman.
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