Kommentar
11:30 Uhr, 15.08.2016

USA: Die Erholung hat gerade erst begonnen

Das Wirtschaftswachstum in den USA enttäuschte zuletzt und auch die Konsumausgaben schwächeln, doch das könnte die Ruhe vor dem Sturm sein. Die Wirtschaft befindet sich möglicherweise vor dem großen Sprung – allerdings nicht mehr in diesem Jahr.

Die US-Wirtschaft scheint sich weiterhin abzukühlen, nachdem sie im vergangenen Jahr das höchste Wachstum seit 2006 auswies. 2016 wird kein Rekordjahr. Dafür war das Wachstum im ersten Halbjahr zu schwach. Am privaten Konsum lag das nicht. Dieser wuchs fast so schnell wie in den Vorkrisenjahren, doch zeigt nun einen kleinen Schwächeanfall im Sommer.

Der Privatkonsum ist der wichtigste Faktor für das Wachstum, aber ganz alleine kann dieser dann doch nicht für Rekorde sorgen. 30 % der Wirtschaftsleistung kommen aus anderen Bereich, vor allem Investitionen. Diese waren zuletzt sowohl bei Unternehmen als auch bei Haushalten schwach. Das kann sich bald wieder ändern.

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Ein Großteil der Investitionen der Haushalte fällt auf den Immobilienmarkt. Der Kauf oder Bau eines Eigenheims ist die mit Abstand größte Investition. Im zweiten Quartal ließen diese Investitionen nach, doch dabei dürfte es sich um einen Ausrutscher gehandelt haben. Der Immobilienmarkt scheint erst jetzt so richtig wieder loszulegen.

Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Hauspreise, die Eigentümerquote sowie den Verkauf neuer Wohnimmobilien. Die Eigentümerquote ist so niedrig wie seit Beginn der Datenerhebung nicht mehr. Der Abwärtstrend setzt sich seit 2006 fort. Inzwischen ist die Übertreibung nach oben nicht nur wieder korrigiert, sondern man kann eine Übertreibung nach unten erkennen.

Die Hauspreise stehen wieder fast dort, wo sie vor der Krise standen. Das hindert Haushalte jedoch nicht daran, nach Kaufgelegenheiten zu suchen bzw. zu bauen. Der Verkauf neuer Wohnimmobilien ist auf dem höchsten Stand seit 2008. Eine Ermüdung des Aufwärtstrends gibt es derzeit noch nicht.
Der Anstieg der Neubauverkäufe zeigt, dass das Interesse an der eigenen Immobilie nach wie vor groß ist. Bis sich daraus steigende Eigentümerquoten ergeben, dauert es noch eine Weile. Wichtig ist vor allem, dass es den Trend zum Eigenheim nach wie vor gibt, er intakt ist und Fahrt aufnimmt. Aber wieso ist das so wichtig?

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Immobilien sind nicht nur die mit Abstand größte Investition, sondern auch einer der wichtigsten Vermögensbestandteile. Grafik 2 zeigt das Gesamtvermögen der Haushalte in absoluten Werten sowie relativ zur Wirtschaftsleistung. Der Anstieg des Vermögens seit den Krisentiefs von 430 % auf 530 % der Wirtschaftsleistung ist nur begrenzt auf den Immobilienmarkt zurückzuführen. Das Vermögen aufgrund von Immobilienbesitz legte lediglich 30 % zu.

Die Vermögensvermehrung vor der Krise war zu zwei Dritteln auf Immobilien zurückzuführen. Davon sind wir weit entfernt. Es zeigt, dass sich derzeit bei weitem keine Übertreibung andeutet.

Der Anstieg in den Vorkrisenjahren war auf zwei Faktoren zurückzuführen. Einerseits stiegen die Preise, andererseits besaßen immer mehr Haushalte eine Immobilie. Vor allem letzteres ist derzeit nicht der Fall. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich dies in den kommenden Jahren wieder ändert. Amerikaner sind zuversichtlich genug, um wieder diese Großinvestitionen zu tätigen.

Bestätigt sich diese Annahme, die durch die Daten gut untermauert ist, dann kommt es in den kommenden Jahren zu weiteren Preisanstiegen auf dem Immobilienmarkt und mehr Menschen profitieren von diesen steigenden Preisen. Das wiederum verbessert die Vermögenssituation vieler Haushalte erheblich, zumal die Kosten der Investition (die Kreditzinsen) nach wie vor historisch niedrig sind.

Wo mehr Vermögen ist, ist auch mehr Konsum. Wo mehr Konsum ist, wird auch investiert. Die wirtschaftliche Erholung der USA kann entsprechend noch sehr lange anhalten. Luftsprünge sind nach wie vor nicht zu erwarten. Das ist auch besser so, denn wenn ein Trend zu viel Fahrt aufnimmt, kommt es zur Überhitzung und einem bösen Erwachen.

Clemens Schmale

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5 Kommentare

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  • bensh_ll
    bensh_ll

    Herr Schmale... ich hab immer wieder die Frage warum sie nie Quellen nennen? Danke

    17:55 Uhr, 15.08. 2016
  • Lexikon
    Lexikon

    Nur exemplarisch mal die KFZ-Neuzulassungen in USA anschauen oder und vielleicht damit einhergehend die Zahl der Bezieher von Lebensmittelmarken und dann überlegen, ob wir wirklich eher unten oder nicht doch eher am oberen Rand beim konjunkturellen Zyklus sind....

    15:48 Uhr, 15.08. 2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Illusionist. Man sollte die Realitaet heute betrachten und nicht ueber die Zukunft spekulieren. Wie waren noch heute die Zahlen? Abwaerts. Der Diw spiegelt schon lwnge nicht mehr die US Realitaet wieder. Aber gegen kollektive Blindheit ist kein Kraut gewachsen. Eine Wirtschaft die auf Konsum auf Pimp basiert ist keine.

    15:33 Uhr, 15.08. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Vollkommen korrekt, die US-Wirtschaft befindet sich in der Tat vor dem grossen Sprung. :-)))))

    11:42 Uhr, 15.08. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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