Kommentar
11:45 Uhr, 01.02.2011

USA: Konjunktur kommt auf Touren

Die US-amerikanische Konjunktur nimmt Fahrt auf. Im vergangenen Quartal wuchs die Wirtschaft dort auf annualisierter Basis um 3,2 Prozent. In Europa hat derweil die Berichtssaison begonnen. Für Unruhe an den Kapitalmärkten sorgen die Turbulenzen in Nordafrika.
USA: Konjunktur kommt auf Touren

In den Vereinigten Staaten nimmt die Konjunktur weiter Fahrt auf. Im vierten Quartal 2010 stieg das Brutto-Inlandsprodukt (BIP) auf annualisierter Basis um 3,2 Prozent. Damit konnte sich das Wachstum gegenüber dem Vorquartal erneut beschleunigen (Q3: 2,6 Prozent). Getragen wurde die Entwicklung vor allem von Verbesserungen beim Konsum sowie bei den Nettoexporten. Dennoch sorgten die Zahlen nicht für Rückenwind an den Aktienmärkten. Marktteilnehmer hatten mit einem noch stärkeren Aufschwung gerechnet.

Überwiegend gute Meldungen kamen im Rahmen der Berichtssaison von den Unternehmen. Aus dem S&P 500 haben bislang 183 Gesellschaften ihre Ergebnisse veröffentlicht. Bisheriges Fazit: Die Konzerne haben die in sie gesteckten Erwartungen zumeist übertroffen. Sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Gewinnseite lagen bei 74 Prozent die Zahlen über den Marktschätzungen. So konnte etwa Microsoft im vergangenen Quartal einen Rekordumsatz verbuchen. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum stiegen die Umsätze um 5 Prozent auf knapp 20 Mrd. US-Dollar. Auch beim Gewinn legte das Softwareunternehmen zu und erzielte ein Ergebnis je Aktie von 77 US-Cent (Vorjahr: 74 US-Cent).

Trotz alles in allem positiver Nachrichten mussten die US- Aktienindizes zuletzt leichte Rückgänge verzeichnen. Der Dow Jones Industrial Average verlor 0,4 Prozent und beendete die Handelswoche bei einem Stand von 11.824 Punkten. Der Index der Technologiebörse NASDAQ gab um 0,1 Prozent nach und schloss bei 2.687 Punkten.

Europa: Berichtssaison läuft an

In Europa haben in der vergangenen Woche die ersten Börsenschwergewichte ihre Quartalszahlen veröffentlicht. So berichtete Siemens von einem Umsatzanstieg von 12 Prozent auf 19,5 Mrd. Euro. Auch beim Ertrag konnte sich der Münchener Elektronikkonzern deutlich verbessern und eine Steigerung von 15 Prozent erzielen. Insgesamt wurde ein Quartalsgewinn von 1,8 Mrd. Euro erwirtschaftet. Im Wochenvergleich kletterte die Aktie um 1,6 Prozent. Mit einem Kursplus von 5 Prozent fiel der Zuwachs beiSAP sogar noch stärker aus. Die Walldorfer Softwareschmiede steigerte im Jahr 2010 die Erlöse um 17 Prozent auf 12,5 Mrd. Euro und konnte damit den Rivalen Oracle beim Umsatzwachstum überflügeln. Ein Wermutstropfen ist jedoch die zu erwartende Strafzahlung an den US-Konkurrenten. Wegen Urheberrechtsverletzungen muss SAP knapp eine Milliarde Euro an Oracle überweisen. Aufgrund der notwendigen Rückstellung lag das Gewinnwachstum daher mit 4 Prozent unterhalb der Umsatzsteigerung. Gleichzeitig gab der Konzern die Anhebung der Dividende von zuvor 0,5 Euro auf nunmehr 0,6 Euro je Aktie bekannt.

Ein zwiespältiges Ergebnis lieferte Nokia. Zwar konnte der finnische Handyhersteller im vergangenen Geschäftsjahr Umsatz und Ergebnis steigern. Allerdings ging der weltweite Marktanteil bei Mobiltelefonen auf 32 Prozent (2009: 34 Prozent) zurück. Zudem fielen die Zahlen für das Schlussquartal 2010 ernüchternd aus. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank der Gewinn um 23 Prozent, trotz gestiegener Umsatzerlöse. Die Nokia-Aktie verlor im Wochenvergleich 0,6 Prozent.

Turbulenzen in Nordafrika versetzen Märkte in Unruhe

In Nordafrika haben sich die Spannungen in der vergangenen Woche weiter verschärft. Ausgehend von Tunesien, wo nach der Vertreibung des bisherigen Präsidenten Ben Ali mittlerweile eine Übergangsregierung an der Macht ist, haben sich die Proteste zuletzt auf eine Reihe weiterer Staaten ausgebreitet. Auslöser der Unruhen waren zumeist steigende Lebensmittelpreise. Mittlerweile fordern die Demonstranten zudem vermehrt politische Mitsprache und freie Wahlen.

Besonders dramatisch ist die Situation in Ägypten. Im bevölkerungsreichsten arabischen Land stehen in diesem Jahr Präsidentschaftswahlen an. Der 82-jährige Amtsinhaber Hosni Mubarak, der Ägypten seit fast 30 Jahren autokratisch regiert, will sich zur Wiederwahl stellen. Beflügelt vom tunesischen Beispiel formiert sich in den ägyptischen Städten derzeit der Widerstand gegen eine weitere Amtszeit sowie gegen die mögliche Inthronisation von Mubaraks Sohn als dessen Nachfolger. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind mittlerweile über 100 Menschen ums Leben gekommen. Mubarak hat inzwischen die bisherige Regierung entlassen.

Die ägyptischen Finanzmärkte sind derweil zum Erliegen gekommen. In Kairo ist die Börse seit vergangenen Freitag geschlossen. Zuvor hatte der lokale Aktienindex EGX 30 in nur zwei Handelstagen 16 Prozent verloren. Aufgrund seiner hohen Liquidität gilt der ägyptische Aktienmarkt als wichtiger Handelsplatz in der Region. Auch die übrigen Börsen im Nahen Osten hatten teilweise Kursrückgänge zu verzeichnen. In Amman verlor der jordanische Leitindex 3,4 Prozent. Die Börse in Israel gab um 3,9 Prozent nach.

Ausblick

In Europa erwarten die Marktteilnehmer gespannt die Sitzung des EZB-Direktoriums am Donnerstag. Zuletzt war die Inflation in der Eurozone spürbar gestiegen. Mehrere Notenbanker hatten sich daraufhin besorgt geäußert. Auch wenn nicht unmittelbar mit einer Zinsanhebung zu rechnen ist, so werden die Börsianer die Ausführungen der EZB-Spitze über ihren künftigen geldpolitischen Kurs aufmerksam verfolgen.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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