Kommentar
06:07 Uhr, 02.08.2016

USA: Crash wegen Gewinnrückgängen? Nein!

Die Angst geht weiter um. Je länger sich Aktien robust zeigen, desto mehr häufen sich die Stimmen, die den großen Crash prophezeien.

Persönlich bin ich für Aktien auf Sicht von Monaten positiv gestimmt. Gründe, weshalb man nicht positiv gestimmt sein sollte, gibt es zur Genüge. Einige dieser Gründe sind stichhaltiger als andere. Derzeit machen weniger stichhaltige Argumente die Runde.

In den USA geistert aktuell eine Grafik durch die Medien, die die Gewinnentwicklung der US-Unternehmen als Argument für einen Bärenmarkt heranzieht. Eine Abwandlung der Kernaussage ist hier in Grafik 1 dargestellt. Sie zeigt die Performance des Dow Jones auf Jahressicht sowie die Entwicklung der Unternehmensgewinne. Es handelt sich dabei um die Gewinne aller US-Unternehmen und nicht nur an der Börse notierender Unternehmen.

In der Vergangenheit kam es bei Aktien für gewöhnlich zu großen Rücksetzern, wenn die Gewinne von Unternehmen schrumpften. Eine Gewinnrezession haben wir in den letzten Quartalen zweifelsohne gesehen. Daran gibt es nichts zu rütteln. Nun kommen einige Beobachter zu der Schlussfolgerung, dass deswegen auch der Aktienmarkt einbrechen muss.

Der Rückgang der Gewinne liegt inzwischen bei 20 %. Immer, wenn das in der Vergangenheit passierte, gab der Dow Jones oder S&P 500 auch ca. 20 % nach. Diese Korrektur vermissen nun einige Analysten und gehen davon aus, dass sie noch kommt.

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Grafik 1 und auch Grafik 2 beinhalten die Daten bis Q2 2016 und eine Prognose bis Ende 2017. Auf Basis der Steuerdaten der USA konnte man bereits in Q1 2016 einen Rebound der Gewinne sehen. Das galt nicht automatisch auch für börsennotierte Unternehmen. Hier gingen die Gewinne weiter zurück. Das lag vor allem an den tiefroten Zahlen des Rohstoffsektors.

Die Gewinnentwicklung des Rohstoffsektors täuscht darüber hinweg, dass die meisten anderen Branchen wachsen und höhere Gewinne schreiben. Das schlimmste der Gewinnrezession ist inzwischen vorbei. Das zeigt das relativ hohe Wachstum außerhalb des Rohstoffsektors. Viele Anleger haben das erkannt und haben inzwischen wieder Aktien gekauft.

Die Kernaussage ist also: wer jetzt noch die Gewinnrezession verkauft, ist zu spät dran. Die Korrektur dafür haben wir zu Jahreswechsel gesehen. Das war die Korrektur. Eine weitere aufgrund des derzeitigen Trends ist nicht zu erwarten. Natürlich gehen Aktienkurse und Gewinn Hand in Hand (Grafik 2). Der Gewinnrückgang, den wir seit fünf Quartalen sehen, wurde bereits verarbeitet. Darauf jetzt noch zu reagieren ist unsinnig.

Das heißt nun natürlich nicht, dass Aktien in den kommenden Wochen nicht fallen können. Der Ölpreis ist wieder im Sinkflug und es wird möglicherweise Spuren hinterlassen. Der Grundtenor des Marktes ist aktuell jedoch nicht, die laufende Gewinnrezession zu verkaufen, sondern die Erholung der Gewinne über die kommenden Quartale zu kaufen.

Wer noch ein Argument brauchte: Goldman Sachs ist auf Sicht der kommenden drei Monate skeptisch, was Aktien anbelangt. Sie empfehlen eine Untergewichtung.

