Kommentar
07:20 Uhr, 22.11.2018

US-Wirtschaft: Zwei Faktoren schwächen ab 2019

Bisher spüren vor allem Europa, China und Japan Gegenwind. Die USA segeln hingegen mit viel Rückenwind voran. 2019 wird sich das ändern.

Die Korrektur, die wir aktuell am Markt sehen, ist nicht nur einfach eine Laune der Anleger, die sich ohne Grund für Verkäufe entschieden haben. Es gibt viele und gute Gründe für Gewinnmitnahmen. Diese Gründe sind fundamentaler Natur.

Als die Korrektur im Oktober begann, ging das Rätselraten los. Sind es die Zinsen, die Inflation oder die Wahlen, die für Verkäufe sorgen? Keiner konnte die Frage so richtig beantworten. Die Antwort ist jedoch viel einfacher als komplizierte Konstruktionen aus Zinsängsten und politischen Komplotten.

Unternehmen werden es im kommenden Jahr mit einer Vielzahl von Problemen zu tun haben. Diese Probleme werden das Gewinnwachstum senken. Am Ende lassen sich steigende Kurse nur rechtfertigen, wenn auch die Gewinne sprudeln. Genau daran kommen jetzt Zweifel auf.

Das blieb bisher recht unbemerkt, denn die daueroptimistischen Analysten hielten bis zuletzt an ihren fast schon obszönen Prognosen fest. Sie schienen ewig hohes Gewinnwachstum anzunehmen. Je mehr die aktuelle Berichtssaison fortschreitet, desto offensichtlicher wird der Trugschluss.

Mehr und mehr Unternehmen korrigieren ihre Prognosen. Analysten folgen und erstmals seit Sommer 2017 werden die Prognosen für das Gewinnwachstum merklich gestutzt. Endlich. Denn das Gewinnwachstum wird einen ordentlichen Dämpfer erhalten.

Dafür sind viele Faktoren verantwortlich. Einer davon ist der Dollar. Der Dollar wertet seit einiger Zeit wieder auf. Das hat direkten Einfluss auf die Gewinne. 45 % der Umsätze der S&P 500 Unternehmen werden im Ausland erzielt. In Dollar gerechnet verlieren diese Umsätze an Wert, wenn der Dollar aufwertet.

Es ist daher auch kein Wunder, dass Gewinnwachstum und Dollarindex Hand in Hand gehen (Grafik 1). Die Korrelation ist nicht perfekt. Gewinnwachstum hängt ja nicht nur vom Dollar ab, sondern auch von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Das ist ein Grund, weshalb der Dollar aktuell noch nicht durchschlägt.


In den USA herrscht noch Konsumfreude, ganz gegen den Währungstrend. So absurd es klingt, aber ein starker Dollar und Konsumausgaben vertragen sich nicht (Grafik 2). Es ist ein Wunder, dass sich Konsum und Unternehmensgewinne bisher kaum beeinträchtigt gezeigt haben.

Generell ist die Systematik aber immer die gleiche. Der Dollar wertet auf. Das senkt die Auslandsumsätze und Gewinne. Wenn beides schrumpft oder weniger stark wächst, wird auch weniger investiert. Es werden weniger Stellen geschaffen und der Konsum kann nicht so schnell wachsen wie bisher.

Trumps Wirtschaftspolitik hat diesen ewigen Zyklus bisher verdeckt, wobei ein Teil der Dollaraufwertung genau auf diese Politik zurückzuführen ist. Im kommenden Jahr ebbt der Rückenwind für die Wirtschaft ab. Diese steht dann aber mit einem stärkeren Dollar da. Es kommt nicht nur einfach zu Gegenwind, sondern gleich Gegenwind in zweifacher Hinsicht. Die Konjunktur wird nicht mehr durch Sondereffekte angeschoben und der Dollar bereitet den Unternehmen zu schaffen. Das ist mehr als Grund genug für eine gesunde Korrektur der Aktienkurse.

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  • CKT7985
    CKT7985

    Wo segeln die Amerikaner voran ?
    Wollen oder können sie den Bärenmarkt in alle Indizes nicht sehen, insbesondere im S&P500?Ihre Prognose wird doch längst eingepreist...

    Schon amüsant, wenn man aus der Gegenwart am Markt Projektionen und Vorhersagen macht, die längst vorweg und antizipiert sind. Grandiose Leistung...

    19:28 Uhr, 22.11.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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