Kommentar
08:00 Uhr, 06.03.2015

US-Wachstum: Hier stimmt etwas nicht

Das US Wachstum konnte sich zuletzt nicht mehr beschleunigen. Es ging sogar zurück. Trotzdem schwärmen alle vom US Wachstum. Irgendwie geht diese Rechnung nicht auf.

Die Rechnung geht vor allem deshalb nicht auf, weil der Konsum lahmt. Dieser war im vierten Quartal 2014 ungewöhnlich schwach. Teils liest man zwar anderes, die Jahreswachstumsrate ging Ende 2014 aber auf 3,6% zurück. Für den Dezember war das der schwächste Wert nach Ende der großen Rezession. Beobachter machen sich darüber kaum Sorgen. Im Februar lag das von der Uni Michigan erhobene Konsumklima über den Erwartungen. Im Vergleich zum Januarwert von 98,1 Punkten sank der Index jedoch merklich auf 95,4 Punkte.

Ein Grund für den leichten Rückgang sehen Analysten in den Ölpreisen. Diese waren wieder ein klein wenig gestiegen. Die Gallone Benzin kostete wieder mehr. Das ist etwas, was jeder sofort sieht und spürt. Das ist damit noch keine Trendwende im Sentiment.

Zwischen Sentiment und Konsumausgaben ergibt sich derzeit eine beachtliche Divergenz. Während der Index der Verbraucherstimmung knapp unter 100 steht – so hoch wie schon lange nicht mehr – hinkt der Konsum hinterher. Er ist sogar rückläufig. Im Normalfall gehen Sentiment und Konsum im Gleichschritt.

Mit etwas Fantasie kann man dem Sentiment Index eine Vorlaufindikatorfunktion zuschreiben. So bewegte sich der Index tendenziell abwärts, bevor die große Rezession kam und die Konsumausgaben nicht mehr stiegen. Ist dem tatsächlich so, dann sollten die Amerikaner im Januar ordentlich konsumiert haben. Die Divergenz zwischen Verbraucherstimmung und Konsumdaten würde sich wieder schließen. Das hat sie nicht.

Die Januardaten verdienen besondere Aufmerksamkeit. Das Wachstum sollte im Idealfall im Vergleich zum Vorjahresmonat um über 4% betragen. Ist es deutlich weniger (im Bereich von 3%), dann droht der US Wirtschaft wie im vergangenen Jahr ein schlechtes erstes Quartal. 2014 war das Wachstum im ersten Quartal negativ. Um das zu verhindern und zumindest das Wachstum von Q4 2014 zu halten, sollte der Konsum schon um 4% oder mehr zulegen. Mit den Januardaten lässt sich auch eine erste gute Prognose für das Wirtschaftswachstum in Q1 2015 machen. Derzeit reichen die Schätzungen noch von 2 bis über 3%.

Den Daten zufolge ist der Konsum im Januar um 3,6% im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Das liegt genau inmitten der zwei aussagekräftigen Werte von 3 und 4%. Ein schlechtes Quartal wie vor einem Jahr ist damit nicht zu erwarten. Eine Beschleunigung des Wachstums gibt es jedoch auch kaum. Ende 2014 lag es bei 2,2%. Für Q1 2015 deutet sich eine leichte Verbesserung an. Ein Wachstum über 2,5% lässt sich bisher noch nicht ableiten. Fällt das Quartal nur unwesentlich besser aus als das letzte, dann haben Anleger wieder Grund genug an einer baldigen Zinserhöhung zu zweifeln.

Apropos Zinserhöhungen: die FOMC Mitglieder äußerten sich in der vergangenen Woche höchst unterschiedlich zum Zeitplan. Die einen wollen ab Jahresmitte über eine Zinserhöhung nachdenken, andere sind da etwas optimistischer und sehen bis Juni die erste Anpassung. Wieder andere können sich auf ein Datum Ende des Jahres vorstellen. Damit nimmt die Streuung an möglichen Termin deutlich zu. Persönlich finde ich die von Vizepräsident Stanley Fischer vorgeschlagene Variante ganz gut: Zinserhöhung eher früher als später, dafür dann keine weiteren Erhöhungen in den Folgesitzungen. Das hat er natürlich nicht direkt vorgeschlagen. Man kann sich diese Variante aber gut denken. Damit würde die Fed den Zinsschritt wagen, den nun alle erwarten, sodass die Märkte nicht enttäuscht werden. Gleichzeitig hält sie den Effekt dieser Zinserhöhung nahe Null, wenn keine weiteren Anpassungen folgen.

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8 Kommentare

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  • Austrochris
    Austrochris

    Über 40 Millionen Essensmarkenbezieher über dem See !

    09:35 Uhr, 06.03. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Wer das nicht checkt was da abgeht , ist selbst schuld !!!

    09:34 Uhr, 06.03. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Last euch nicht enteignen und kauft Gold und Silber !!!!

    09:34 Uhr, 06.03. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Austrochris
    Austrochris

    Alleine die Arbeitslosenquote über dem See ist inoffiziell viel viel höher, wenn man die dazuzaehlt die sich nicht einmal arbeitslos melden. Und das sind Millionen !!!!!!

    09:33 Uhr, 06.03. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Dieser Auszug aus einem Artikel eines deutschen Prof. sagt alles aus über die Zinserhoehungen die nicht stattfinden werden !!!

    Wir lassen uns alle " verarschen " von der Fed um es mal nüchtern zu sagen :

    Dass die Fed zögert, die Zinsen anzuheben, ist verständlich: Die Mitglieder ihres Ausschusses haben kein Interesse daran, dass das internationale Schuldgeldsystem, das auf dem US-Dollar aufgebaut ist, Schiffbruch erleidet. Sie versuchen sich daher an folgendem Balance-Akt:

    Würde sich die Markterwartung durchsetzen, dass die Zinsen auf ewig niedrig bleiben, fiele die Nachfrage nach Schuldpapieren - und das Schuldgeldsystem könnte kollabieren. Erwarten Sparer und Investoren hingegen, dass die Zinsen nur vorübergehend niedrig sind und bald wieder "normalisiert" werden, ist die Chance groß, dass sie nicht sogleich ihre Termin- und Spareinlagen, Lebensversicherungen und Rentenfondsanteile verkaufen, sondern daran festhalten.

    Der Fed muss es daher gelingen, die Erwartung zu schüren und wachzuhalten, dass künftig die Zinsen angehoben werden. Gleichzeitig wird der Zeitpunkt der Zinssteigerungen immer weiter in die Zukunft verschoben. Damit die Probleme der weltweiten Dollar-Verschuldung nicht zum Vorschein kommen, müssen die Zinsen niedrig bleiben.

    09:31 Uhr, 06.03. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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