Kommentar
19:10 Uhr, 14.11.2007

USA: Einzelhandel mit schwachem Start in das 4. Quartal

1. Die Einzelhandelsumsätze sind im Oktober um 0,2 % gegenüber dem Vormonat etwas stärker als erwartet angestiegen (Bloomberg-Umfrage: 0,1 %, DekaBank: -0,1 %). Aufgrund von schwachen Autoverkaufszahlen im Oktober hatten wir mit einem geringen Rückgang der Umsätze der Autohändler gerechnet. Tatsächlich erhöhten sich diese wie das Gesamtaggregat um 0,2 % gegenüber dem Vormonat, sodass die Abgrenzung „ohne Pkw“ auch einen monatlichen Zuwachs um 0,2 % aufweist (Bloomberg-Umfrage: 0,2 %, DekaBank: 0,1 %). Leicht geschoben hat das Umsatzplus der Tankstellenbetreiber (0,8 % mom). Die kräftigen Benzinpreisanstiege haben sich hier noch nicht niedergeschlagen, weil diese erst Ende Oktober begannen und damit im November für ein starkes Umsatzplus sorgen werden. Trotz der anhaltenden Wohnungsbaurezession konnten die Baumärkte einen Anstieg ihrer Umsätze um 0,6 % erzielen. Auch hier hatten wir mit einem Rückgang gerechnet. Rechnet man diese drei Teilstatistiken heraus, erhält man die statistische Abgrenzung, die in die Berechnung des Bureau of Economic Analysis zu den privaten Konsumausgaben aus den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen einfließt (BEA-Abgrenzung). Für diese spezielle Abgrenzung errechnet sich eine Stagnation der Umsätze im Vergleich zum Vormonat.

2. Die ökonomische Interpretation der einzelnen Teilabgrenzungen fällt bei den Oktoberdaten recht leicht: Alle vier Umsatzstatistiken signalisieren, dass der Start der Konsumausgaben in das vierte Quartal recht schwach ausfiel. Zwar deckt die BEA-Abgrenzung der Einzelhandelsumsätze nur rund 30 % von den gesamten privaten Konsumausgaben ab (Dienstleistungen machen bereits 60 % aus), sodass die tatsächliche Konsumtätigkeit im Oktober durchaus kräftiger gewesen sein kann, als von den Einzelhandelsumsatzstatistiken angedeutet wird. Insgesamt sehen wir uns durch die heutigen Zahlen aber in unserer Einschätzung bestätigt, dass der private Konsum sowie die wirtschaftliche Aktivität insgesamt im vierten Quartal deutlich schwächer ausfallen werden als noch im vergangenen dritten Quartal.

3. Zusammen mit den heute ebenfalls veröffentlichten Lagerdaten (die Lagerbestände stiegen im September um 0,4 % mom) liegen nun die wichtigsten Daten hinsichtlich des möglichen Revisionsbedarfs des Bruttoinlandsproduktes im dritten Quartal vor. Dieses wurde vom Bureau of Economic Analysis (BEA) vor zwei Wochen mit einem überraschend hohen Zuwachs um 3,9 % (qoq, ann.) gemeldet. Der exakte Revisionsbedarf ist zwar nicht ermittelbar, weil nur von Teilbereichen einzelner Aggregate die monatlichen Setzungen des BEA veröffentlicht werden. Zudem sind nur nominale Daten vorhanden, sodass sich hieraus der reale Revisionsbedarf nur approximativ erschließt. Insgesamt ergibt sich aber aus den zur Verfügung stehenden aktuellen Zahlen folgendes Bild: Das nominale BIP dürfte im dritten Quartal um über 120 Mrd. US-Dollar (ann.) nach oben revidiert werden. In realer Rechnung sind dies 3,8 Prozentpunkte mehr als bisher gemeldet. Zu beachten ist hierbei, dass wir bei der Umrechnung der nominalen auf die realen Daten von unveränderten Deflatoren ausgehen, da grundsätzlich keine Informationen über eventuelle Preisrevisionen vorliegen. Die einzige Ausnahme bilden die Daten zum Außenhandel. Berücksichtigt man hier die Revision der Deflatoren, verringert sich der Revisionsbedarf des Außenhandels von nominal über 45 Mrd. US-Dollar auf ein geringes reales Plus. Dadurch beläuft sich der tatsächliche zu erwartende Revisionsbedarf für das Bruttoinlandsprodukt auf zweieinhalb Prozentpunkte (ann.). Mit einem Wachstum ca. 6,5 % (qoq, ann.) wäre somit die wirtschaftliche Aktivität im dritten Quartal ungewöhnlich kräftig gewesen. Zu beachten ist aber, dass die Lagerentwicklung nach der Revision unüblich kräftig gewesen sein dürfte und damit eine zusätzliche Hypothek für das vierte Quartal darstellt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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