Kommentar
07:33 Uhr, 11.09.2017

USA: Mit der Wirtschaft stimmt etwas nicht!

Die US-Wirtschaft schleppt sich so dahin – immer noch. Hinter den Kulissen braut sich allerdings etwas zusammen, nur will es kaum jemand wahrhaben.

Die US-Wirtschaft wächst immer noch in gemächlichem Tempo. Nach wie vor werden Jobs geschaffen. Die Arbeitslosigkeit sinkt. Auf den ersten Blick ist alles in Butter. Auf den zweiten Blick bewegt sich die Konjunktur auf dünnem Eis.

Zuallererst ist da die Zinswende zu nennen. Diese schlägt gerade fehl. Die Notenbank hebt die kurzfristigen Zinsen an. Die langfristigen Zinsen, die nicht von der Notenbank, sondern vom Markt bestimmt werden, kommen jedoch nicht vom Fleck. Das führt dazu, dass der Zinsspread zwischen den lang- und kurzfristigen Zinsen immer kleiner wird.

Grafik 1 zeigt diesen Zinsspread. Dieser konnte sich Ende 2016 nach oben absetzen. Zu verdanken hatten wir das unter anderem Donald Trump. Vollmundig wurden gigantische Investitionen und Steuersenkungen, die die Menschheit noch nicht gesehen hat, angekündigt. Daraus ist bisher nichts geworden und der Markt glaubt inzwischen auch nicht mehr daran, dass es in Zukunft etwas wird.

Der Unglaube des Marktes zeigt sich einerseits an den Zinsen, andererseits auch an Aktien. Die Aktien hochbesteuerter Unternehmen waren nach Trumps Wahlsieg die Outperformer. Davon ist kaum noch etwas übriggeblieben. Auch Bankaktien, die von Deregulierung profitieren sollten, konnten die Outperformance nicht halten.

Für Konsumenten sind das nicht unbedingt schlechte Nachrichten. Niedrige Zinsen entlasten. Noch immer entfallen zwei Drittel der Schulden der Privathaushalte auf Hypotheken. Die Zinsen für eine dreißigjährige Hypothek sind niedrig. Sie liegen bei 3,8 %. Das ist höher als das Rekordtief bei 3,44 %, aber immer noch sensationell günstig.

Haushalte sollten bei so niedrigen Zinsen eigentlich mehr Geld in der Tasche haben. Das ist nicht der Fall. Die Sparquote sank zuletzt wieder deutlich – auf 3,5 %. Das ist nahe des bisherigen Tiefs des seit 2010 andauernden Aufschwungs. Es ist auch in der Nähe der bisherigen Rekordtiefs kurz vor der letzten Rezession.

Die Sparquote stieg in der Vergangenheit immer wieder sprunghaft an. Das lag entweder an Steuersenkungen oder an Steuergutschriften. Steuergutschriften sind in den USA ein beliebtes Instrument, um die Konjunktur anzuschieben. Ein Teil der Gutschriften wird gespart. Es sind Einmaleffekte, die schnell verpuffen.


Eine sinkende Sparquote bedeutet letztlich nichts anderes, als dass Konsumenten praktisch alles, was sie verdienen, für den Konsum ausgeben. Der Konsum macht in den USA 70 % der Wirtschaftsleistung aus.

Der Konsum kann keine neuen Impulse mehr bringen. Konsumenten sind bereits am Limit, was das Ausgabenwachstum anbelangt. Das gilt, obwohl immer mehr neue Jobs geschaffen werden und die Arbeitslosigkeit angeblich so niedrig ist wie seit 16 Jahren nicht mehr. All das scheint die finanzielle Situation der breiten Masse nicht zu verbessern.

Bisher hielt der Konsum die Wirtschaft über Wasser. Das Wachstum wurde aber durch eine sinkende Sparquote erkauft. In wenigen Quartalen ist das einfach nicht mehr möglich. Spätestens dann dürfte die Konjunktur kippen.

Clemens Schmale

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16 Kommentare

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  • Otua
    Otua

    "Bisher hielt der Konsum die Wirtschaft über Wasser."

    Das scheint mir nun die halbe Wahrheit zu sein.

    Bisher hielt die Schuldenorgie von Staat, Wirtschaft und Verbrauchern die Wirtschaft über Wasser.

    Was wäre denn mit der Wirtschaft, wenn die Billionen von Dollars (& sonstigen Währungen), die als Kauftkraft erschaffen wurden nicht in die Wirtschaft geflossen wären ?

