Kommentar
14:24 Uhr, 23.01.2007

USA: Technologieunternehmen enttäuschen

Standardwerte waren in der letzten Woche weiter gefragt und legten moderat zu. Freundliche Konjunkturdaten hielten die Anleger bei Laune, während mancher Quartalsbericht aus dem Technologiesektor enttäuschte.

USA: Technologieunternehmen enttäuschen

Der erfreuliche Start in die amerikanische Berichtssaison über das vierte Quartal hat sich in der vergangenen Woche nicht fortgesetzt. Vor allem Technologieunternehmen enttäuschten. Motorola, in der Vorwoche schon mit einer Gewinnwarnung unangenehm aufgefallen, lieferte nun auch tatsächlich die Hiobsbotschaft. Der Quartalsgewinn hat sich wegen der Konzentration auf relativ billige Geräte und eines erbitterten Preiskampfes halbiert. Da nützt es gar nichts, wenn der Telefonabsatz und der Umsatz kräftig zulegen. Entscheidend ist, was unter dem Strich steht.

Die Situation bei Intel ist ähnlich. Auch im Chipsektor herrscht harter Kampf um Marktanteile. Das kratzt an der Marge. Der jüngst vorgelegte Zwischenbericht konnte zwar die Erwartungen übertreffen, wenngleich auch darin schon Umsatz und Gewinn kräftig zurückgingen. Enttäuschend war aber vor allem der Ausblick: Intel rechnet in den kommenden Monaten mit einer Einengung der Gewinnspanne. Um fast sechs Prozent ging es mit der Aktie im Wochenverlauf bergab.

Federn lassen mussten auch die Papiere der Schwergewichte General Electric und IBM. Das lag weniger an den Zahlen die waren gut. Hauptverantwortlich für die Kursdelle dürften Gewinnmitnahmen gewesen sein. Beide Titel hatten in den zurückliegenden Wochen ordentlich zugelegt und wurden "on good news" verkauft. Bei General Electric könnte zudem noch eine akquisitionsbedingt größere Vorsicht der Investoren der Grund für die leichtere Aktiennotiz sein. Binnen Tagen kündigte das Konglomerat Zukäufe für insgesamt 13 Mrd. US-Dollar an. Zum einen wird der Bereich Aerospace mit dem entsprechenden Geschäft der britischen Smiths verstärkt. Zum anderen wird die Medizintechniksparte mit den Diagnostik-Aktivitäten von Abbott Laboratories ausgebaut. Im Gegenzug werden wachstumsarme Bereiche wie zum Beispiel das Plastik-Geschäft zum Verkauf gestellt.

Die jüngsten Konjunkturdaten bestätigen unterdessen die Tempoaufnahme der amerikanischen Volkswirtschaft im vierten Quartal, was den Aktienmärkten entsprechend Rückenwind verlieh. Die Industrieproduktion legte zum Beispiel im Dezember kräftig um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat zu. Das Verbrauchervertrauen stieg ebenfalls.

Europa: Allianz wird immer europäischer

Hierzulande waren die Rahmenbedingungen ähnlich ausgeglichen wie in den USA. In der Eurozone war es jedoch gerade die Industrieproduktion, die enttäuschte. Im November legte der Ausstoß gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent zu, womit die Konsensprognose von plus 0,7 Prozent klar unterboten wurde. Indes zogen die vom ZEW gemessenen Konjunkturerwartungen im Januar wieder deutlich an und befinden sich mit minus 3,6 nur noch knapp unterhalb der Nulllinie. Im November war die Stimmung der professionellen Marktteilnehmer mit minus 28,5 Zählern so pessimistisch wie noch nie. Darin drückten sich in erster Linie Sorgen über die Bremskraft der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland aus. Bislang scheinen diese Ängste aber überzogen gewesen zu sein. Nicht zuletzt der sinkende Ölpreis hat die Folgen des Steueraufschlags gemildert. Treibstoff ist in Deutschland jedenfalls so teuer wie zuvor (und das, obwohl neben der Mwst. noch Zusatzkosten in Verbindung mit der Beimischung von Biosprit entstanden).

Bei den Unternehmen tat sich einmal mehr die Allianz hervor. Nachdem im letzten Jahr mit der Umwandlung in eine europäische Aktiengesellschaft und der Komplettübernahme der italienischen Tochter RAS der Weg hin zu einer schlankeren Konzernstruktur eingeschlagen wurde, folgen nun weitere Schritte. Auch in Frankreich (Tochter AGF) und Deutschland (Allianz Leben) will die Allianz künftig allein den Ton angeben. Das wird voraussichtlich 10,5 Mrd. Euro kosten und soll überwiegend aus Überschusskapital bezahlt werden. Spekulationen auf eine Sonderdividende oder größere Zukäufe in Übersee, die so mancher Investor hegte, zerstoben damit, was auch den Kursknick nach Bekanntgabe erklärt. Die Allianz ist aber überzeugt, langfristig damit mehr Wert zu schaffen. Die Allianz werde ein "global effektiver Finanzdienstleister" mit sehr starker Marktposition in Europa.

Der europäische Luftfahrtkonzern EADS könnte sich an den Strukturmaßnahmen der Allianz ruhig ein Beispiel nehmen. Geprägt vom politischen Einfluss produziert der Konzern in vier Ländern. Die Produktionsprozesse und -standorte sollen jetzt aber angegangen werden. Katalysator dafür sind die Turbulenzen, in die der Konzern mit dem Großraumflugzeug A380 geriet. Die damit verbundenen Kostenexplosionen und Lieferverzögerungen haben jüngst wieder eine Gewinnwarnung ausgelöst. Mit klaren Worten sprach das Management zudem die Doppelungen und Ineffizienzen bei der Produktion an, die nicht zuletzt Folge des politischen Einflusses sind. Ob sich daran aber was ändert, steht in den Sternen, denn Frankreich, Deutschland inklusiver einiger Bundesländer und nicht zuletzt auch Russland wollen im Aktionärskreis bekanntlich größeres Gewicht erlangen.

Ausblick: Hauptversammlung bei Siemens

Die aktuelle Woche ist gespickt mit wichtigen Terminen. Im Blickfeld steht der Ifo-Geschäftsklimaindex, für den im Konsens 108,9 Punkte erwartet werden, nach zuletzt 108,7. Die Veröffentlichungen der Unternehmen werden aber stetig mehr. Der Technologiesektor bleibt stark vertreten. Überdies steht die Hauptversammlung von Siemens im Kalender. Die jüngsten Ereignisse (u.a. BenQ, Korruption) lassen eine hitzige Debatte erwarten.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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