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12:19 Uhr, 17.02.2017

USA und China fallen als Wachstumslokomotive aus

Die einzelnen Länder bzw. Regionen werden ihr Wachstum nach Meinung von Philippe Waechter, Chefökonom bei Natixis Asset Management, künftig selbst generieren müssen.

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    Kursstand: 4.865,44 Pkt (Euronext Paris) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Paris (GodmodeTrader.de) - Die Weltwirtschaft scheint sich Anfang 2017 auf einem guten Weg zu befinden. Doch die Rahmenbedingungen sind heute völlig andere als noch vor der weltweiten Finanzkrise 2007/2008. Das Trendwachstum ist schwächer als zuvor, und die Inflationsraten bleiben niedrig. Daher werden meiner Einschätzung nach die Zinsen in den Industrieländern niedrig und die geldpolitischen Maßnahmen praktisch das gesamte Jahr über expansiv bleiben, selbst in den USA, wie Philippe Waechter, Chefökonom bei Natixis Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

In den vergangenen Jahren habe die Weltwirtschaft von einer stabilen Fiskalpolitik in den westlichen Ländern, sehr expansiver Geldpolitik und niedrigen Ölpreisen profitiert. Gleichzeitig habe sich durch das verringerte Wachstum und die neue binnenwirtschaftsorientierte Wachstumsstrategie in China der Druck auf die westlichen Länder verringert. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen habe die Privatwirtschaft in Europa und den USA ihr Verhalten situationsgerecht anpassen können. Eine Anpassung des Verhaltens an eine geänderte Fiskalpolitik (wie wir sie 2011 bis 2013 in Europa und den USA gesehen hätten) oder an wettbewerbsfähigere Produkte aus Asien habe jedoch noch nicht stattgefunden, heißt es weiter.

„Für Schwellenländer stellt die Rolle Chinas weiterhin den größten Unsicherheitsfaktor dar. Das neue chinesische Wirtschaftsmodell mit seinem Fokus auf dem Binnenmarkt bedeutet gegenüber dem bisherigen exportgetriebenen Modell eine Schwächung der Schwellenländer. Am deutlichsten wird dies in Afrika und Lateinamerika, wo Brasilien und Argentinien schwere Rezessionen durchlaufen haben. In Asien sind die Verbindungen zu China enger, sodass die Region weniger stark betroffen ist“, so Waechter.

In der Eurozone dürfte die Inflation unter dem von der EZB formulierten Ziel von zwei Prozent bleiben (außer am Anfang des Jahres, wo ein Basiseffekt des Ölpreises die Inflation vorübergehend erhöhe). In den USA hätten sich auch nach einem bereits seit dem zweiten Quartal 2009 andauernden Konjunkturzyklus noch keine Spannungen bei den Gehältern oder Preisen ergeben. In der nahen Zukunft werde die US-Inflationsrate wahrscheinlich leicht über das Ziel der US-Notenbank von zwei Prozent hinausklettern. In Großbritannien scheine die Inflation nach der Abwertung des Pfunds in Folge der Brexit-Abstimmung leicht anzuziehen, auf Werte knapp über dem Ziel der Bank von England, heißt es weiter. „Ich rechne mit drei am Ende dieses Jahres. Auch in den Schwellenländern bleiben die Inflationsraten niedrig. Selbst in Brasilien geht die Inflation nach den hohen Werten von Anfang 2016 wieder zurück“, so Waechter.

In früheren Konjunkturzyklen seien vom Welthandel immer wieder Wachstumsimpulse gekommen. „Leider ist das nicht mehr der Fall. Daher sind die USA und China nicht mehr in der Lage, die Rolle einer Wachstumslokomotive für die Weltwirtschaft zu übernehmen. Nach den Zahlen vom Oktober 2016 wächst das Welthandelsvolumen momentan um weniger als ein Prozent jährlich. Das bedeutet, dass die einzelnen Länder bzw. Regionen ihr Wachstum selbst generieren müssen“, so Waechter.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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