Kommentar
12:42 Uhr, 18.08.2022

Value-Aktien kaufen?

Value-Strategien erlebten in diesem Jahr ein Comeback. Es geht aber noch besser, als einer Value-Strategie zu folgen.

Jahrelang musste Value-Anleger darben. Obwohl Value den Gesamtmarkt über lange Zeiträume schlägt, konnte davon seit der Finanzkrise keine Rede mehr sein. Im besten Fall wurde der Markt nicht underperformt. Value erlebte immer wieder kleinere Comebacks. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Anleger Angst vor einer Rezession haben. Diese Angst gab es seit der Finanzkrise mehrfach. Als 2014 ein Rohstoffcrash begann und China seine Währung 2015 plötzlich abwertete, war klar, dass sich die globale Wirtschaft abkühlen würde. Das Value-Comeback war allerdings bescheiden. 2022 war es anders. Die Angst vor einer Rezession war auch stärker ausgeprägt.

In Zeiten, in denen sich die Wirtschaft abkühlt und Rezessionsängste umgehen, performt eine Minimum Volatility Strategie besser als Value. Dies war von 2014-16 und 2018/19 der Fall. Auch in diesem Jahr waren Minimum Volatility Strategien gefragt. Weniger deutlich konnte eine Quality-Strategie outperformen. Qualitätsaktien zeigten allerdings auch keine bedeutende Unerperformance (Grafik 1).


Kurzfristig sind Anleger wieder guter Dinge. Sie hoffen auf eine Fortsetzung des Wachstums und eine weniger straffe Geldpolitik. Die meisten Indikatoren widersprechen dieser Erwartung. Allen voran fällt der Einkaufsmanagerindex in den USA weiter. Dieser ist einer der besten Indikatoren für das Wachstum der Wirtschaft.

Vergleicht man eine Value-Strategie zu Qualitätsaktien oder einer Minimum Volatility Strategie, zeigt sich schnell, dass Value tendenziell underperformt. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Einkaufsmanagerindex fällt, wie es jetzt der Fall ist (Grafik 2). Der Trend dürfte sich mittelfristig weiter fortsetzen.


Kommen Rezessionsängste zurück, sind Anleger mit einer Qualitätsstrategie am besten beraten, gefolgt von Minimum Volatility. Value, auch wenn es in der Gunst vieler noch sehr hoch steht, ist seit Jahren keine gute Strategie mehr, selbst wenn Rezessionsängste umgehen. Aber woran liegt das überhaupt und was unterscheidet die Strategien?

Bei einer Value-Strategie kaufen Anleger Aktien von Unternehmen, die niedrig bewertet sind. Als Maßstab für die Bewertung wird meist das Kurs-Gewinn oder Kurs-Buchwert-Verhältnis herangezogen. Andere Faktoren wie Wachstum oder Profitabilität stehen an zweiter Stelle, falls sie überhaupt berücksichtigt werden.

Value-Strategien sammeln so Aktien von Unternehmen wie Intel oder AT&T auf. Diese Unternehmen schreiben Gewinne und haben hohe Dividendenrenditen, wachsen aber nicht mehr. Das erklärt, weshalb Value-Strategien in den letzten Jahren nicht mehr funktionierten. Sie wurden zu einem Sammelbecken von Firmen, die nicht mehr wachsen.

Das Problem hat eine Minimum Volatility Strategie nicht. Hier zählt nicht die Bewertung, sondern ob ein Kurs weniger stark schwankt als der Markt. Dies ist vorwiegend bei Unternehmen der Fall, die profitabel sind und solides Wachstum zeigen. Böse Überraschungen, wenn Quartalszahlen vorgelegt werden, bleiben aus. Zu dieser Unternehmensgruppe gehören etwa viele Pharmafirmen, Versorger und Hersteller von Nahrungsmitteln.

Bei Qualitätsaktien werden mehrere Faktoren berücksichtigt. Sie sind profitabel, wachsen und haben eine solide Bilanz. Zu dieser Gruppe gehören etwa Apple, Microsoft, Visa, Coca-Cola, einige Ölunternehmen und Finanzdienstleister. Quality-Strategien sind generell keine schlechte Idee und sollten andere Strategien, die sich früher in Rezessionen bewährt haben, schlagen. Quality ist das neue Value, wenn man so will. Kommen Rezessionsängste im Herbst erneut auf, sind Anleger mit dieser Strategie nicht schlecht beraten und in guten Zeiten kommt es ebenfalls nicht zwangsweise zu einer Underperformance. Ein ETF auf den MSCI World Quality Index von iShares (ISIN IE00BP3QZ601) ist eine mögliche Wahl.

Clemens Schmale


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  • Limes123
    Limes123

    Wer tolle Buchwerte, astronomisch hohe Dividenden, satte Gewinnsteigerungen findet diese bei den Rohstoffaktien.: Valuewerte wie aus einer anderen Welt. Würde aber persönlich erst in den nächsten acht Wochen zugreifen.

    21:39 Uhr, 18.08. 2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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