Kommentar
08:15 Uhr, 15.04.2016

USA: Job-Boom = Inflation = steigende Zinsen?

Der US Arbeitsmarkt ist derzeit so robust, dass man schon fast Angst bekommt. Kalte Füße bekommt aktuell auch der Markt. Je besser der Arbeitsmarkt läuft, desto eher wird die Notenbank ihre Geldpolitik straffen.

Persönlich habe ich keine allzu große Angst vor einer US-Notenbank, die plötzlich die Zinsen schnell anhebt, weil der Arbeitsmarkt so sehr boomt. Auf den ersten Blick kann man auf diesen Gedanken kommen. Boomt der Arbeitsmarkt weiter und sinkt die Arbeitslosigkeit weiter, dann kann es tatsächlich zu einem überraschend schnellen Inflationsanstieg kommen. Die Fed müsste gegensteuern.

Ein solches Szenario kann man nicht von der Hand weisen, wenn man die heutigen Schlagzeilen liest. In den USA wird überall darüber berichtet, dass die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche so niedrig wie seit 1973 nicht mehr waren. Grafik 1 zeigt die Entwicklung anhand der Erstanträge im mehrwöchigen Mittel.

Mit nur noch 253.000 Erstanträgen wurden tatsächlich so wenige Anträge gestellt wie zuletzt vor über 40 Jahren. Das ist für sich allein genommen schon erfreulich. Noch besser sieht es aus, wenn man die Bevölkerungsentwicklung berücksichtigt. Vor 40 hatten die USA 210 Mio. Einwohner. Heute sind es 110 Mio. mehr. Berücksichtig man diesen Umstand, dann sind die Erstanträge so tief wie noch nie seit Einführung der Datenreihe vor 50 Jahren (Grafik 2).

Jetzt kommt das große ABER. Die Anzahl der Erstanträge wird saisonal bereinigt. Grafik 3 zeigt die bereinigten Daten und die Originaldaten seit 2007. Die Zeitreihe der Originaldaten zeigt eine deutliche Abschwächung der Dynamik an. Mit etwas Fantasie kann man sogar eine vorsichtige Trendumkehr erkennen. Persönlich gehe ich daher nicht davon aus, dass ich der Arbeitsmarkt in naher Zukunft überhitzt. Es werden nach wie vor neue Stellen geschaffen, doch das Tempo des Beschäftigungswachstum sollte sich in den kommenden Monaten abschwächen. Die Aprildaten dürfen noch einmal gut werden. Danach muss man eine Abkühlung erwarten.

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1 Kommentar

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  • Löwe30
    Löwe30

    Man kann allerdings auch dies offiziell gemeldeten guten Zahlen bezweifeln. Wenn man hier http://www.shadowstats.com/alternate_data/unemploy... mal rein schaut, findet man dass die Arbeitslosigkeit in den USA nach wie vor auf dem nahezu höchsten Niveau sich befindet. (The ShadowStats Alternate Unemployment Rate for March 2016 is 22.9%.) Das erscheint mir ehrlich gesagt nachvollziehbarer als die offiziellen Meldungen über einen robusten Arbeitsmarkt. Auch sollte man die Qualität der Arbeitsplätze berücksichtigen.

    09:40 Uhr, 15.04. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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