Kommentar
18:38 Uhr, 26.01.2007

USA: Auftragseingänge steigen - mit und ohne Boeing

1. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im Dezember um 3,1 % gegenüber dem Vormonat nahezu erwartungsgemäß angestiegen (Bloomberg-Median: 3,0 %, DekaBank: 3,5 %). Sowohl wir als auch die Mehrzahl der von Bloomberg befragten Analysten hatten mit einem Sondereffekt im Bereich Transport gerechnet. Für Dezember hatte Boeing einen außerordentlich starken Auftragseingang gemeldet. Tatsächlich spielen die Großaufträge für Boeing die Hauptrolle beim Anstieg der Auftragseingänge im Dezember. Überraschend deutlich fiel allerdings der Orderzuwachs in der Teilabgrenzung „ohne Transport“ um 2,3 % mom aus (Bloomberg-Umfrage: 0,5 %).

2. Insgesamt sind die Auftragseingänge für langlebige Güter im Jahr 2006 um 7,1 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen. In der Abgrenzung „ohne Transport“ beträgt der Jahreszuwachs 8,1 %. In beiden Fällen konnten die starken Zuwächse der Vorjahre nicht ganz erreicht werden. Dennoch war das Jahr 2006 insgesamt überdurchschnittlich gut für die amerikanische Industrie.

3. Zurück zu den Dezemberzahlen: Neben dem Transportsektor konnten die Bereiche Maschinen und Erze stärkere monatliche Zuwächse erzielen. Nochmals rückläufig waren die Auftragseingänge bei den elektronischen Ausrüstungen, während im Bereich Computer & Elektronik auf einen starken Anstieg im November nochmals ein monatlicher Zuwachs im Dezember folgte.

4. Die im Hinblick auf die Investitionstätigkeit interessanten Auftragseingänge für Investitionsgüter ohne Verteidigung stiegen um 9,0 % gegenüber dem Vormonat. Allerdings verbirgt sich hinter diesem Rückgang ebenfalls zum Großteil der Bereich des zivilen Flugzeugbaus. Rechnet man auch hier diesen Sondereffekt heraus, verbleibt ein monatliches Plus von 2,4 %. Aufgrund der schwachen Vormonate erhöhten sich die Auftragseingänge in dieser Abgrenzung im vierten Quartal um magere 0,7 % qoq. Während die Auftragseingänge einen etwa dreimonatigen Vorlauf gegenüber den gewerblichen Investitionen haben, handelt es sich bei den Auslieferungen in dieser Abgrenzung um einen zeitlich gleichlaufenden Indikator. Die Auslieferungen für Investitionsgüter ohne Verteidigung verringerten sich im vierten Quartal um 0,9 % gegenüber dem Vorquartal. Dies ist der erste Quartalsrückgang seit dem ersten Quartal 2004 und signalisiert, dass die Investitionstätigkeit der Unternehmen im vierten Quartal 2006 nicht besonders kräftig gewesen sein dürfte. Die amtlichen Zahlen zu der Investitionstätigkeit werden am kommenden Mittwoch zusammen mit dem Bruttoinlandsprodukt für das vierte Quartal veröffentlicht.

5. Die Abschwächung der Auftragseingänge in der Industrie, die sich seit Sommer vergangenen Jahres im Zuge der zunehmend restriktiveren Geldpolitik gezeigt hat, scheint zum Ende von 2006 ihren Boden gefunden zu haben. Noch ist es zu früh, von einer deutlichen Belebung in der Industrie zu sprechen. Allerdings deuten auch die heutigen Dezemberdaten, wie fast alle realwirtschaftlichen Daten für den Monat Dezember, auf eine Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Aktivität hin. Inwieweit diese Verbesserung durch die milden Wintertemperaturen begünstigt wurde, werden die Januar- bzw. die Februarzahlen zeigen. Wir gehen derzeit davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2007 einen witterungsbedingten Rückpralleffekt aufweisen wird, der aber vergleichsweise moderat ausfallen dürfte.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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