Kommentar
14:36 Uhr, 17.08.2010

USA: Fed mit verhaltenem Konjunkturausblick

Nachdem die Quartalsberichtssaison nun weitgehend beendet ist, konzentrierten sich die Marktteilnehmer in der vergangenen Handelswoche wieder verstärkt auf die Kojunkturdaten. Den schwachen Wirtschaftszahlen aus den USA und einem verhaltenen Ausblick der Fed war es dann geschuldet, dass die allgemeine Risikoaversion wieder anstieg und sich Anleger von Dividenentiteln trennten.

USA: Fed mit verhaltenem Konjunkturausblick

In der vergangenen Woche setzte sich der Trend leicht schwächeren US-Konjunkturdaten fort. Bisher hatten die Marktteilnehmer darauf kaum reagiert. Die ausgesprochen gute Quartalsberichtssaison lieferte nicht nur erfreuliche Ergebnisse, sondern stimmte auch für die weitere Entwicklung positiv. Ein weiterer Grund für die Diskrepanz zwischen Aktienkursen und Konjunkturdaten dürfte vielleicht auch die geringe Verzinsung von US-Staatsanleihen gewesen sein, die es unvorteilhaft erschienen ließ, weniger Risiken einzugehen. Nach der Pressekonferenz der US-Notenbank Fed am Dienstag wendete sich jedoch das Blatt. Angesichts eines unerwartet verhaltenen Konjunkturausblicks der Währungshüter stieg die allgemeine Risikoaversion wieder deutlich an. Die Anleger trennten sich daraufhin von ihren Dividenenpapieren. Das Double Dip-Szenario also das erneute Abgleiten der US-Konjunktur in eine Rezession machte daraufhin schnell die Runde.

Auch auf Unternehmensseite waren plötzlich überraschende Moll-Töne zu vernehmen. Der weltgrößte Netzwerkausrüster Cisco Systems versetzte der Technologiebranche bei Vorlage der Quartalszahlen einen regelrechten Schock. Mit 10,8 Mrd. US-Dollar blieb der Umsatz hinter den Erwartungen zurück. Besonders enttäuschend fiel aber der Blick in die Zukunft aus. Das Unternehmen aus dem Silicon Valley sprach von ungewöhnlicher Unsicherheit bei seinen Kunden. Aufgrund der breiten Aufstellung gilt die Firma als guter Indikator für die gesamte Branche. Noch vor kurzem hatte Cicso von einer Vervierfachung des Internetverkehrs bis 2014 gesprochen und so für positive Stimmung gesorgt. Daraufhin trennten sich jedoch viele Anleger von ihren Papieren und straften Cisco mit einem Kursverlust von 11,3 Prozent im Vergleich zur Vorwoche ab. Andere Technologiewerte wie Intel oder Hewlett-Packard mussten ebenfalls hohe Abschläge hinnehmen. So verwundert es dann auch nicht, dass der technologielastige Nasdaq-Index in der vergangenen Woche mit einem Verlust von fünf Prozent deutlich schlechter abschnitt als der Dow Jones Industrial Average. Der US-Leitindex büßte 3,2 Prozent ein und schloss bei 10.303 Zählern.

Deutschland: Mit Volldampf aus der Krise

Auch am deutschen Aktienmarkt blieben die erhofften Anschlusskäufe aus, sodass der Dax zu Wochenschluss ebenfalls im Minus tendierte. Mit 2,4 Prozent fielen die Verluste jedoch moderater aus als in den USA. Hierfür war vor allem das überraschend hohe Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent im zweiten Quartal verantwortlich. Vom boomenden Export beflügelt, befreit sich die deutsche Wirtschaft im Rekordtempo aus der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte. Darüber hinaus wurde das erste Quartal nach oben revidiert, sodass nun gute Chancen bestehen, auf Jahressicht den gesamtdeutschen Rekord von 3,2 Prozent aus dem Jahr 2000 zu brechen.

Da die Bundesrepublik etwa 40 Prozent ihrer Vorleistungsgüter aus dem Euroraum importiert, ist Deutschland zugleich die Wachstumslokomotive Europas. In den südeuropäischen Ländern ist die derzeitige Lage jedoch weniger rosig. Bisher kommen Länder wie Spanien nur sehr schleppend aus der Rezession. Nichtsdestotrotz stehen Aktien aus der Alten Welt bei vielen Anlegern momentan hoch im Kurs. Auch wenn die Konjunkturabschwächung aus den USA eventuell mit einigen Monaten Verzögerung in Europa und Deutschland ankommen könnte, favorisieren weltweit anlegende Fondsgesellschaften laut der jüngsten Umfrage von Merrill Lynch Aktien aus den Emerging Markets und Europa. Titel aus den USA stehen in der Gunst der Fondsmanager eher hinten an.

Auch aus Branchensicht wurde die zunehmende Unsicherheit der europäischen Marktteilnehmer in der vergangenen Woche deutlich. Defensive Werte wie Pharmatitel legten auf Wochensicht durchschnittlich 3,2 Prozent zu. Größter Gewinner war die Aktie von GlaxoSmithKline mit einem Plus von über acht Prozent. Zyklische Papiere wie Automobilwerte wurden hingegen verkauft. BMW und Daimler verloren daher etwa fünf Prozent an Wert.

Japan: Starker Yen belastet

In Japan setzte sich der negative Trend der vergangenen Wochen fort. Bereits seit April liegt die Kursentwicklung des Nikkei Index regelmäßig hinter der aus anderen Regionen. Am vergangenen Donnerstag, als der Leitindex sein Wochentief markierte, mussten Anleger bereits einen Wertverlust von 20,5 Prozent gegenüber dem Jahreshoch verzeichnen. Hauptursache hierfür ist in erster Linie der starke Yen, der die Wettbewerbsfähigkeit der exportlastigen Wirtschaft mindert. Hinzu kommen eine weitaus reformunwilligere Regierung als erhofft und eine sehr schwache Inlandsnachfrage.

Ausblick

Vor uns steht eine sehr datenarme Woche. Aus deutscher Sicht wird der ZEW-Index am Dienstag den Höhepunkt bilden. Die jüngsten Aussagen der Fed dürften die befragten Analysten verunsichert haben, sodass die Beurteilung der Geschäftserwartungen schwächer erwartet werden.

In den USA fällt der Blick auf die Daten zur Industrieproduktion. Vor allem aus der Automobilindustrie waren zuletzt positive Signale zu vernehmen, sodass hier mit einem Zuwachs von etwa 0,7 Prozent gerechnet wird.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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