Kommentar
17:20 Uhr, 21.02.2007

USA: Die Kerninflation meldet sich zurück

1. Die Verbraucherpreise sind im Januar unerwartet kräftig um 0,2 % mom gestiegen. Ihre Jahresrate verringerte sich dennoch von 2,5 % auf 2,1 %. Dämpfend auf die Inflationsentwicklung wirkte ein Rückgang der Energiepreise um durchschnittlich 1,5 % mom. So gingen die Preise für Benzin und Erdgas jeweils um 3,0 % gegenüber dem Vormonat zurück, während die für Elektrizität um 2,0 % gestiegen sind. Den fallenden Energiepreisen steht jedoch eine kräftige Zunahme der Lebensmittelpreise um 0,7 % mom gegenüber. Letzterer kam nicht vollkommen überraschend, denn auch die Produzentenpreise haben in den Monaten Dezember und Januar eine deutliche Verteuerung von Lebensmitteln um 1,5 % bzw. 1,1 % mom ausgewiesen. Die eigentliche Überraschung boten die Verbraucherpreise im Januar allerdings durch den Anstieg um 0,3 % mom in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie. Die Jahresrate der Kerninflation erhöhte sich dadurch von 2,6 % auf 2,7 %.

2. Eine der wesentlichen Ursachen für den kräftigen Preisauftrieb in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie im Januar ist eine Zunahme der Preise in der Komponente „Medical Care“ um 0,8 % mom, die allein rund 0,06 Prozentpunkte zur Kernrate im Monatsvergleich beisteuerte. Daneben wiesen auch Tabak und Raucherartikel mit 3,1 % mom eine deutliche Verteuerung auf. Die Wohnungskosten trugen mit einem Anstieg um 0,3 % mom in etwa genauso viel zur Kerninflation bei wie im Durchschnitt der vergangenen sechs Monate. Hervorzuheben ist jedoch, dass die kalkulatorischen Mieten für selbst genutzte Eigenheime (Owners´ Equivalent Rent), auf die gut 30 % des zur Messung der Kerninflation verwendeten Verbraucherpreisindex entfallen, mit 0,2 % mom den geringsten Zuwachs seit Januar letzten Jahres verzeichneten.

3. Infolge der turnusmäßigen Neuberechnung der Faktoren für die Saisonbereinigung durch das Bureau of Labor Statistics ergibt sich für die Verbraucherpreise ohne Lebensmittel und Energie in den Monaten Oktober bis Dezember 2006 nun ein Anstieg von jeweils 0,1 % mom. Ursprünglich waren Werte von 0,1 %, 0,0 % und 0,2 % gemeldet worden. Die Abnahme der Kerninflation in den vergangenen Monaten, die auch die Fed im Statement zu ihrem Zinsentscheid am 31. Januar hervorgehoben hat, kam durch diese Aktualisierung der Saisonfaktoren noch deutlicher zur Geltung. Diese Entwicklung scheint durch die Verbraucherpreiszahlen für den Januar nun jedoch zunächst einmal unterbrochen zu sein.

4. Wir sind allerdings der Meinung, dass von dem etwas kräftigeren Preisauftrieb im Januar nicht auf eine Verschlechterung des Inflationsausblicks zu schließen ist. Zum einen spielten im Januar die oben erwähnten Sonderfaktoren bei den Preiskomponenten „Medical Care“ sowie Tabak und Raucherartikel eine nicht unerhebliche Rolle. Zum anderen haben sich die groben Trends, die die Kerninflation in den vergangenen Monaten determiniert haben, auch im Januar fortgesetzt. Die Kerninflation wird derzeit bestimmt durch relativ kräftig steigende Wohnungsmieten und einen eher schwachen Anstieg in den übrigen Komponenten. Insbesondere die Preise für dauerhafte Konsumgüter waren in den vergangenen zwölf Monaten sogar stark rückläufig. Letzteres könnte, insbesondere gegen Ende des Jahres 2006, zurückzuführen sein auf den Wunsch vieler Unternehmen, ihre Lagerbestände abzubauen. Für den Verlauf dieses Jahres erwarten wir eine leichte Verlangsamung des Anstiegs der Wohnungsmieten, da sich eine allmähliche Stabilisierung des Wohnimmobilienmarktes auch in einer geringeren Nachfrage nach Mietwohnungen niederschlagen sollte. Des weiteren gehen wir davon aus, dass der Preisauftrieb in den übrigen Komponenten nur geringfügig zunehmen wird. In der Summe dieser beiden Entwicklungen rechnen wir somit nach wie vor mit einem langsamen Rückgang der Kerninflation in den kommenden Monaten.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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