Kommentar
16:16 Uhr, 10.10.2023

USA mit Wachstum wie seit 2015 nicht mehr

Die beharrlichen Sorgen um die US-Wirtschaft sollten mit dem jüngsten Arbeitsmarktbericht zerstreut sein. Den USA könnte dieses Jahr sogar etwas gelingen, was es seit 2015 nicht mehr gab.

Vom ersten Quartal 2014 bis ersten Quartal 2015 wuchs die US-Wirtschaft um ziemlich genau 4 %. Aufgrund tiefer Vergleichswerte wuchs die Wirtschaft im Jahr 2021 schneller. Ohne den Pandemieeffekt sind 4 % Wachstum allerdings schon lange her. 2023 könnte die Marke von 4 % nochmals erreicht werden. Es ist etwas, das den USA seit Ende der 90er-Jahre selten gelungen ist.

Damit es dazu kommt, muss alles richtiggehen. Bald wissen wir, wie schnell die Wirtschaft im dritten Quartal gewachsen ist. Je nach Prognose sollten es 0,8-1,2 % sein. Für das vierte Quartal wird aktuell ein Wachstum von nochmals 1 % und mehr vorhergesagt. Doch selbst wenn die USA in diesem Jahr keine 4 % erreichen, dürfte sich das Wachstum noch eine Zeit lang robust zeigen.

Ein Grund ist der starke Konsum. Seit Monaten sind Ökonomen verwundert, dass sich der Konsum gut hält. Bisher wurde angenommen, dass die Ersparnisse aus den Pandemiejahren fast aufgebraucht sind. Vor zwei Monaten berichtete ich darüber, dass die bisher verwendeten Modelle vermutlich zu pessimistisch sind. Stattdessen sollte das Überersparte erst 2025 aufgebraucht sein.

Nun gibt es neue Berechnungsansätze, die von noch höheren Werten ausgehen und anstatt 600 Mrd. USD noch eine Billion USD oder sogar mehr unterstellen (Grafik 1). Dadurch bleibt den US-Konsumenten noch viel Luft. Daran ändert auch nichts, dass Haushalte ihre Studienkredite wieder bedienen müssen. Seit Juli beginnen Haushalte wieder ihre Kredite zu bedienen. Im August und September waren die Zahlungen höher als 2019 und in den ersten Oktobertagen zeigt sich ein neuer Rekordwert (Grafik 2). Haushalte haben keine Probleme, die Kredite zu bedienen. Sie zahlen sogar mehr zurück als notwendig.USA-mit-Wachstum-wie-seit-2015-nicht-mehr-Kommentar-Clemens-Schmale-stock3.com-1
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Weder im Juli noch im August oder September deutet sich ein negativer Effekt auf den Konsum an. Noch beeindruckender ist das Konsumwachstum, weil die Stimmung nicht gut ist. Im Normalfall folgt die Stimmung der Summe von Inflation und Arbeitslosenrate (Grafik 3). Derzeit gibt es eine beachtliche Divergenz. Die Stimmung hat Luft nach oben. Tendenziell wird bei besserer Stimmung mehr konsumiert.

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Der Konsum ist die wichtigste Stütze der US-Wirtschaft, aber nicht die einzige. Nach einem Überhang in den letzten Quartalen kommt die Produktion wieder in Gang. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes ist im neutralen Bereich. Ein Überschreiten der Marke von 50 Punkten ist wahrscheinlich. Der Aufwärtstrend wirkt solide (Grafik 4). Bisher war das verarbeitende Gewerbe ein Bremsklotz. Dieser fällt zukünftig weg. Ob Wachstumsrekord oder nicht, 2023 und zumindest auch die erste Jahreshälfte 2024 sind vielversprechend. Der Aktienmarkt sollte dadurch gestützt werden.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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