USA: Baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus?
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Am Rentenmarkt richten sich weiterhin die Blicke auf die Eurozone und die Europäische Zentralbank. Nach der Quasi-Ankündigung einer Leitzinsanhebung am vorangegangenen Freitag nutzte Jean-Claude Trichet in der abgelaufenen Woche jede sich bietende Gelegenheit, diese Aussage näher zu erläutern und vor allem Ängste hinsichtlich eines Zinserhöhungsautomatismus zu nehmen. In den USA wurde derweil das jüngste FED-Protokoll dahingehend interpretiert, dass der Zinserhöhungszyklus alsbald enden könnte.
Euroland: Serie von Zinserhöhungen unwahrscheinlich
Die Sorge in der Eurozone um einen Automatismus ist gut nachvollziehbar, hat doch die US-Notenbank FED seit Sommer 2004 in zwölf Trippelschritten also fast auf jeder Sitzung ihren Schlüsselzins von einem auf mittlerweile vier Prozent heraufgeschleust. Der EZB-Präsident Trichet stellte allerdings in einer Rede vor dem Europäischen Parlament klar, es sei keine gute Arbeitshypothese, von vornherein anzunehmen, wir wären am Beginn einer Serie von Zinserhöhungen. Gleichwohl unterstrich aber Trichet ein weiteres Mal die Handlungsbereitschaft seines Hauses, sollten Schritte notwendig sein. Der Markt nahm diese Worte wohlwollend auf - mit Ausnahme des Dreimonatsbereichs gingen über alle Laufzeiten die Renditen im Wochenverlauf zurück, was mit entsprechenden Kursgewinnen verbunden war. Die bevorstehende Zinserhöhung, mit der das seit knapp zweieinhalb Jahre gültige Niveau von zwei Prozent verlassen wird, ist von der Datenlage her gut eingebettet. Europas Konjunktur verbessert sich sukzessive, was u.a. von den Detailangaben zum deutschen BIP im dritten Quartal bestätigt wurde. Der Funke scheint vom Export auf das Inland übergesprungen zu sein. Zumindest auf die Unternehmen, die ihre Investitionen in Q3 merklich ausgeweitet haben. Damit verbesserten sich gleichzeitig die Chancen verbessert, dass die Verbraucher ihre Konsumstarre in absehbarer Zeit aufgeben könnten. Zumal sich die Geschäftklimaindizes auf hohem Niveau befinden. Der Ifo-Index sank nach den Anstiegen in den Vormonaten im November nur leicht, wogegen der französische INSEE weiter aufwärts zeigte. Die deutsche Teuerungsrate (HVPI) betrug auf Basis von Daten aus mehreren Bundesländern im November plus 2,4 Prozent gegenüber Vorjahr. Die endgültige europäische Inflation dürfte nicht viel davon abweichen und damit weiterhin deutlich oberhalb des EZB-Ziel von unter aber nahe zwei Prozent liegen. Ein Gegensteuern der EZB erscheint damit plausibel, zumal Zinsschritte erst zeitverzögert ihre Wirkung entfalten. Die Auswirkungen der bevorstehenden Zinsentscheidung auf Geldmarktfonds haben wir in einem Spezialbeitrag auf Seite vier zusammengefasst.
USA: Baldiges Ende des Erhöhungszyklus?
Hinter dem US-amerikanischen Rentenmarkt liegt eine feiertagsbedingt äußerst datenarme Woche. Lediglich das veröffentlichte Protokoll über die jüngste FED-Sitzung beeinflusste das Geschehen, und zwar positiv. Der Markt las aus der Mitschrift ein eventuell baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus. Einige Mitglieder des FOMC hatten davor gewarnt, dass die Zinszügel zu stark gestrafft werden könnten. Die Anleiheinvestoren sehen aktuell mehrheitlich noch einige wenige Schritte bis auf 4,5 bis 5 Prozent als Basisszenario an. Am Rentenmarkt führte diese Aussicht zu einem breiten Renditerückgang in allen Laufzeitbereichen.