    Das ganze Wachstum der vergangen 30 Jahre ist zum überwiegenden Teil nicht erarbeitet, sondern künstlich erschaffen worden.

    Jeder der mal einen Garten hatte, weis dass man mit Kunstdünger den Ertrag stark steigern kann, aber irgendwann ist da eine Grenze erreicht und zum Schluss ist der Boden ruiniert. (Überdüngt/versalzen)

    09:33 Uhr, 12.09.2017
  • tschak
    tschak

    Immer gut, die altbekannten Risikofaktoren aufzuzeigen. Damals war das letzte richtige Signal, welches dann auch der Markt wiederspielte: Die Preis-Steigerungsraten der US-Immobilienpreise, bzw. Anteil der NPLs - Alles Andere macht die USA seit 1980 mit und druch - mit allen Pros und Cons - trotzdem durften die Aktien immer weiter steigen. Der Rückenwind muss halt dasein - und der kommt wohl die nächsten 20 Jahre aus ASIEN ... BRIC & Co...Mittelschicht Anstieg - Consumption, Consumer EX-USA !! die Welt is eben doch mehr als nur USA !!

    21:53 Uhr, 11.09.2017
  • Arktishecht
    Arktishecht

    US-Wirtschaft: Die großspurigen Ankündigungen von Mr. Trump, hatte ich genauso wenig geglaubt wie George Soros. Ich bin mit Herrn Soros einer Meinung dahingehend, dass Mr. Trump eine gigantische Luftnummer ist. Was die Zinsen anbelangt, so wird es keine Anhebungen geben, weil, ja weil, seit Jahren die FED mühselig den Märkten (sog. Experten) einredet, dass sich bald was tut. Es wird sich nichts tun. Der Weg führt in die Richtung, die Madame Lagarde vorgegeben hat, ob nun "versprochen" oder als definitive Zielsetzung für die Märkte..............nur keiner will es wahrhaben.

    17:02 Uhr, 11.09.2017
  • Bube76
    Bube76

    Alles halb so wild. Die Sparquote ist ja kein Wert, der technisch nicht unter Null fallen kann. Das ist noch genug Luft für Konsum auf Pump.

    15:27 Uhr, 11.09.2017
    1 Antwort anzeigen
  • 2 Antworten anzeigen
  • Morningstar
    Morningstar

    Die langen Zinsen bestimmt der Markt? Wie in Japan, wo der einzige Käufer die BoJ ist und somit den Preis quasi festlegt? Oder in Europa, wo die EZB 60 Mrd pro Monat seit mehreren Jahren in Bonds investiert und somit die Kurse auf ein Niveau gehievt hat das jeglicher Beschreibung spottet? Wenn die Zentralbanken eine Bilanzsumme von mehreren Billionen aufweisen durch Bestände in Staatsanleihen und Corp Bonds, dann bestimmt "der Markt" die Zinsen nicht, sondern die Nachfrage der ZB. Und wenn die Zinsen nicht vom Fleck kommen, ist das Ziel der ZB erreicht. Denn nur so kann die Mär vom ewigen Wirtschaftswachstum aufrecht erhalten werden. Zentralwirtschaft vom Allerfeinsten....

    08:22 Uhr, 11.09.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Ridicule
    Ridicule

    Muddle-through economy ... wäre nicht das erste Mal. Nicht unbedingt das chlechteste für die US-Märkte.

    08:19 Uhr, 11.09.2017
  • CKT7985
    CKT7985

    Warum wiederholt Herr Schmale Artikel mit nahezu identischem Inhalt innerhalb weniger Wochen ? Und wie oft (und das seit Jahren) hat er den kommenden Crash und Rezessionen prognostiziert ? Im Übrigen wird die von ihm erwähnte Steuerreform kommen wenn auch etwas gedämpft. Daran sind sowohl Republikaner als auch Demokraten interessiert. Insofern wird der Konsum einen weiteren, starken Schub erfahren gerade im Bereich mittlerer Einkommen. Von den steigenden Unternehmensgewinnen ganz zu schweigen.

    08:07 Uhr, 11.09.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Hosenmichel
    Hosenmichel

    Sehr schön - endlich endet der Wahnsinn und die Zeit der Bären beginnt wieder .Sehr schön :-)

    07:42 Uhr, 11.09.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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