Kommentar
18:07 Uhr, 09.11.2007

USA: Verbraucher im Stimmungstief

1. Das Konsumklima der Universität Michigan ist im November von 80,9 auf 75,0 Punkte gefallen. Mit solch einem starken Rückgang hatten weder die von Bloomberg befragten Analysten noch wir gerechnet (Bloomberg-Median: 80,0 Punkte; DekaBank: 79,0 Punkte). Dieser Wert liegt ungefähr auf dem Niveau, auf den das Konsumklima nach Hurrikan „Katrina“ gefallen war. Lässt man Hurrikan „Katrina“ außen vor, so muss man bis ins Jahr 1992 zurückblicken, um tiefere Werte zu finden. Die Lagekomponente gab um 6,6 Punkte nach, die Erwartungskomponente um 5,4 Punkte.

2. Die Verbraucher sind verunsichert, sei es wegen der steigenden Rohölpreise, sei es wegen der Kreditkrise. Allerdings dürfte der robuste Arbeitsmarkt mit der daraus erwachsenden kräftigen Einkommensentwicklung trotz der schlechten Laune der Verbraucher deren Konsumfreude erhalten, wenngleich mit etwas weniger Dynamik als bisher.

3. Das Handelsbilanzdefizit ist im September überraschend von nach unten revidierten 56,8 Mrd. US-Dollar auf 56,5 Mrd. US-Dollar gesunken (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: -58,5 Mrd. US-Dollar). Die Exporte verzeichneten einen Anstieg um 1,1 % mom, die Importe um 0,6 % mom.

4. Die Exportstärke rührte erneut aus deutlich höheren Exporten von Nahrungsmitteln (9,4 % mom) und von Halbwaren und Rohstoffen (2,4 %). Aber auch die Konsumgüterexporte schoben (2,6 %). Das leichte Minus bei den Investitionsgütern (-1,0 %) resultierte aus spürbaren Rückgängen bei den Bereichen zivile Flugzeuge, Telekommunikation und Computerteile; der Bereich Halbleiter dagegen verzeichnete ein sattes Plus von 8,1 %. Wichtigste Ursache für die hohe Exportdynamik ist mit Sicherheit der schwache USDollar, der die Wettbewerbsfähigkeit der US-Güter auf den internationalen Märkten erhöht hat, im Zusammenspiel mit dem weiterhin hohen globalen Wachstum. Daneben gab es aber auch Sondereffekte wie die weltweite Knappheit von Getreide und anderen Nahrungsmitteln, die mehr Nachfrage und höheren Preisen bei den Nahrungsmitteln geführt haben. Die gewichtigsten Posten bei den Importen waren die Investitionsgüter (2,0 %), Rohöl (2,1 %) und Autos (1,4 %).

5. Die langsame, aber stetige Verbesserung des Handelsbilanzsaldos schafft zumindest eine gewisse Sicherheit an der außenwirtschaftlichen Flanke. Unsere Einschätzung bezüglich der US-Wirtschaft ist, dass sie sich derzeit in einer konjunkturellen Schwächephase befindet, die unter anderem durch das wiederholte Aufflammen der Kreditkrise in den letzten Monaten verursacht ist. Schon im ersten Quartal 2008 dürfte sich jedoch wieder ein höheres Wirtschaftswachstum von etwa 2 ½ % (qoq, ann.) einstellen.

6. Die heutigen Daten für die Handelsbilanz signalisieren einen leichten Aufwärtsrevisionsbedarf für das ohnehin schon starke Bruttoinlandsproduktswachstum im zurückliegenden dritten Quartal (3,9 % qoq, ann.).

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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