US-Wirtschaft braucht statt Schmerzmittel etwas Anregenderes
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Zürich (GodmodeTrader.de) - Es ist Zeit für einen Zinsschritt in den USA. Diese Ansicht vertritt Enzo Puntillo, Head of Fixed Income beim Asset Manager GAM in Zürich: „Das Quantitative Easing und die Nullzinspolitik in den USA haben ihre Schuldigkeit getan. Inzwischen ist kein zusätzlicher Nutzen beider Instrumente mehr erkennbar. Die Fed sollte daher aufhören, der US-Wirtschaft Schmerzmittel zu verabreichen und stattdessen auf etwas Anregenderes setzen.“ Eine Zinserhöhung im Dezember ist dann auch sehr wahrscheinlich. Nach der Veröffentlichung des letzten Fed-Protokolls sei an den Märkten eine Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt von zwei Dritteln eingepreist.
Zwar sei die Konjunktur in den USA derzeit nicht besonders stark – weder absolut betrachtet noch im Vergleich mit früheren Konjunkturzyklen, erläutert der Experte. Strukturell hänge dies mit dem niedrigeren demographisch bedingten Wachstum und der geringeren Produktivität zusammen. Auf kürzere Sicht entstünde Gegenwind für die Wirtschaft durch die zurückhaltenden Investitionen im Ölsektor, das nachlassende Wachstum der Weltwirtschaft und den starken US-Dollar.
Doch auch vor diesem Hintergrund müsse eine Zinserhöhung das Wirtschaftswachstum nicht unbedingt dämpfen, argumentiert Puntillo. Er empfiehlt, einen oft vernachlässigten Wirtschaftsfaktor in die Betrachtung einzubeziehen: das Zinseinkommen der Privathaushalte. „Wenn man sich den vorigen Zinserhöhungszyklus der Fed anschaut, sieht man, dass dieser zu einem Anstieg der Haushaltseinkommen um 4 bis 4,5 Prozent geführt hat.“ Zwar sei es unwahrscheinlich, dass die Zinsen im aktuellen Zyklus auf ein ähnlich hohes Niveau steigen könnten, so Puntillo weiter. Dennoch würden höhere Zinsen die Haushaltseinkommen erhöhen, ohne dass sich dadurch die Schulden zu stark verteuerten. Insgesamt könne dieser Effekt das Wachstum stützen.
Darüber hinaus müsse man zwischen dem ersten Zinsschritt der Notenbank und dem Beginn der geldpolitischen Straffung unterscheiden, so Puntillo weiter. Die Reaktion der Märkte auf eine Änderung der Geldpolitik erfolge üblicherweise nicht erst zum Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung, sondern bereits nach deren Ankündigung. „Diesmal hat die Straffung bereits im Jahr 2013 begonnen – und zwar mit der Ankündigung des Tapering im Jahr 2013“, so Puntillo. „Zu dieser Zeit fand bereits eine Anpassung der Terminzinsen um ein bis zwei Prozentpunkte statt.“
In der Vergangenheit habe die erste Zinserhöhung durch die Fed jedoch häufig dazu geführt, dass der US-Dollar an Stärke eingebüßt habe. „Ob der Dollar-Wechselkurs allerdings auch diesmal sinken wird, ist fraglich, denn andere Zentralbanken werden voraussichtlich noch eine Weile brauchen, bis sie die Zinsen anheben.“
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