Kommentar
16:49 Uhr, 26.04.2013

USA: Verteidigungsausgaben belasten nochmals Wirtschaftswachstum

1. Die wirtschaftliche Aktivität hat zwar im ersten Quartal wieder Fahrt aufgenommen. Die Wachstumsgeschwindigkeit blieb aber unterhalb der Erwartungen. Das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal nur um 2,5 % gegenüber dem Vorquartal und auf das Gesamtjahr hochgerechnet angestiegen (Bloomberg-Median: 3,0 %; DekaBank: 3,3 %). Zum zweiten Mal in Folge sorgten die Staatsausgaben im Bereich Verteidigung für einen spürbaren negativen Wachstumsbeitrag.

2. Stärker als erwartet nahmen die Konsumausgaben der privaten Haushalte zu (Bloomberg-Umfrage: 2,8 %). Der Zuwachs um gut drei Prozent ist der zweithöchste in diesem Aufschwung und überrascht positiv angesichts einer höheren Abgabenbelastung der privaten Haushalte. So verringerten sich die verfügbaren Einkommen im ersten Quartal um 4,4 % gegenüber dem Vorquartal (ann.). Die hohe Konsumaktivität geht auf eine Verringerung der Sparquote zurück. Diese sank, allerdings von einem nach oben verzerrten Niveau, von 4,7 % auf 2,6 %. Die Lohn- und Gehaltsdynamik war im ersten Quartal mit einem Anstieg um 3,2 % (qoq, ann.) leicht überdurchschnittlich für diesen Aufschwung.

3. Die Verteidigungsausgaben des Staates sorgten bereits im Quartal zuvor für einen überraschend negativen Wachstumsbeitrag von 1,3 Prozentpunkten. Im ersten Quartal betrug dieser nochmals 0,6 Prozentpunkte. Möglicherweise hat dieser erneute Rückgang etwas mit den Anfang März begonnenen, automatischen Ausgabenkürzungen des Staates zu tun. Von diesen Einsparungen war der Verteidigungshaushalt besonders betroffen. Monatliche Budget-Zahlen hatten dies allerdings nicht angedeutet. Für die beiden weiteren Bereiche der Staatsausgaben (Nicht-Verteidigung bzw. Ausgaben auf Bundesstaatenebene) wurden ebenfalls Rückgänge gemeldet. Diese lagen aber im Rahmen unserer Erwartungen.

4. Dies gilt auch für die Anlageinvestitionen sowie deren Teilkomponenten: Nach einem recht kräftigen Zuwachs im Vorquartal ist der Anstieg die Ausrüstungsinvestitionen im ersten Quartal etwas verhaltener gewesen. Auch mit dem Rückgang der Gewerbebauinvestitionen hatten wir gerechnet. Etwas positiv überrascht wurden wir von der Höhe des Zuwachses der Wohnungsbauinvestitionen. Seit ihrem Tiefpunkt im ersten Quartal 2011 sind diese durchschnittlich um über 11 % (qoq, ann.) pro Quartal angestiegen. Die Lagerinvestitionen haben sich im ersten Quartal wieder normalisiert. Im vierten Quartal 2012 lag noch eine zu niedrige Lageraktivität vor, weil die Unternehmen für das Jahresende die Auswirkungen der drohenden fiskalischen Klippe befürchten mussten. Etwas stärker als von uns erwartet hat der Außenhandel gebremst. So blieb das Exportwachstum hinter unseren Erwartungen zurück und die Importdynamik war kräftiger. Die Überraschungen halten sich hier allerdings ebenfalls in Grenzen.

5. Wir hatten aufgrund gestiegener Wachstumserwartungen für das erste Quartal unsere BIP-Prognose für 2013 vor kurzem erst nach oben genommen. Allerdings hatten wir an unserem Wachstumsausblick für die Folgequartale keine Änderungen vorgenommen. Die negative Überraschung für das erste Quartal bedeutet, dass wir unsere BIP-Prognose für 2013 wieder in die Nähe des ursprünglichen Wertes von 2,0 % zurücknehmen werden. Die heutigen Zahlen sind mit Ausnahme der Ausgaben für Verteidigung aber nicht wesentlich anders gekommen als von uns erwartet, sodass eine Prognose-Revision der Folgequartale nicht notwendig erscheint. Aufgrund der automatischen Ausgabenkürzungen des Staates ist in der Prognose ein weitergehender Rückgang der Staatsausgaben bis Ende 2014 eingestellt. Überraschungen sind (in beide Richtungen) dennoch möglich, da nicht bekannt ist, wann diese Ausgabenkürzungen tatsächlich umgesetzt werden, bzw. wann die jeweilige statistische Erfassung erfolgen wird. Die Entwicklung der Staatsausgaben, die einen Anteil von gut 17 % am Bruttoinlandsprodukt haben, werden also auch in den kommenden Quartalen für Spannung sorgen. Die US-Wirtschaft hat zwar gemessen an den heutigen Erwartungen enttäuscht. Sie hat aber die Belastungen (höhere Abgabenbelastung, Winterstürme im Februar, kalter März) dennoch erstaunlich gut überstanden und ihre erhöhte Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt. Ungeachtet zuletzt eher enttäuschender Konjunkturdaten befindet sich die US-Wirtschaft durchaus auf einem guten Weg.

Quelle: DekaBank

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