Kommentar
18:22 Uhr, 15.11.2007

USA: Verbraucherpreise im Oktober liefern gemischtes Bild

1. Die Verbraucherpreise sind im Oktober wie erwartet um 0,3 % mom angestiegen, wodurch sich die Jahresrate der Inflation von 2,8 % auf 3,5 % erhöhte. Der Preisauftrieb im Monatsvergleich setzt sich zusammen aus einem Anstieg um 0,2 % mom in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie, einer Verteuerung von Lebensmitteln um 0,3 % mom und einem Preisanstieg von durchschnittlich 1,4 % bei Energiegütern und -dienstleistungen.

2. Auf die zweite Nachkommastelle genau betrachtet war der Preisauftrieb in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie mit 0,16 % mom vergleichsweise gering. Ursächlich hierfür war in erster Linie ein Rückgang der Preise in der Komponente „lodging away from home“, die im Wesentlichen Hotelübernachtungen umfasst, um 1,5 % mom. Diese besitzt zwar ein Gewicht von nur 2,6 % im Verbraucherpreisindex, verzeichnet seit dem Frühjahr jedoch eine ungewöhnlich hohe Volatilität und verzerrte die monatlichen Veränderungsraten der Verbraucherpreise ohne Lebensmittel und Energie daher schon mehrfach in die eine oder die andere Richtung. Die übrigen und von ihrer Gewichtung her bedeutenderen Bestandteile der Wohnungskosten entwickelten sich im Oktober uneinheitlich. Die kalkulatorischen Mieten für selbst genutzte Eigenheime („owners´ equivalent rent“) verbuchten einen Anstieg um 0,2 % mom nach 0,3 % im Vormonat. Bei den tatsächlich gezahlten Wohnungsmieten („rent of primary residence“) war die Zunahme mit 0,5 % mom so stark wie zuletzt im Mai 2001. Alles in allem deutet die Entwicklung bei den Wohnungskosten somit nicht auf ein Nachlassen des Preisauftriebs am aktuellen Rand hin.

3. Die übrigen Komponenten der Kernrate verzeichneten im Oktober im Durchschnitt relativ starke Preisanstiege um 0,2 % mom. In den Details setzten sich hier die aus den vergangenen Monaten bekannten Entwicklungen fort. Die Preise insbesondere für langlebige Konsumgüter waren leicht rückläufig, so etwa bei Autos (-0,1 % mom) und Möbeln (-1,0 % mom). Demgegenüber verzeichnen einige Dienstleistungen wie medizinische Dienstleistungen (0,6 % mom) sowie Schulgebühren und Kinderbetreuung (0,8 % mom) schon seit längerem stärkere Preiserhöhungen. Während der niedrige Anstieg der Wohnungskosten auf einem eindeutig auszumachenden Sondereffekt beruht, war bei den übrigen Komponenten der Kernrate in den vergangenen Monaten tendenziell eine Beschleunigung zu erkennen. Die heutigen Daten zur Kerninflation sind somit insgesamt nicht so gut, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen.

4. Der Preisanstieg von Lebensmitteln war mit 0,3 % mom im Oktober zwar relativ hoch, aber dennoch geringer als im Durchschnitt der vorangegangenen sechs Monate. Insbesondere hat sich die gestern im Rahmen der Erzeugerpreise gemeldete starke Verteuerung von Obst und Gemüse nur in einem eher geringen Umfang im Verbraucherpreisindex niedergeschlagen (0,7 % mom). Wegen des frühen Erhebungstermins der Erzeugerpreise muss nicht davon ausgegangen werden, dass sich die dort verbuchten Preisanstiege von Obst und Gemüse noch auf den Verbraucherpreisindex auswirken werden. Dennoch ist auch für die kommenden Monate damit zu rechnen, dass die Verbraucherpreise von Lebensmitteln eher etwas stärker steigen als im Durchschnitt der vergangenen Jahre.

5. Der zuletzt kräftige Anstieg der Rohölpreise hat sich bislang noch nicht in den Verbraucherpreisen bemerkbar gemacht. So stiegen die Verbraucherpreise von Benzin im Oktober lediglich um 1,4 % mom, und dies auch nur, weil die Saisonbereinigung durch das Bureau of Labor Statistics für diesen Monat einen Rückgang der Benzinpreise vorhergesehen hätte. Die bereits für den Monat November vorliegenden Benzinpreisdaten deuten jedoch darauf hin, dass die Jahresrate der Inflation zumindest vorübergehend in die Region von 4 % vorstoßen wird. Andere Energiegüter und -dienstleistungen verzeichneten bereits im Oktober zum Teil kräftige Preisanstiege, so etwa Heizöl (2,6 %), Elektrizität (1,5 %) und Erdgas (0,7 %).

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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