Kommentar
17:38 Uhr, 30.10.2007

USA: Verbraucher kurzzeitig schlechter gelaunt

1. Das vom Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen hat sich im Oktober überraschend deutlich von nach unten revidierten 99,5 auf 95,6 Punkte eingetrübt (Bloomberg-Median und Deka- Bank: 99,0 Punkte). Dies ist der schwächste Wert seit Oktober 2005. Die Lagekomponente verringerte sich um 2,4 Punkte, die Erwartungskomponente sogar um 4,9 Punkte. Der derzeit steigende Rohölpreis, die weiterhin schwelende Immobilienkrise, aber vor allem die allgemein für das vierte Quartal erwartete konjunkturelle Delle hinterlassen in der Verbraucherstimmung ihre Spuren.

2. Angesichts der kurzfristig schwächeren Rahmendaten ist die schlechte Stimmung der Verbraucher durchaus verständlich. Da wir jedoch davon ausgehen, dass sich schon Anfang 2008 die konjunkturelle Entwicklung wieder verbessern wird, dürfte das Stimmungstief nur von begrenzter Dauer sein. Der Rohölpreis sollte unserer Prognose zufolge in absehbarer Zeit wieder nachgeben. Und die negativen Folgen der Kreditkrise vom August / September, die die aktuelle konjunkturelle Delle verursacht hat, dürften in den nächsten Monaten ebenfalls ausgestanden sein. Denn zum einen haben sich die Spreads an den Märkten für Unternehmensanleihen wieder verringert, zum anderen sollte das niedrigere Leitzinsniveau unterstützend wirken.

3. Die Immobilienpreise sind im August, gemessen an den Case Shiller-Hauspreisindizes, weiter gefallen. So verringerten sich der 10-Städte-Index um 0,84 % und der 20-Städte-Index um 0,74 % gegenüber dem Vormonat. Im Falle des 10-Städte-Index, der eine längere Historie aufweist, ist dies der kräftigste monatliche Preisrückgang seit über 16 Jahren. Auch die Jahresveränderungsraten sind mit -5,0 % bzw. -4,4 % im negativen Bereich (Bloomberg-Umfrage: -4,2 %; DekaBank: -4,3 %). Obwohl der Monat Juli leicht nach unten revidiert wurde, waren die monatlichen Veränderungsraten im August noch einmal schwächer als im Vormonat (im Juli: -0,50 % mom für den 10-Städte-Index, -0,37 % für den 20- Städte-Index). Diese Abwärtsdynamik zeigt sich auch in der regionalen Aufteilung. Während im Juli erst 10 der 20 Städte negative Vorzeichen hatten, sind im August in 17 der 20 Städte die Immobilienpreise gesunken.

4. Die Case Shiller-Indizes geben monatlich Aufschluss über die tatsächliche Entwicklung der Immobilienpreise. Diese Indizes haben jedoch die Schwäche, dass sie nur die Preisentwicklung in den Städten abgreifen, nicht jedoch in den ländlichen Regionen. In diesen ländlichen Regionen ist der Preisanstieg der letzten Jahre nicht so extrem gewesen, da dort Spekulation eine wesentlich geringere Rolle gespielt hat. Entsprechend ist dort das Rückschlagspotenzial geringer, die Case Shiller-Statistiken überzeichnen damit die tatsächliche Abwärtsdynamik. Ein Indiz dafür liefert der OFHEO-Häuserpreisindex, der genau diese ländlichen Regionen erfasst und für das zweite Quartal weiterhin positive Wachstumsraten von 3,2 % yoy anzeigt. Bisher gleicht die positive Entwicklung der ländlichen Regionen die Verluste in den Städten mehr als aus. Allerdings basiert die OFHEO-Preisstatistik auf Transaktionen sog. „conforming loans“, die auf 417 Tsd. USD begrenzt sind. Damit sind teurere Hauskäufe ausgeschlossen. Der OFHEO erfasst so auch genau das Preissegment nicht, welches derzeit bspw. über Jumbo- und Alt-A-Hypotheken die größten Finanzierungsprobleme hat. Dort sind größere Preisrückgänge wahrscheinlich, sodass der OFHEO hier die Entwicklung unterzeichnet.

5. Für den 10-Städte-Index des Case Shiller werden an der Chicago Mercantile Exchange Futures-Kontrakte gehandelt. Gemessen an den aktuellen Kursen (Schlusskurs: 29.10.07) erwartet der Markt weiterhin deutliche Rückgänge. Der 10-Städte-Index wird zum Ende 2007 um 6,7 % yoy schwächer erwartet. Zudem rechnet dieser Markt damit, dass sich die Schwächephase bis Mitte nächsten Jahres noch ausdehnt. Auf Basis dieser Futures-Kontrakte errechnete yoy-Raten zeigen eine Spitze von -8,0 % yoy im März 2008. Zudem werden bis März 2009 fallende Immobilienpreise erwartet, allerdings dann mit abnehmender Dynamik. Diese pessimistische Stimmung ist ein gutes Stück der Angst vor den Folgen der Hypothekenkrise geschuldet, zeigt aber auch, dass das Ende der Preisrückgänge in dieser statistischen Abgrenzung noch nicht bevorsteht. Während die Wohnungsbaurezession Mitte 2008 vor ihrem Ende steht, dürfte die Preisbereinigung am Wohnimmobilienmarkt aufgrund der Trägheit dieses Marktes länger anhalten.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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