Kommentar
08:55 Uhr, 08.11.2016

US-Wahlen: Welche Partei ist besser für Aktien?

Der Countdown läuft. Morgen wissen wir, wer der neue Präsident der Vereinigten Staaten ist. Wer auch immer gewinnt, es wird kurzfristig viel Bewegung am Markt geben. Das muss kein Vorbote für die ganze Amtszeit sein.

Viele beklagen sich, dass die zwei zur Wahl stehenden Kandidaten eigentlich unwählbar sind. Alternativen gibt es trotzdem nicht. Die drei Kandidaten der kleinen Parteien (Libertarian Party, Green Party, Constitution Party) sind keine wirklichen Alternativen. Sie haben weder ein belastbares Programm – sofern sie überhaupt eines haben – noch scheinen die Kandidaten besonders gut informiert.

Neben den zwei Haupt- und drei Nebenkandidaten gibt es noch knapp zwei Dutzend weitere Anwärter. Einen Großteil davon kann man nicht wirklich ernst nehmen. Dazu gehört wohl auch Joe Exotic (Bewerbungsvideo hier: gmtr.ly/VyOUaRIxf). So wird es wohl oder übel an einer der zwei großen Parteien hängen, das Land in den kommenden vier Jahren zu regieren.

Seit über 100 Jahren teilen sich zwei Parteien die Macht. Grafik 1 zeigt den Verlauf des Aktienmarktes unter der Präsidentschaft der jeweiligen Partei. Vor 1870 wechselten sich mehrere Parteien an der Spitze ab. Das politische System verdichtete sich trotz einer höheren Vielfalt zu Beginn relativ schnell zu einem Zweiparteiensystem.

Auf den ersten Blick kann man nicht erkennen, welche Partei besser für die Börse ist. Generell wird den Demokraten zugesprochen, dass die Börsen unter ihrer Präsidentschaft besser laufen, doch um das zu sehen, muss man etwas mehr in die Details gehen.

Das macht Grafik 2. Die Abbildung zeigt, wie sich der S&P Index unter der Präsidentschaft e:iner jeweiligen Partei entwickelt hat. Ist die Linie einer Partei horizontal, bedeutet das, dass die Partei nicht an der Macht war. Der Index bewegt sich daher in dieser Zeit nicht und läuft einfach unverändert weiter.

Die Parteien bzw. Bündnisse, die es zu Beginn des präsidialen Systems gab, sind heute größtenteils nicht mehr vorhanden. Bewegung zeigen nur noch der Index der Demokraten und der Republikaner. Über die Dauer von knapp 200 Jahren kann man einen klaren Gewinner feststellen: die Demokraten.
Die Börse zeigt in fast allen Amtszeiten von einem Demokraten eine positive oder zumindest neutrale Entwicklung. Ausnahmen waren die Amtszeiten von Franklin Pierce und James Buchanan (1853-1861). Es ging mit der Börse steil bergab. Das kann man den Präsidenten nicht unbedingt eins zu ein anlasten. Im Jahr 1857 kam es zu einer globalen Panik, nicht zuletzt wegen einer Spekulationsblase bei Eisenbahnaktien.

Die schlechte Performance, die unter Pierce und Buchanan angesammelt wurde, konnte erst 100 Jahre später wieder komplett ausgebügelt werden. Danach ging es steil bergauf. Unter demokratischen Präsidenten konnte sich der Aktienindex insgesamt verdreiundzwanzigfachen. Bei den Republikanern sieht es deutlich schlechter aus. Hier stieg der Index um den Faktor 7,2.

Die beiden Zahlen sind durchaus miteinander vergleichbar, da beide Parteien in etwa gleich lang an der Macht waren. Im Durchschnitt konnte man unter demokratischen Präsidenten mit einer Jahresperformance von 3,84 % rechnen. Unter den Republikanern liegt dieser Wert bei 2,37 %. Die Verantwortung für die niedrigere Performance kann man nicht allein den Präsidenten anlasten. Die Übertreibung in den 1920er Jahren wurde vielleicht politisch nicht verhindert, aber auch nicht durch den Präsidenten verursacht.

George W. Bush erbte einen Markt nach der Jahrtausendwende, der sich im Sturzflug befand. Die Internetblase platzte und die Anschläge auf das World Trade Center verstärken die Unsicherheit zusätzlich.

Die großen Bewegungen des Aktienmarktes sind häufig eher zufällig unter die Präsidentschaft einer der beiden Parteien gefallen. Man kann zwar sagen, dass die Börse im Durchschnitt unter Demokraten besser performte, aber statistisch signifikant ist das nicht, wenn man bedenkt, woher die positive oder negative Performance kommt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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