Kommentar
17:40 Uhr, 31.10.2005

USA: Einkaufsmanagerindex Chicago steigt erneut

1. Der Einkaufsmanagerindex für die Region Chicago wurde nach dem fulminanten Anstieg vom September für den Oktober mit einer erneuten Zunahme auf 62,9 Punkte gemeldet (Bloomberg- Median: 57,4 Punkte; DekaBank: 58 Punkte). Die Produktionskomponente und die Auftragseingangskomponente stiegen wieder in Schwindel erregende Höhen, aber auch die anderen Komponenten legten zu. Insbesondere sprang die Beschäftigungskomponente von 48,4 auf 51,3 Punkte und damit über die Expansionsmarke von 50 Punkten. Für den morgen zur Veröffentlichung anstehenden nationalen Einkaufsmanagerindex ISM für das verarbeitende Gewerbe ist es damit noch wahrscheinlicher geworden, dass er – wie von uns prognostiziert – positiv überrascht (Bloomberg-Median: 57,0 Punkte; DekaBank: 57,5 Punkte).

2. Die persönlichen Einnahmen der privaten Haushalte sind im September überraschend stark um 1,7 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Die von Bloomberg befragten Analysen wie auch wir hatten mit einer wesentlich schwächeren Zunahme gerechnet (Bloomberg-Median und DekaBank: 0,3 %). Gleichzeitig hat das BEA die Veränderungsrate für August deutlich von -0,1 % auf -0,9 % nach unten genommen. Ohne die explizite Berücksichtigung der Hurrikanschäden wären die Einnahmen laut BEA im August um 0,3 % und im September um 0,5 % gestiegen. Dagegen trafen die Konsumausgaben der privaten Haushalte im September die Erwartungen mit einem Anstieg um 0,5 % mom (Bloomberg-Median: 0,5 %; Deka- Bank: 0,4 %). Die Sparquote schlug nach neuesten Erkenntnissen noch mehr Kapriolen als bisher gedacht: Sie lag im September zwar bei -0,4 %, wurde aber für den August von -0,7 % auf -1,8 % abwärts revidiert. Damit ergab sich im Durchschnitt des dritten Quartals die schon am Freitag gemeldete Sparquote von -1,1 %.

3. Seit der Veröffentlichung der Augustzahlen vor einem Monat hat das BEA deutlich mehr Informationen gewonnen über die Höhe der versicherten und der unversicherten Verluste durch Hurrikan „Katrina“. Aus diesem Grund wurden bei den Einnahmen die Zahlen für den August dramatisch nach unten revidiert. So wurden die Einnahmen aus Mieten und Pachten und die Unternehmereinkommen stark nach unten genommen, um die nicht versicherten Verluste der privaten Haushalte und der Unternehmen angemessen zu berücksichtigen – dies allein machte schon fast 130 Mrd. US-Dollar aus. Da viele Häuser und Geschäftsgebäude zerstört wurden, fiel zudem auch im September ein Teil der Mieten und Pachten im Vergleich zum (noch nicht verzerrten) Juli weg, der Rückgang vom August wurde also bei weitem nicht wettgemacht. Im Gegenzug wurden die Einnahmen aus Transferzahlungen für den August um etwa 50 Mrd. US-Dollar nach oben genommen. Dies geschah, um die Versicherungszahlungen für die versicherten Verluste einzubeziehen. Im September war hier kein vollständiger Rückprall zu beobachten, da auch in diesem Monat noch Versicherungszahlungen einberechnet wurden. Positiv überraschten die Einnahmen aus Löhnen und Gehältern. Sie stiegen um 0,3 % gegenüber dem August, obwohl im September eine leicht rückläufige Beschäftigung zu beobachten war.

4. Bei den privaten Konsumausgaben für September dürften die gestiegenen Benzinpreise den nominalen Konsum erneut beeinflusst haben – bei den Verbrauchsgütern war ein deutlicher Anstieg um 1,3 % zu beobachten. Dagegen war beim Konsum von Gebrauchsgütern erneut ein spürbarer Rückgang (-2,3 % mom) zu verzeichnen – die Rabattaktionen der Automobilhersteller wirken noch immer in Form von sinkenden Automobilkäufen nach. Der Konsum von Dienstleistungen stieg um 0,6 % gegenüber dem Vormonat. In realer Rechung sind die Konsumausgaben im September um 0,4 % gefallen. Der Deflator des privaten Konsums stieg auf 3,8 % yoy, in der Abgrenzung ohne Energie und Nahrungsmittel lag er wie schon im Vormonat bei 2,0 %.

5. Bei aller Vorsicht, die bezüglich der US-Wirtschaft angesichts der Ungleichgewichte (Verschuldung der privaten Haushalte, Finanzierungsdefizit des Staates, Leistungsbilanzdefizit) angeraten ist, sind die heutigen Daten wieder einmal ein Indiz dafür, dass die US-Wirtschaft ihren Pfad eines robusten Wirtschaftswachstums auch nach dem Hurrikan-Schock nicht verlassen hat. Derzeit und für die nächsten Monate sind noch Hurrikan-bedingte Schwankungen in den Daten zu erwarten, doch wir sehen unsere Wachstumsprognosen für dieses Jahr (3,6 %) und für das nächste Jahr (3,4 %) weiterhin auf einem soliden Fundament.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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