Kommentar
17:27 Uhr, 07.09.2018

USA: Erst hohes Wachstum, dann schlagartige Rezession möglich!

Die US-Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal um annualisierte 4,2%. Im dritten Quartal könnten es noch einmal 4% werden. Eine Rezession kann trotzdem unmittelbar bevorstehen

Dieses Jahr werden wir in den USA keine Rezession mehr erleben. Dieser Zug ist abgefahren. Das schließt jedoch nicht aus, dass die Wirtschaft bereits Anfang 2019 einbrechen könnte. Das wirkt nicht sonderlich intuitiv. Wie kann es sein, dass die Wirtschaft bei so hohen Wachstumsraten trotzdem kurz vor einer Rezession stehen könnte?

Zunächst kann man festhalten, dass die US-Wirtschaft aktuell noch robust ist. Das Vorhersagemodell der Notenbank von Atlanta (GDPNow) sagt eine Wachstumsrate von etwas über 4 % voraus. Dies würde an das Wachstum des zweiten Quartals nahtlos anschließen.

Ein anderes Modell der Notenbank von New York (Nowcasting) ist weniger optimistisch (Grafik 1). Generell ist das GDPNow Modell zuverlässiger. Es basiert vor allem auf harten Wirtschaftsdaten wie den monatlichen Konsumausgaben. Das Nowcasting Modell verlässt sich mehr auf Sentiment-Indikatoren.


Da das GDPNow Modell Daten verwendet, die kontinuierlich veröffentlicht werden, wundert es auch nicht, dass die Treffsicherheit relativ gut ist (Grafik 2). In manchen Quartalen hat sich das Modell deutlich getäuscht. In den meisten Fällen ist die Prognose jedoch recht zuverlässig.

Wir können also mit gutem Gewissen von einer weiterhin hohen Wachstumsrate in den USA ausgehen. Viele sehen das als Zeichen, dass die US-Wirtschaft gar nicht vor einer Rezession stehen kann. Dieser Eindruck täuscht.
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Betrachtet man die Historie von Wachstum und Rezessionen (Grafik 3) fällt etwas auf. Das Wachstum kurz vor Beginn einer Rezession ist häufig ungewöhnlich hoch. Vor der Rezession zur Jahrhundertwende beschleunigte sich das Wachstum. Innerhalb von 2 Quartalen war dann aber die Rezession da.


Relativ häufig kommt es vor Rezessionsbeginn noch einmal zu einem Wachstumsschub. Das derzeit hohe Wachstum gibt daher keine Entwarnung. Wenn es überhaupt eine Aussagekraft hat, dann eher, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession mit der Wachstumsbeschleunigung steigt.

Rein statistisch wäre negatives Wachstum bereits im ersten Quartal 2019 denkbar. Persönlich gehe ich allerdings nicht davon aus, dass es so schnell zu einer Trendwende kommt. Die Politik der US-Regierung verleiht der Wirtschaft temporär Schub. Dieser Schub ist in diesem Jahr besonders hoch und ebbt dann bis Ende 2019 vollkommen ab.

Durch die Unterstützung der Politik ist eine Rezession bis Ende 2019 zwar nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich. Ob die Politik die nahende Rezession ganz vermeiden kann, ist nicht absehbar. Sie verlängert aber definitiv den aktuellen Aufschwung der USA. Das hilft ganz nebenbei auch uns in Europa.

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2 Kommentare

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  • hochdietassen
    hochdietassen

    Na, was denn nun, schlagartig oder schleichend oder Aufschwung verlängert und alle sind zufrieden... ? Ihre Artikel sind - finde ich - gut recheriert, aber durch die Vielzahl Ihrer Beiträge scheint die Versuchung groß, immer mehr "offen" zu lassen...klar, jeder kann sich selbst seine Meinung bilden, nur gewinne ich inzwischen den Eindruck, dass es bei Ihnen selten zu einer klaren Aussage kommt und das ist dann doch schade.

    20:40 Uhr, 07.09. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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