Kommentar
18:09 Uhr, 16.11.2005

USA: Rückgang der Benzinpreise dämpft Inflation

1. Im Oktober sind die amerikanischen Verbraucherpreise um 0,2 % mom gestiegen, dies entspricht einer Zunahme von 4,3 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Nach dem starken Preisanstieg im September mit einer Jahresrate von 4,7 % hatten von Bloomberg befragte Volkswirte im Durchschnitt mit einem stärkeren Rückgang der Inflation gerechnet. Hintergrund hierfür ist, dass der Anstieg der Verbraucherpreise im September zu einem großen Teil durch die erhöhten Energiepreise infolge des Hurrikans Katrina zustande kam und deshalb als vorübergehend eingestuft wurde. Der Teilindex für Energie ist im Oktober zwar um 0,2 % gegenüber dem Vormonat gesunken, dies reichte jedoch nicht aus, um den Preisauftrieb im erwarteten Ausmaß zu verlangsamen. Die seitens der Geldpolitik stark beachtete Kernrate, die den längerfristigen Trend der Inflation widerspiegeln soll, stieg geringfügig auf 0,2 % mom bzw. 2,1 % yoy.

2. Die amerikanischen Konsumenten profitierten im Oktober von einem Rückgang der Benzinpreise um 4,5 % mom. Diese gehen zwar nur mit einem Gewicht von knapp 4 % in die Berechnung des Verbraucherpreisindex ein, aufgrund ihrer hohen Volatilität besitzen sie jedoch einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Inflationsrate. Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, bestand zwischen Benzin- und Verbraucherpreisen in der Vergangenheit in dem Sinne ein enger Zusammenhang, dass starke Preisschwankungen beim Benzin in aller Regel von erheblichen Änderungen der Inflationsrate in die gleiche Richtung begleitet wurden. Im vergangenen Monat war dieser Zusammenhang zwar erkennbar, jedoch ungewöhnlich schwach ausgeprägt. Ursächlich hierfür ist, dass dem Rückgang der Benzinpreise eine Erhöhung der Preise für Gas und Elektrizität um 5,6 % gegenübersteht. Da diese mit annähernd dem gleichen Gewicht in die Berechnung des CPI eingehen, ist der Teilindex für Energie lediglich um 0,2 % gegenüber dem Vormonat gesunken. Dadurch ist wiederum zu erklären, dass sich die Headline- und die Kernrate im Oktober kaum unterscheiden, so dass der Anstieg der Verbraucherpreise mit 0,2 % mom ungefähr seinem langfristigen Trend entspricht. Wie die obige Abbildung zeigt, ist eine derartige Entwicklung im kommenden Jahr auch für die Inflationsraten auf Jahresbasis zu erwarten.

3. Bereits mit den gestern veröffentlichten Produzentenpreisen hat sich angekündigt, dass die Verlangsamung des Preisauftriebs schwächer ausfallen könnte als zunächst erwartet wurde. Zwar hat sich der Anstieg der Erzeugerpreise im Oktober auf 0,7 % mom abgeschwächt, nachdem sie im September mit 1,9 % so stark zulegten wie seit 15 Jahren nicht mehr. Jedoch hatten Analysten im Durchschnitt damit gerechnet, dass die Produzentenpreise gegenüber dem Vormonat unverändert bleiben würden. Wie die obige Schaubild zeigt, können sich Produzenten- und Konsumentenpreise auch über längere Zeiträume unterschiedlich entwickeln. Langfristig besteht jedoch ein enger Zusammenhang zwischen beiden Preisänderungsraten. In den vergangenen Monaten sind die Erzeugerpreise insbesondere deshalb kontinuierlich stärker gestiegen als die Konsumentenpreise, weil es den Unternehmen nicht möglich war, die aus den erhöhten Energiepreisen resultierenden Kostenanstiege vollständig an die Verbraucher weiterzugeben. Aufgrund des daraus resultierenden Nachholbedarfs ist davon auszugehen, dass die Jahresänderungsrate der Verbraucherpreise in den kommenden Monaten weniger stark zurückgehen wird als die der Erzeugerpreise (vgl. obige Schaubild). Wir behalten daher unsere Prognose bei und erwarten, dass das allmähliche Auslaufen der Ölpreiseffekte erst in der zweiten Jahreshälfte 2006 zu einem Rückgang der Inflationsrate unter die Marke von 3 % führen wird.

4. Obwohl die Verbraucherpreise im Oktober stärker als erwartet gestiegen sind, rechnen wir nicht mit Auswirkungen auf die Politik der amerikanischen Notenbank. Zum einen hat die Kernrate mit 2,1 % yoy nur geringfügig zugenommen, was signalisiert, dass die hohen Energiepreise nach wie vor keine nennenswerten Zweitrundeneffekte hervorgerufen haben. Zum anderen verweist die Fed selbst auf die ihrer Meinung nach gut verankerten Inflationserwartungen. Wir gehen daher weiterhin davon aus, dass das FOMC in jeder seiner kommenden vier Sitzungen die Federal Funds Target Rate um jeweils 25 Basispunkte anheben wird, woraus ein Niveau von 5,0 % im Mai nächsten Jahres resultiert. Die Aussicht auf niedrigere Inflationsraten in der zweiten Jahreshälfte 2006 wird dann weitere Zinsschritte unnötig machen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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