Kommentar
16:31 Uhr, 30.01.2008

USA: Gewerbliche Investitionen trotzen der Kreditkrise

1. Das US-Bruttoinlandsprodukt ist im vierten Quartal nach vorläufigen Angaben um enttäuschende 0,6 % (qoq, ann.) gestiegen (Bloomberg-Median: 1,2 %; DekaBank: 2,0 %). Die Detaildaten bezüglich der einzelnen Komponenten zeigen aber, dass die Kreditkrise weiterhin noch keine tiefen Spuren in der konjunkturellen Entwicklung hinterlassen hat. Für 2007 ergibt sich eine Wachstumsrate von 2,2 % nach 2,9 % im Jahr 2006.

2. Wie gewohnt war der private Konsum die Wachstumsstütze Nummer Eins mit einem Wachstumsbeitrag von 1,4 Prozentpunkten. Die Ausgaben der privaten Haushalte legten aber weniger stark zu als wir es erwartet hatten. Im Zusammenspiel mit den für uns unerwartet stark gestiegenen Einkommen und der damit sogar positiven Sparquote bietet dies jedoch positives Konsumpotenzial für das erste Quartal. Die zweite gute Nachricht ist die Entwicklung der gewerblichen Investitionen, die um 7,5 % gegenüber dem Vorquartal zulegten und damit weiterhin keine nennenswerten Bremsspuren der Kreditkrise signalisieren. Im Gewerbebau ist weiterhin kein Anzeichen von Schwäche zu entdecken, und auch die Ausrüstungsinvestitionen legten immerhin noch um 3,9 % zu. Der Außenhandel lieferte einen Wachstumsbeitrag von 0,4 Prozentpunkten. Zwar war das Plus bei den Exporten mit 3,9 % deutlich niedriger als in den beiden Quartalen zuvor, aber die Importe wiesen ein noch schwächeres Wachstum von 0,3 % auf.

3. Getrübt wurde das Bild insbesondere von den Lagerinvestitionen und den Wohnungsbauinvestitionen. Erstere bremsten um 1,3 Prozentpunkte. Verantwortlich war hier der Einzelhandel, der die Vorräte in großem Stil abbaute. Doch was beim Wachstum im vierten Quartal schmerzt, birgt Chancen für das erste Quartal 2008. Denn vom Lager lastet eindeutig keine Hypothek auf dem ersten Quartal. Der Bremseffekt von den Wohnungsbauinvestitionen war nur marginal geringer als der vom Lager. Bedenkt man, dass dieser Bereich eigentlich einen nur geringen Anteil am Bruttoinlandsprodukt ausmacht, so wird die Dramatik der Entwicklung durchaus deutlich. Wir gehen davon aus, dass sich die Wohnungsbaurezession noch weit ins Jahr 2008 hinein fortsetzen wird.

4. Auch wenn die Veränderungsrate des vierten Quartals enttäuscht hat, ist doch das gesamte Bild der US-Wirtschaft zum Jahresende durchaus positiv. Einziger Schönheitsfleck ist die Wohnungsbaurezession und ihre Schärfe. Der Ausblick auf 2008 ist eher mäßig. Die Folgen der Kreditkrise für die Investitionstätigkeit werden im Jahresverlauf deutlich sichtbar werden. Zudem belasten die Unsicherheiten bezüglich der noch ausstehenden Abschreibungen der Banken infolge der Hypothekenkrise. Das von Bush initiierte Konjunkturpaket zur Stützung der US-Wirtschaft dürfte keine wirkliche Lösung der Probleme bedeuten. Es bringt lediglich mehr Schwankungen in den Konjunkturverlauf, aber nur geringfügig mehr Wachstum im laufenden Jahr. Sobald jedoch die Verwerfungen am Kredit- und am Geldmarkt schwinden, sollte die US-Konjunktur wieder Fahrt aufnehmen. Dann erst werden die starken Zinssenkungen der Fed ihre Wirkung entfalten können.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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