Unternehmensanleihen: Umfeld weiterhin solide
Der Spread europäischer Unternehmensanleihen hat sich auf Indexebene erneut leicht ausgeweitet, diese Papiere haben also relativ zu Staatspapieren leicht unterdurchschnittlich performt. In den zurückliegenden Wochen verlor dieses Segment jeweils einen Punkt. Darin kommen in erster Linie die wieder höheren Renditen von Staatspapieren zum Ausdruck. Im Zehnjahresbereich sind risikolos jetzt beispielsweise rund 0,5 Prozentpunkte mehr zu erzielen als noch vor zwei Monaten. Das Umfeld für europäische Corporate Bonds ist nach wie vor intakt. Insbesondere die Gewinnentwicklung gibt Anlass zu Optimismus. Die M&A-Aktivitäten (zuletzt vor allem Telefonica / O2) haben derweil noch nicht das Potenzial für Sorgenfalten, zumal die Unternehmen größtenteils niedrige Verschuldungsgrade und starke Cash Flows aufweisen.
Ausblick:
Die laufende Woche ist mit vielen hochkarätigen Ereignissen gespickt und verspricht daher emsige Betriebsamkeit bei den Akteuren. Im Mittelpunkt steht natürlich die EZB-Ratssitzung am Donnerstag. Der Beschluss (eine Zinserhöhung) ist von den Märkten schon vorweggenommen, weshalb wieder einmal die anschließende Erklärung die größere Spannung verspricht. Wird der Tonfall trotz des Schrittes ähnlich scharf wie bisher ausfallen, ist eine der wohl interessantesten Fragen. Am Freitag wird dann dem US-Arbeitsmarktbericht die größte Aufmerksamkeit zuteil: Nach 56.000 neuen Jobs im Oktober werden nun im Durchschnitt nicht weniger als 217.000 erwartet. Ansonsten kommen unter anderem die Einkaufsmanager zu Wort und werden die zweiten Schätzungen für das BIP in Euroland und den USA bekannt gegeben.
Spezial: Auswirkungen der EZB-Zinswende auf den Geldmarkt
Am kommenden Donnerstag dürfte es soweit sein: Erstmals nach fünf Jahren wird die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen für den Euroraum anheben. Der maßgebliche Hauptrefinanzierungssatz liegt dann bei 2,25 Prozent, 25 Basispunkte höher als bisher. Für die Marktteilnehmer ist dies keine Überraschung. Sie haben sich schon darauf eingestellt. Führende Notenbanker bereiteten in den letzten Tagen und Wochen den Boden für diese Entscheidung. Die Währungshüter hatten unmissverständlich darauf hingewiesen, dass die mittelfristigen Preisrisiken in den Ländern der Eurozone zugenommen haben. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in einem Interview mit der Welt vom letzten Mittwoch: Nun gilt es zu verhindern, dass diese Risiken sich entfalten. Vorbeugen ist besser als heilen. Gleichzeitig wurde von verschiedenen EZB-Mitgliedern zuletzt aber auch immer wieder betont, dass keine Serie von Zinserhöhungen anstehe, wie dies in den USA seit eineinhalb Jahren der Fall ist.
Was folgt daraus für Anleger, die am Geldmarkt investiert sind, etwa im UnionGeldmarktFonds oder im UniMoneyMarket: Euro? Die Wertentwicklung dieser Fonds ist eng verknüpft mit den von der EZB maßgeblich beeinflussten Geldmarktrenditen. Seit Jahresbeginn liegt die Wertsteigerung des UnionGeldmarktFonds beispielsweise bei 1,5 Prozent, die des UniMoneyMarket: Euro bei 1,8 Prozent. Eine Zinsanhebung kann diesen Fonds jedoch wenig anhaben, weil deutlich über 80 Prozent der Mittel in variabel verzinsliche Floater angelegt sind, deren Kupons alle drei Monate an die veränderten Geldmarktzinsen angepasst werden. Da laufend ein Teil der angelegten Mittel de facto fällig wird aktuell liegt die durchschnittliche Restlaufzeit der in den Fonds befindlichen Anlagen bei vergleichsweise niedrigen 50 Tagen und zum höheren Zinssatz wieder angelegt werden kann, passt sich die Portfolio-Rendite binnen relativ kurzer Zeit an die veränderten Geldmarktzinsen an. Das bedeutet, dass die Besitzer von Geldmarktfonds rasch in den Genuss einer höheren Rendite kommen werden. In einem Umfeld mit tendenziell steigenden Renditen handelt es sich bei Geldmarktfonds, aber auch bei Rentenfonds mit vergleichsweise kurzfristigen Rentenpapieren (z.B. UniEuroKapital) mithin um Basisinvestments für sicherheitsorientierte Anleger zumal die anstehende Zinserhöhung bereits in den Kursen eingepreist sind.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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