Clemens Schmale

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9 Kommentare

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  • Market Impact
    Market Impact

    systemwechsel gibt es immer nur dann wenn menschen hungern und im dreck leben wie im letzten jahrhundert. oder wenn sie wie in der ostzone endlich die schnauze voll haben den ganzen tag sich rote scheisse anzuhören bzw. nachplappern zu müssen um studieren zu können usw.

    all das sehe ich nicht in den westlichen industrie ländern.

    also wird das system auch nicht gewechselt. zu viele kleine dumme spiesser gehen noch artig zur wahl und bestätigen das system weil sie angst vor veränderungen haben.

    15:21 Uhr, 02.08. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Geksi
    Geksi

    Der nächste Waschlappen wird eine Flut auslösen.... soll ich sagen leider? NEIN ich bin sogar dafür weil das jetzige System ist wie ein Virus. Wo ich leider sagen muss.... das es wieder die falschen Menschen treffen wird. (Siehe 1929)

    12:48 Uhr, 02.08. 2016
  • netzadler
    netzadler

    ich wüsste nicht, warum in USA die gewinne in der breite wieder nachhaltig steigen sollen.

    die Produktivität ist futsch, der rohstoffsektor wird noch lange streuen.

    die Digitalisierung wird anhaltend arbeitsplätze vernichten, das wird die nachfrage in Probleme bringen.

    das vertrauen in die märkte ist zerstört, weil die fed mit ihren Prognosen nur noch daneben liegt.

    dazu gibt es politisches chaos, uns steht noch eine heftige schlammschlacht bevor, die das Volk ordentlich durchschütteln wird. die werden dann erstmal keinen bock mehr auf Konsum haben.

    ich erwarte Revolten in den USA, ausgehend von den Universitäten. die Börse wird auseinandergenommen, weil sie mit als verursacher der Probleme angesehen wird. Stichwort shareholder value

    09:45 Uhr, 02.08. 2016
  • FJHaydn
    FJHaydn

    Zunächst: Wenn man die Entwicklung über wenige Quartale veranschaulichen will, wie hier den angeblichen "Rebound der Gewinne", dann sollte man nicht Zeitskalen bis zu 1947 verwenden.

    Die unbegründete Behauptung "die Korrektur dafür haben wir zu Jahreswechsel gesehen. Das war die Korrektur. Eine weitere aufgrund des derzeitigen Trends ist nicht zu erwarten. Natürlich gehen Aktienkurse und Gewinn Hand in Hand (Grafik 2). Der Gewinnrückgang, den wir seit fünf Quartalen sehen, wurde bereits verarbeitet" kann ja wohl kaum als Widerlegung des Arguments durchgehen. Wenn man dann zur Absicherung noch anmerkt "Das heißt nun natürlich nicht, dass Aktien in den kommenden Wochen nicht fallen können" hat man genau nichts gesagt, denn jeder beliebige Verlauf ist mit dieser "Analyse" verträglich.

    Manchmal. habe ich den Eindruck, hier verstehen sich manche als Seher, die ihre "Instinkte" den Gläubigen als Wahrheitskriterium verkaufen wollen. Die Einleitung "Persönlich bin ich für Aktien auf Sicht von Monaten positiv gestimmt. Gründe, weshalb man nicht positiv gestimmt sein sollte, gibt es zur Genüge" spricht diesbezüglich ja Bände.

    08:46 Uhr, 02.08. 2016
  • Weißer Ritter
    Weißer Ritter

    Nein, natürlich nicht. Weil der Hype um Quartalsergebnisse ohnehin hyterische Züge angenommen hat, es sich die Verwalter von Milliardenvermögen aber ohnehin nicht leisten können, wegen jedem Huster ihre Portfolios auf den Kopf zu stellen. Für die ist wichtig, ob es sich um ein solides Unternehmen handelt, daß eine ordentliche Kapitalrendite erwirtschaftet. Und dieser Gesichtspunkt wird angesichts strauchelnder Banken und Staaten noch viel wichtiger werden. Ich kann nur empfehlen, endlich diese eindimensionalen Sichtweisen abzulegen und sich dem broader picture zuzuwenden. Sonst bleibt all die Schriftstellerei vergebene Liebesmüh.

    08:45 Uhr, 02.08. 2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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