V- oder U-förmige Erholung?
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„Die Politik hat es in der Hand, diese Rezession zu einer der kürzesten überhaupt zu machen“, schreibt Seema Shah, Chefstrategin des großen US-amerikanischen Asset Managers Principal Global Investors, in ihrem neuesten Blog. Weil die geldpolitischen Möglichkeiten der Zentralbanken begrenzt seien, müsse die Fiskalpolitik die Verantwortung übernehmen, um die wirtschaftlichen Härten zu mildern und zu verhindern, dass diese Episode zu einer langen und dauerhaften Depression wird. Die Regierungen hätten größtenteils auch die Dringlichkeit erkannt: Während der Finanzkrise habe die US-Regierung etwa vier Monate gebraucht, um ein Konjunkturpaket aufzulegen.
Shah: „Die Regierungen scheinen zu verstehen, dass sie bei einem Schock dieser Größenordnung die Vorsicht in den Wind schlagen und massiv Geld ausgeben sollten. Sogar Deutschland, der standhafteste aller Falken wenn es um die Haushaltsdisziplin geht, hat sinnvolle fiskalische Stimuli beschlossen.“
Die entscheidende Frage sei, ob die Maßnahmen auch dazu geeignet seien, das Produktionspotenzial der Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Denn nur so könne eine rasche Erholung in Gang kommen, sobald die Eindämmungsmaßnahmen schließlich aufgehoben werden. Dies könnte der Weg zu einer V-förmigen Erholung sein.
Seema Shah: „Es ist von entscheidender Bedeutung, die Unternehmen in dieser Krise am Leben zu erhalten und sicherzustellen, dass die Arbeitnehmer weiterhin ihre Gehälter erhalten. In einem der bisher innovativsten Pakete hat zum Beispiel die britische Regierung zugesagt, 80 % des Gehalts von beurlaubten Arbeitnehmern bis zu einem Höchstbetrag von 2.500 Pfund pro Monat zu zahlen. Die Dauer dieser Notfallmaßnahme wird mindestens drei Monate betragen und kann auf den 1. März zurückdatiert werden. Damit wird im Grunde genommen ein großer Teil der Arbeitsplätze im Privatsektor quasi verstaatlicht.“
Doch viele Regierungen hätten im Gegensatz dazu den Ansatz gewählt, kleine und mittlere Unternehmen durch billige Kredite zu unterstützen oder aber Schecks direkt an die Haushalte zu verteilen – so in Singapur und in den USA.
Dazu Shah: „Einige Unternehmen werden verständlicherweise zögern, in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit zusätzliche Schulden aufzunehmen – egal zu welchem Preis. Und Geldgeschenke dieser Größenordnung – so notwendig sie zum Beispiel in den USA auch sein mögen – werden wahrscheinlich für Lebensmittel, Medikamente oder Rechnungen aufgespart und kaum den Konsum sinnvoll ankurbeln. Es hilft auch nicht den Unternehmen und verhindert auch nicht, dass Arbeitnehmer entlassen werden. Die Produktionskapazität ist nicht geschützt, und der Multiplikatoreffekt ist minimal. Da nährt die Hoffnung auf eine nur U-förmige Erholung.
Natürlich können Regierungen nicht zaubern; ganz gleich, was sie tun – es wird sicherlich einen tiefen wirtschaftlichen Schock geben. Aber ein rechtzeitiges, umfangreiches und richtig ausgerichtetes Finanzpaket könnte den Unterschied zwischen einer V-förmigen Erholung oder einer U-förmigen Erholung ausmachen.“
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