Kommentar
07:32 Uhr, 14.09.2017

USA: Kommt der Zinsschock?

Keiner will es glauben, schon gar nicht der Markt, aber es deutet alles auf einen Zinsanstieg in den USA hin.

Bei diesem Zinsanstieg geht es nicht nur um den Leitzins, sondern auch die langfristigen Zinsen, die anhand der Staatsanleihen gemessen werden. Der Leitzins soll aller Voraussicht nach im Dezember noch einmal angehoben werden. Diese Voraussicht gilt unter den Notenbankern. Der Markt schreibt einem dritten Zinsschritt nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 25 % zu.

In der Vergangenheit hat die Notenbank den Zins nur angehoben, wenn der Markt einem solchen Schritt eine Wahrscheinlichkeit von mindestens 50 % beimaß. Davon sind wir aktuell weit entfernt. Die Wahrscheinlichkeit wird jedoch vor allem von den Aussagen der Notenbanker geleitet und bis Dezember ist noch viel Zeit.

Einige Notenbanker haben vergangene Woche angekündigt, dass die Hurrikans kein Argument gegen einen Zinsschritt sind. Andere sehen den Rückgang der Inflation als Problem und wollen abwarten wie sich die Teuerung entwickelt. Auch hier gilt: bis Dezember kann noch viel geschehen. Stabilisiert sich die Inflationsrate oder steigt zumindest wieder in Richtung von 2 %, dürfte sich eine Mehrheit der Notenbanker für einen Zinsschritt begeistern.

Der Leitzins ist das eine, die Langfristzinsen sind das andere. Das lange Ende der Zinskurve bewegte sich zuletzt nach unten, nicht nach oben. Das zeigt eigentlich, dass der Markt wenig von der Zinswende hält und aufhört, an diese zu glauben. Eventuell mag es kurzfristig noch zu dem einen oder anderen Zinsschritt kommen, doch mittel- bis langfristig sieht der Markt weiterhin historisch niedrige Zinsen.

Davon sind inzwischen alle so dermaßen überzeugt, dass man schon fast von einer Kontraindikation ausgehen kann. Fundamental gibt es ein paar Gründe, weshalb auch die Rendite der 10-jährigen Anleihen Richtung 3 % steigen sollte. Einen dieser Gründe (Gold/Kupfer-Verhältnis) hatte ich an anderer Stelle bereits diskutiert: gmtr.ly/4JxSFhntm .

Neben einem Gold/Kupfer-Verhältnis, welches eindeutig für steigende Zinsen spricht, spricht auch ein globaler Faktor dafür. Die Weltwirtschaft bewegt sich derzeit im Gleichschritt wie lange nicht. Im Rahmen der aktuellen Erholung gab es nicht mehr so viele Länder, die gleichzeitig so robust wachsen konnten wie jetzt.

Das zeigt sich auch anhand des globalen Einkaufsmanagerindex (Grafik 1). Boomt die globale Wirtschaft, tendieren auch die US-Zinsen höher. Das gilt seit vielen Jahren, doch seit Anfang 2017 divergiert die globale Wirtschaftsstimmung zu den Zinsen.

Das lässt sich vermutlich durch US-spezifische Gegebenheiten erklären. Die Zinsen sind stark zu den Zustimmungswerten von Präsident Trump korreliert. Das macht Sinn, denn je größer die Zustimmung ist, desto wahrscheinlicher wird es, dass Trump seine Agenda durchbringt. Die Agenda, wenn man sie auf Steuersenkungen und Investitionen begrenzt, ist wirtschaftsfreundlich.


Trump ist mit seiner eigenen Partei recht zerstritten. Das hat auch die Zustimmungswerte – neben anderen Faktoren – gedrückt. Im Zuge des Katastrophenmanagements steigen die Zustimmungswerte wieder. Zudem scheint sich Trump mit der Möglichkeit anzufreunden, auch mit den Demokraten zusammenzuarbeiten. Gut möglich also, dass Trump das Zustimmungstief seiner Präsidentschaft nun hinter sich lässt und nach langen Verzögerungen endlich regiert wird. Das dürfte dann auch die Zinsen nach oben drücken. Das wird nicht gleich morgen geschehen, doch bis Jahresende dürfte sich eine Trendwende nach oben einstellen.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • Arktishecht
    Arktishecht

    Trotz US-Leitzinsanhebung..........der Renditeverfall ist beträchtlich und hier wird von Zinsanhebungen schwadroniert und sowas nennen sich Profis oder Experten.

    11:46 Uhr, 14.09. 2017
  • Unbedingt
    Unbedingt

    Also ich bin überzeugt, Herr Trump kann die globale Stimmung binnen einer viertel Stunde auf den absoluten Nullpunkt bringen, wenn er das will.

    09:43 Uhr, 14.09. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • K4sti
    K4sti

    Jetzt muss man nicht lange warten bis die ersten Leser kommen und wieder mit der Zentrlbanken und QE Keule kommen und versuchen jegliche sachliche Argumente wegzureden.

    08:00 Uhr, 14.09. 2017
  • Austrochris
    Austrochris

    PS: Sind ja schon über 20 000 Milliarden

    08:00 Uhr, 14.09. 2017
  • Austrochris
    Austrochris

    Die grosse Frage ist : Wieviel Trump ist hinter dem Katastrophenmanagement !

    Nur die überschwemmten Gebiiete besuchen ist alleine kein Management und Zusagen für Hilfen

    zu geben muss er wohl tun ,den dazu ist er ja sowieso verpflichtet .

    Wenn wirklich ein Zinsschock kommt , kommt der Schock dann auf die amerikanische Konjunktur zu .

    Der Zinsschock alleine würde das US Budget für die Zinszahlungen der 20 000 Milliarden Dollar

    Schulden mit weiteren hunderten Milliarden Dollar pro Jahr belasten !

    Es läuft zwar rund bei der Wirtschaft , aber vor allem durch die gewaltige Geldschwemme .

    07:59 Uhr, 14.09. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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