Kommentar
16:52 Uhr, 07.12.2007

USA: Arbeitsmarktbericht für November gerade schwach genug für erwartete konjunkturelle Abschwächung

1. Die Ökonomenzunft ist sich zurzeit zumindest in einem Punkt nahezu einig: Die US-Wirtschaft steht vor einer konjunkturellen Abschwächung, die bereits im laufenden vierten Quartal beginnt. Die heutigen Arbeitsmarktdaten für November waren so gut, dass sie sich damit gerade noch vereinbaren lassen: Der Beschäftigungsaufbau war mit 94.000 Personen etwas stärker als erwartet (Bloomberg-Umfrage: 80.000 Personen, DekaBank: 85.000 Personen), wenngleich deutlich schwächer als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote stagnierte bei 4,7 %. Sowohl wir als auch die Bloomberg-Umfragen hatten mit einem Anstieg auf 4,8 % gerechnet. Deutlich stärker als erwartet fiel der Lohnzuwachs aus. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen um 0,5 % mom (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,3 %). Aufgrund von Abwärtsrevisionen der Vormonate lag die Jahresveränderungsrate allerdings wie erwartet bei 3,8 %.

2. Die Zusammensetzung der Beschäftigungszahlen bot kaum Überraschungen: Gewohnt stark waren beim Beschäftigungsaufbau im November die Bereiche Unternehmensdienstleister, Gesundheits- und Bildungswesen, Staat sowie Freizeit und Gastronomie. Hier wurden insgesamt 114.000 neue Stellen geschaffen. Interessanterweise stieg auch im Einzelhandel die Anzahl der Beschäftigten um satte 24.000 Personen. Angesichts der zu erwartenden Konsumflaute hat damit wohl kaum jemand gerechnet. Dagegen reduzierten die Bereiche Bau, verarbeitendes Gewerbe und die Finanzdienstleister – im Zuge der aktuellen Finanzkrise – insgesamt die Anzahl der Beschäftigten um 55.000. Gut die Hälfte des Beschäftigungsabbaus bei den Finanzdienstleistern, nämlich 12.000 Personen, geht auf den Teilbereich Kredit zurück.

3. Vergleicht man die Arbeitsmarktberichte für Oktober und für November, dann steht einer schwächeren Beschäftigungsdynamik im November eine stärkere Lohndynamik gegenüber. Insgesamt stellt sich der Arbeitsmarkt damit auch im November weiterhin als relativ robust dar. Die Problembereiche (Baugewerbe, Finanzsektor) bremsen zwar die Gesamtentwicklung (das verarbeitende Gewerbe zählt nicht, da hier wegen des Strukturwandels fast in jedem Monat Beschäftigung abgebaut wird). Etwaige Ansteckungseffekte auf andere Branchen und damit auf die Volkswirtschaft insgesamt lassen sich aber weiterhin nicht erkennen. Wir gehen auch nach dem heutigen Arbeitsmarktbericht davon aus, dass die US-Wirtschaft im laufenden vierten Quartal und im kommenden ersten Quartal 2008 nur schwache BIP-Wachstumsraten aufweisen wird, da bereits verschiedene Indikatoren für Oktober (bspw. Einnahmen und Ausgaben der privaten Haushalte, Industrieproduktion) einen schwachen Start in das laufende Quartal signalisiert haben.

4. Trotz der weiterhin robusten Entwicklung am Arbeitsmarkt, zuletzt steigender Aktienmarktindizes und (leicht) fallender Benzinpreise hat sich im Dezember gemessen am Konsumklima der Universität von Michigan die Stimmung der privaten Haushalte zum dritten Mal in Folge verschlechtert. Der Index fiel wie von uns erwartet von 76,1 auf 74,5 Indexpunkte. Einer verbesserten Lageeinschätzung (hier kamen die oben genannten Argumente wohl zur Geltung) stand eine verschlechterte Einschätzung der zukünftigen Entwicklung gegenüber. Mit 63,2 Punkten ist die Erwartungskomponente auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 1992.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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