Kommentar
20:18 Uhr, 09.10.2020

USA: Der perfekte Moment für Steuererhöhungen

Höhere Unternehmenssteuern sind für Anleger ein Schreckgespenst. Genau dazu könnte es nach der Präsidentschaftswahl kommen. Der Moment wäre allerdings günstig.

Anleger müssen sich auf eine veränderte Steuerpolitik der USA einstellen. Seit den 1960er Jahren kannten die Steuern nur den Weg nach unten. Von über 50 % nach dem Zweiten Weltkrieg ging es in den 70er Jahren unter 50 % und in den 80er Jahren auf 35 %. Dieser Steuersatz galt bis 2018. Trump senkte den Steuersatz dann auf 21 %.

Die Demokraten wollen den Steuersatz wieder anheben. Die Hälfte der Steuersenkung soll wieder verschwinden. Der Steuersatz würde dann auf 28 % steigen. Für Anleger bedeutet das, dass weniger Gewinn für sie übrig bleibt. Das wäre unter normalen Umständen ein Grund tiefere Kurse zu erwarten. Die Umstände sind aber nicht normal.

Republikaner sind derzeit bei neuen Konjunkturhilfen zurückhaltend. Demokraten hingegen wollen am liebsten weitere zwei bis drei Billionen an Konjunkturhilfen beschließen. Die Fiskalpolitik wäre unter Demokraten zunächst expansiver als unter den regierenden Republikanern. Das dürfte kurzfristig in den kommenden zwei Jahren zu einem Gewinnanstieg bei Unternehmen sorgen.

Unter der vorgeschlagenen Politik sollten S&P 500 Unternehmen im kommenden Jahr 10 % mehr Gewinn als unter Republikanern erwirtschaften. Wenn man die Wirtschaft mit Geld überschüttet, ist das kein Wunder. Mit der Zeit drücken höhere Steuern dann den Gewinn. Bis 2024 könnten die Gewinne um 5 % geringer ausfallen als bisher angenommen (Grafik 1).


Selten werden Gesetze so beschlossen, wie sie erstmalig präsentiert werden. Erwartet wird daher ein Gewinnanstieg im kommenden Jahr und 2022 und danach ein geringerer Gewinnrückgang. Der Zeitpunkt für Steuererhöhungen könnte dabei kaum besser sein.

Derzeit wird für 2021 ein hohes Gewinnwachstum erwartet. Die Gewinne von Industrieunternehmen sollen sich fast verdoppeln (Grafik 2). In diesem Jahr dürften die Gewinne der Industrie um 50 % einbrechen. Ein Anstieg um 100 % bringt den Gewinn wieder dorthin, wo er vor der Krise war.


So geht es vielen Sektoren. Das Gewinnwachstum ist in fast allen Sektoren zweistellig. Immobilien können nicht mithalten. Auch der Energiesektor (vor allem Ölunternehmen, nicht abgebildet), wird weiterhin leiden. Die Mehrzahl an Sektoren und Unternehmen wird hohes Wachstum verzeichnen. Fällt in eine solche Phase eine Steuererhöhung, zudem noch durch Konjunkturhilfen überdeckt, schlägt sie weniger offensichtlich durch als in ruhigen Phasen.

Von Steuern kann man halten, was man will. Notwendig sind sie. In der Krise klopfen Unternehmen beim Staat an, um gerettet zu werden. Breitangelegte Konjunkturprogramme helfen Firmen ebenso. Jeder nimmt die Hilfen gerne an, will dafür aber am liebsten nicht zahlen. So können Staatsfinanzen nicht nachhaltig funktionieren. In guten Zeiten die Steuern senken und in schlechten Zeiten noch mehr ausgeben geht auf Dauer nicht. Gewinnen die Demokraten wird es wahrscheinlich Steuererhöhungen geben. Der Zeitpunkt dafür ist günstig.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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