Kommentar
06:16 Uhr, 10.11.2014

USA: Die besten Arbeitsmarktdaten aller Zeiten?

Freitag Nachmittag wurde der offizielle US-Jobreport veröffentlicht. Mit 214.000 neu geschaffenen Stellen wurden die Erwartungen knapp verfehlt. Man kann die Daten aber auch anders lesen. Dann war es der beste Oktober aller Zeiten.

Die Zahl der neu geschaffenen Stellen ist eine saisonal bereinigte Zahl. Die größten saisonalen Effekte sind Wetter, Ferien und Weihnachten. Im Baugewerbe sind im Sommerhalbjahr mehr Menschen beschäftigt als im Winter, wenn die Bautätigkeit zurückgeht. Ebenso werden in der Urlaubszeit mehr Saisonarbeiter gebraucht. Ab Oktober beginnt die Weihnachtssaison. In den USA gibt es mehrere Feiertage. Es ist fast noch einmal Urlaubssaison und natürlich Konsumsaison.

Würde man diese Effekte nicht berücksichtigen, dann werden jeden Monat sehr viel mehr Stellen geschaffen bzw. vernichtet als offiziell ausgewiesen wird. Diesen Oktober sind ohne Bereinigung 1,064 Mio. neue Arbeitsplätze entstanden. Das ist der beste Oktoberwert aller Zeiten. Gründe dafür gibt es vor allem einen: das milde Wetter. Es sind noch viele Saisonkräfte, z.B. im Baugewerbe beschäftigt, die sonst um diese Jahreszeit bereits arbeitslos wären.

Es gab allerdings auch noch einen weiteren Effekt. In der Bereinigung werden auch Geburten und Todesfälle berücksichtigt. Soweit man das nachvollziehen kann, haben die Behörden diesen Oktober besonders strenge Kriterien angewendet und damit die bereinigte Zahl nach unten gedrückt. Es wird geschätzt, dass auf einer normalen Anpassung, wie sie etwa vergangenes Jahr stattgefunden hat, zwischen 300.000 und 400.000 neue Stellen geschaffen wurden.

400.000 Stellen, das wäre wirklich ein sehr guter Wert gewesen. Das gab es im letzten Aufschwung nur ein einziges Mal. In den 90ern kam es noch regelmäßiger vor.

Was der genaue Wert gewesen wäre, weiß niemand so genau. Daher macht es Sinn sich auf die nicht saisonal bereinigten Zahlen zu konzentrieren. Diese sind in Grafik 1 abgebildet. Über eine Millionen Stellen zusätzlich, das kommt nicht häufig vor. In den letzten 60 Jahren kam das genau 29 Mal vor. Besonders gut sind die Sommermonate.

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Betrachtet man diese Grafik, dann sieht man eine Tendenz zu höherem Jobzuwachs und höheren Stellenstreichungen während eines Abschwungs. Das liegt einfach nur daran, dass die Bevölkerung gewachsen ist. In den letzten 60 Jahren hat sich Bevölkerung verdoppelt. Eigentlich sollte man daher doppelt so hohe Zahlen sehen wie vor 60 Jahren. Das ist nicht der Fall.

Man kann die nicht saisonal bereinigten Zahlen so anpassen, dass sie die neu geschaffenen Stellen als Prozentsatz der Bevölkerung darstellen. Dadurch verschwindet der Effekt der wachsenden Bevölkerung. Tut man das, dann kommt Grafik 2 dabei heraus. Hier zeigt sich, dass die Erholung auf dem Arbeitsmarkt solide ist, aber im historischen Vergleich auch nicht auffällig gut. Sie ist sogar noch leicht unterdurchschnittlich.

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Wie man es dreht und wendet, den ganz großen Impuls geben die Zahlen nicht. Sie sind gut und im Rahmen der Erwartung. Das reicht nicht, um dem Markt eine neue Richtung zu geben.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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