Kommentar
16:20 Uhr, 31.07.2019

US-Wachstum: War Q2 nun gut oder schlecht?

2,1% Wachstum im zweiten Quartal klingt gut, ist aber eine deutliche Verlangsamung von den 3,1% zu Jahresbeginn. Daher streiten sich die Geister, ob die Zahlen gut oder schlecht waren.

Je nachdem, wen man fragt, werden die Zahlen als gut oder schlecht interpretiert. So klar lassen sie sich aber nicht kategorisieren. Sie waren vielmehr beides, gut und schlecht. Das ist zwar irgendwie die Quadratur des Kreises, beschreibt die Wachstumszahlen allerdings ganz gut.

Die Zahlen waren aus mehreren Gründen gut. Zunächst ist positiv, dass das Wachstum überhaupt bei mehr als 2 % lag. Der Konsens ging von einem Wachstum von unter 2 % aus. Die Mehrheit erwartete 1,8 %. Dieser Wert wurde deutlich übertroffen.

Zu verdanken hat das die Wirtschaft den Konsumenten. Der Privatkonsum wuchs gegenüber dem ersten Quartal um annualisiert 4,3 %. So hohes Wachstum sieht man selbst im Konsumland Nummer 1 nur selten. Der Konsum macht über zwei Drittel der Wirtschaftsleistung aus. Wenn es hier rund läuft, ist fast alles in Ordnung – aber eben nur fast. Wenn der Konsum so wichtig ist, wie kann es da sein, dass das Wachstum nur bei 2,1 % lag und nicht deutlich höher?

Das lag am negativen Wachstum bei den Investitionen und den Exporten (Grafik1). Die Investitionen brachen so stark ein wie seit 8 Jahren nicht mehr. Das Exportwachstum war das zweitschlechteste seit der Finanzkrise.


Da das Wachstum hier so stark negativ war, drückte es das Gesamtwachstum deutlich. Es wäre sogar unter 2 % gefallen. Der Staat rettete das Wachstum aber noch einmal. Die Staatsausgaben wuchsen um 5 %. Das reichte, um das Gesamtwachstum um 0,85 Prozentpunkte nach oben zu hieven (Grafik 2).

Ohne den Konsumexzess des Staates hätte das Wachstum bei 1,25 % gelegen. Das ist ziemlich niedrig. Daher kann man die Zahlen auch als schlecht interpretieren. Ganz fair das ist nicht. Der Staat trägt seit 2014 recht konsistent zum Wachstum bei, im Durchschnitt 0,25 Prozentpunkte. Normalisiert lag das Wachstum dann bei 1,5 %.

Wenn man schon normalisiert, muss man auch an den Investitionen etwas herumschrauben. Diese fielen, weil die Lager geräumt wurden. Im ersten Quartal wurde viel produziert, aber nicht verkauft. Im zweiten Quartal wurde weniger produziert, dafür mehr verkauft. Lagerbestandsveränderungen werden als Investitionen gezählt.

So kann man das Wachstum wieder guten Gewissens bei 2 % ansetzen. Das ist immer noch eine stattliche Verlangsamung, doch diese musste man auch erwarten. Die Steuersenkungen Anfang 2018 verpuffen so langsam.

Wenn man die Zahlen mit einem Wort beschreiben wollte, dann wäre es wohl dieses: Hängepartie. Die Zahlen geben weder eindeutige Entwarnung noch zeigen sie zweifelsfrei, dass sich die US-Wirtschaft über das Normalmaß hinaus abkühlt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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